Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
klären wir unter vier Augen!«
Der Kriminalassistent wirkte verunsichert, aber als Lea lächelte, zeigte er nur auf die laufende Kamera. Lea ließ sich nicht irritieren, die Kriminalpolizei konnte das mit dem Surflehrer ruhig wissen. »Ich habe wirklich surfen gelernt, Wasserstart.«
»Den du aber trotzdem nicht kannst! Also wirklich, so ein schlechter Surflehrer.« Sören machte eine missbilligende Geste.
Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern in die Richtung Martin Münnigs und konzentrierte sich wieder.
»Da war noch etwas, ein Anruf, als ich im Büro saß.«
»Haben Sie einen Namen verstanden?«, übernahm nun von Helmstetten wieder.
»Nein, ich habe nur gehört, was Frau Schlüter dem Anrufer gesagt hat. Dass der Auftrag erledigt und das Geld auf ein Konto gegangen sei.«
Sören und Konstanze von Helmstetten tauschten bedeutungsvolle Blicke aus, und Lea sprach in Richtung der Videokamera weiter. Herr Münnig machte sich zusätzlich Notizen.
»Einige Zeit später kam diese andere Frau ins Büro, eine unsympathische Person. Ich sah sie dann später wieder in dem Zimmer, in das man mich eingesperrt hatte. Sie kam mit Marcion herein, hielt sich nicht lang mit höflicher Konversation auf, ja verhöhnte mich. Ich sei genauso naiv wie Frau van der Neer, dieses Prinzesschen, etwa so in der Art drückte sie sich aus. In diesem Moment bekam ich den Verdacht, dass es sich um Ellen Jabowski handeln könnte, von der mir Johannes und Alexander van der Neer ausführlich erzählt hatten. Sie hat es sogar mitbekommen, dass ich sie erkannte, aber merkwürdigerweise schien es ihr egal zu sein. Im Gegenteil, sie triumphierte.«
»Wie war das mit dem Einstich?«, fragte Konstanze von Helmstetten.
»Diese Ellen kam auf mich zu, und plötzlich hatte sie eine Spritze in der Hand.«
»Hat sie gesagt, warum Sie eine Spritze bekommen sollen?«, ergänzte Martin Münnig. Seine Stimme war fester geworden, er hatte sich in seine neue Rolle hineingefunden.
»Nein, sie hat nichts gesagt, die Anweisung mit der Injektion hat Marcion gegeben, und die beiden Typen, die mich festgehalten haben, reagierten ebenfalls auf seine Anweisungen. Ehe ich mich versah, war sie mit der Kanüle in meiner Armvene und spritzte mir das Mittel.« Lea sah Sören an. »Das war so erniedrigend! Ich habe versucht, mich zu wehren, aber es hatte überhaupt keinen Sinn. Diese beiden Typen waren richtige Gorillas, so wie man sich Türsteher vor einem Nachtclub vorstellt.«
»Die werden ihren Anteil an der Strafe schon bekommen«, beruhigte Sören seine Frau, ohne zu wissen, ob es dazu kommen würde.
Ungefähr eine Stunde später waren sie mit dem Videoprotokoll fertig. Alle Beteiligten fühlten sich ausgelaugt.
»Und was jetzt?« Lea richtete die Frage an Herrn Münnig.
»Nun, ich denke, dass die Kollegen versuchen werden, Beweismaterial im ISG sicherzustellen. Frau Schlüter wird von München nach Mainz gebracht, die Fahndung nach Herrn Schäfer und der Mitarbeiterin, die Ihnen die Spritze verabreicht hat, wird veranlasst, sollten sie nicht im ISG anzutreffen sein. Wir werden sehen, ob es sich dabei um Ellen Jabowski handelt. Frau Faradiz und Frau Hollmann werden vorgeladen zur Zeugenvernehmung.«
Herrn Münnigs Gesicht schien auf einmal kantiger und klarer konturiert. Ja, so schnell ging das mit dem Erwachsenwerden, dachte Lea.
»Ich muss jetzt leider den Rückweg antreten.« Frau von Helmstetten blickte auf ihre Uhr, die bereits nach 14 Uhr zeigte. Die Stunden waren wie im Flug vergangen. Lea ging daraufhin um den Tisch herum und ergriff mit beiden Händen die rechte Hand der Frau, der sie ihr Leben verdankte. Oder wie sollte sie es nennen? Ihr neues Leben, ihr Weiterleben, die Fortsetzung ihres alten Lebens? Sie wusste es nicht. »Ich möchte Ihnen so sehr danken, Frau von Helmstetten! Dafür, dass Sie mir geglaubt haben, und dass ich mit Ihrer Hilfe diese gefährliche Situation lebend überstanden habe!«
Etwas verlegen zog Konstanze von Helmstetten ihre Hand zurück. »Ehrlich gesagt ist dieser Fall der erste dieser Art, und er stützt meine Hypothese über die bislang vernachlässigte Bedeutung der einzelnen Tranceebenen.« Sie holte tief Luft. »Allerdings war dies auch die dramatischste Fallstudie meiner bisherigen Laufbahn, und ich bin sehr glücklich über den Ausgang. Ich hoffe sehr, dass sich so etwas nicht wiederholt.«
»Das hoffe ich auch«, antwortete Lea. »Darf ich Sie mal zu uns nach Hause einladen? Ich würde Ihnen gerne
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