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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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der Vergangenheit drei Selbstmorde mit Sprüngen von einer Brücke und einen, bei dem die näheren Umstände uns nicht bekannt sind. Nur im Fall van der Neer gibt es die erwähnte Aufzeichnung des Anrufbeantworters. Die Auswertung der Telefonverbindungen der anderen Todesopfer zeigt, dass bei allen kurz vor ihrem Tod Anrufe durch Mobiltelefone eingegangen waren, ausnahmslos von Geräten, die gestohlen wurden oder verlorengegangen waren.« Frau Kurz machte eine Pause und wanderte mit den Augen auf ihren Notizen nach unten.
    Lea trank den Rest des reichlich starken Kaffees aus und goss sich aus einer Thermoskanne nach. Sören hatte inzwischen den Teller mit Keksen, der in seiner Nähe stand, fast geleert. Sandra Kurz orientierte sich am nächsten Blatt ihrer Notizen und sprach weiter: »Alle Toten waren Frauen, die sich schon häufiger in schwierigen Lebensphasen befunden hatten. Sie hatten verschiedene Therapien in Anspruch genommen und fühlten sich zu esoterischen Themen hingezogen. Sie stammten aus vermögenden Familien oder hatten eigenes Kapital, das sie mittels einer Verfügung dem ISG vermacht haben.« Sie wandte sich an Kommissar Bender: »Hier hätten wir das Tatmotiv, denke ich.«
    »Gut möglich«, pflichtete dieser ihr bei, »Gier bleibt immer aktuell.«
    Frau Kurz fuhr fort: »Alle Verfügungen sind handschriftlich, keine von den Frauen war beim Notar oder einem Anwalt.« Sie blätterte erneut eine Seite weiter. »Auf dem USB-Stick, den eine bisher unbekannte Person an Frau Doktor Johannsen geschickt hat, haben wir eine Liste mit den Initialen der Selbstmordkandidaten samt Todestag sowie einem Vermerk verschiedener größerer Summen entdeckt. Diese haben wir mit den Hinterlassenschaften der Toten an das ISG und dementsprechende Einrichtungen in England verglichen.«
    Die Personen im Raum, die diese Details noch nicht kannten, verfolgten gebannt die neuen Informationen. Dass draußen der Sonnenschein einem Platzregen gewichen war, bemerkte niemand.
    »Die Erbschaften stimmten mit den größeren Summen überein, die kleineren Beträge sind ein zehnprozentiger Anteil dieser Summen, und zwar bei allen.«
    »Und was heißt das nun?« Sören runzelte kritisch die Stirn.
    »Es könnte sich um Anzahlungen oder Provisionen handeln, aber das ist bislang nur eine Vermutung. Ein interessantes Detail gibt es dazu: Frau Jemina Faradiz hat vor drei Monaten einen dieser kleineren Beträge überwiesen bekommen. Ein Kollege ist bereits unterwegs zu ihr.«
    Nun ergriff Bender das Wort: »Dass die Schenkungsvereinbarungen handschriftlich getroffen wurden, stimmt zwar, allerdings hatte Frau van der Neer vor, einen Notar aufzusuchen. Am Tag ihres vermeintlichen Selbstmordes hatte sie frühmorgens einen Termin für den gleichen Tag vereinbart bei einem gewissen Herrn Wildhaupt, ihrem Notar in Frankfurt. Die Kanzlei befindet sich in der Gartenstraße 24. Er wurde bereits befragt, ob Frau van der Neer ihm einen Hinweis für den Anlass ihres Besuches gegeben hatte, aber das war leider nicht der Fall. Den Termin hat eine Sekretärin vergeben, die recht neu ist und auch Frau van der Neer nicht kannte.« Er machte eine Pause und sprach dann weiter. »Frau van der Neer selbst hat ein Dokument bezüglich ihres Vermögens nur drei Tage vor ihrem Tod verfasst, es ging der Kanzlei per Post zu. Vielleicht wollte sie es notariell beglaubigen lassen, vielleicht aber auch abändern. Das wissen wir nicht. Wir können nur spekulieren, dass der geplante Besuch beim Notar etwas mit dieser Vermögensvereinbarung zu tun hatte.«
    Es klopfte an der Tür. Bender bekam ein Fax hereingereicht, das er kurz überflog. »Na also, es läuft doch.« Er blickte in die Runde, seine Miene hatte sich deutlich aufgehellt. »Unsere Kollegen aus München haben Frau Schlüter ausfindig gemacht. Wir erwarten sie morgen hier in Mainz.«
    Lea griff nach Sörens Hand. Sie fühlte sich wie in einem Thriller im Kino, der seinem Höhepunkt unausweichlich entgegenläuft. Sandra Kurz ergriff erneut das Wort. Nicht die geringste Anspannung war ihr anzumerken, stellte Lea erstaunt fest, die beeindruckt beobachtete, wie die junge Beamtin konzentriert die Ermittlungsergebnisse strukturierte und Problemstellungen bearbeitete.
    Kurz warf einen prüfenden Blick in Leas Richtung. »Wie geht es Ihnen? Wieder besser?«
    »Ja, danke, es geht wieder, Ihr Kaffee mobilisiert sämtliche Reserven.«
    In der Tat war der Kaffee so stark, dass man eine halbe Stunde nach dem letzten Schluck

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