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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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Treibholz gesammelt, Sandburgen gebaut und mit Muscheln verziert. Später hatten sie endlose Spaziergänge am Strand unternommen. So endlos wie ihnen damals überhaupt der Sommer, das Leben und die Liebe vorgekommen war. Keiner von ihnen hatte sich vorstellen können, dass diese Zeit verginge, dass ihr gemeinsamer Besitz an Gefühl und Erinnerung verschwände wie der feinkörnige Sand unter den ersten längeren Wellen, welche die Flut ankündigten.
    David. Der immer lachende David, bei dem jeder zweite Gedanke etwas mit Abenteuer und Streichespielen zu tun gehabt hatte, eine englische Ausgabe von Huckleberry Finn.
    Er hatte sich verändert. Aus dem schlaksigen Jungen war ein attraktiver Mann geworden, dem allerdings immer noch die dunklen Locken ins Gesicht fielen. Als sie daran dachte, wie nutzlos sein stetes Bemühen gewesen war, die Haarsträhnen vom Gesicht fernzuhalten, musste sie lächeln.
    Es war die erste Liebe gewesen, romantisch, stürmisch, fröhlich und unbeschwert. Sie waren Hand in Hand über den Strand gelaufen, sie waren gerannt, hatten sich in den Sand fallen lassen, sich eingegraben, bis nur noch der Kopf herausgeragt hatte. Und sie hatten sich geküsst. Küsse, die nach Sonne, Salz, Wind, nach den Sensationen von Liebe und Sehnsucht geschmeckt hatten.
    Der Strand war ihre Welt gewesen, die Boote, die Muscheln, die Möwen, die über ihnen durch das Blau schwebten, so frei und unbeschwert wie sie selbst.
    Es war in den letzten Sommerferien vor ihrem sechzehnten Geburtstag gewesen. Als sie wieder nach Deutschland zurückfahren musste, hatten sie beschlossen, sich so schnell wie möglich wiederzusehen. Es war keine Entscheidung gewesen, sondern eine Notwendigkeit. Weil sie sich zusammengehörig fühlten wie Sonne und Mond.
    Und dann hatte sich ihr Leben auf den Kopf gestellt. Nichts war mehr wie früher. Der Alltag hatte Stück für Stück seine Ordnung verloren.
    David hatte viele Briefe geschrieben, aber Susanna hatte ihm nicht mehr antworten können. Nach dem elften oder zwölften unbeantworteten Brief war er mit dem Flugzeug nach Frankfurt gekommen. Er hatte eine andere vorgefunden, unerreichbar, ohne Bewusstsein für die Schönheit und Freiheit des Strandes. Er war nach kurzer Zeit zutiefst enttäuscht nach England zurückgekehrt.
    Susanna zog die Schublade des Sekretärs auf und griff hinein. Ihre Finger umschlossen eine weiße Muschel, zart geriffelt die Oberfläche, kleine Zacken an den Rändern. Wie viele davon hatte sie aufgelesen? Nur diese war übrig.
    Ihre Gedanken wanderten weiter, und nun drängten sich schmerzliche Erinnerungen an das spätere Treffen in den Vordergrund.
    »Kommst du morgen mit mir zum Meer?«
    Fast war sie über seine unvermittelte Frage erschrocken gewesen.
    So war David. Er war immer auf das Leben zugegangen, während sie damals schon auf der Flucht gewesen war.
    »Ja, ich werde mit dir zum Meer fahren.«
    Da war diese Hoffnung gewesen, diese unerlaubte, unerhörte Versuchung. Konnte sie die vergangenen drei Jahre einfach auslöschen?
    Beschwingt war sie an diesem Abend unter die Decke geschlüpft, hatte sich auf den nächsten Morgen gefreut und den Geräuschen im Haus gelauscht, bis sie eingeschlafen war.
    Sie waren am nächsten Morgen mit einem Picknickkorb losgefahren. Die Fahrt zum Strand hatte sie aufgewühlt. Sie hatte David von der Seite angeschaut, als er konzentriert den Wagen über die kurvenreiche Straße steuerte. Sie hatte etwas über ihr Vorhaben, Kunstgeschichte zu studieren, erzählt und den Schilderungen über sein Studium der Geschichte zugehört. Vorsichtig hatten sie sich beide weiter aufeinanderzugetastet und einen großen Bogen um die vergangenen Ereignisse geschlagen.
    Oberhalb einer Bucht hatte David angehalten und über die Uferlandschaft gezeigt. Es war ihr Strand. Sie hatte vergessen, wie schön es hier war. Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt. »Wir könnten hier zusammen leben, meinst du nicht?«
    Die Frage hatte sie überrascht, erschreckt und gleichzeitig glücklich gemacht. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Als sie mit der Antwort zögerte, beugte er sich zu ihr, und sie wusste, er würde sie küssen. Als ihre Lippen sich fast berührt hatten, war da das andere gewesen.
    Jener andere Kuss.
    Der Judaskuss, der den Vertrauensbruch inmitten all dieser Menschen fast beiläufig gefeiert hatte. Es waren nur einige Monate seitdem vergangen.
    David hatte ihre Abwehr gespürt. »Was ist mit dir? Ich bin glücklich, dich wieder bei mir

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