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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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ängstlich, und meine Großmutter kannte mich gut. Sie fing mit ihren Trollgeschichten an, die ich liebte, und ermahnte mich im weiteren Verlauf mit Blick auf Dinge, die ich mir sonst nie angehört hätte.«
    »Ah, ja.« Lea konnte sich ihren Ehemann durchaus als sommersprossigen Jungen vorstellen, an dem die meisten Erziehungsversuche abtropften.
    »Sag mal, diese Trolle … Ich dachte immer, Trolle sind so eine Art Zwerge, nur in größer?«
    Sören schnitt eine furchteinflößende Grimasse. »Uaahh! Das ist eine Verniedlichung ohnegleichen! Der gemeine Bergtroll zum Beispiel ist ein Riese mit der Fähigkeit, den Menschen Krankheiten anzuhexen, ihre Beine krumm werden zu lassen oder einen warzenartigen Ausschlag am Körper erscheinen zu lassen. Aber schlimmer noch ist der gemeingefährliche Höhlentroll. Das letzte Mal, als ich so einem Typen begegnet bin, hätte er mich fast in seinen Suppentopf geworfen.«
    »Also, jetzt glaube ich, dass du schummelst.« Lea piekste ihren Ehemann wiederholt in die Seite. Der konterte: »Hör auf damit! Du benimmst dich fast wie eine Nebeltrollfrau, die sind auch ganz besonders eklig und voll grünen Schleims.«
    Der Vergleich mit einer Nebeltrollfrau war zwar nicht das, was man jeden Tag hören wollte, doch Lea musste lachen.
    »Jedenfalls hat meine Großmutter mit ihrer Geschichte bewirkt, dass ich etwas mehr auf meine Eltern und vor allem auf meine Großmutter gehört habe und nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit in den Wald gelaufen bin. Nur noch am Tage.«
    »Wieso?«
    »Weil die Trolle nur im Dunkeln magische Fähigkeiten besitzen. Ist doch klar.«
    Lea knipste die Lampe aus.
    »Sie war eine kluge Frau, deine Großmutter.«
    »Das war sie. Und ihre Heidelbeertorte war phantastisch.«

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Der nächste Morgen begann wieder zu früh. Lea fand nur schwer aus tiefem Schlaf mit verworrenen Träumen heraus. Sie war enttäuscht, dass das Bett neben ihr leer war. Sören war bereits ins Krankenhaus gefahren. Frederike kam zu ihr ins Schlafzimmer. »Mama, mein Hals tut beim Schlucken so weh.«
    Mit einem Griff an die Stirn ihrer Tochter stellte Lea fest, dass diese offensichtlich Fieber hatte; die geröteten Augen und das blasse Gesichtchen zeigten ein krankes Kind. Die heisere Stimme tat ein Übriges. Für einen grippalen Infekt war es die passende Jahreszeit. Wie immer im Frühling und Herbst! Diese zählten eigentlich zu Leas bevorzugten Jahreszeiten, weil sie den Umbruch markierten. Sommer und Winter waren so ausgewogen. Im Frühling begannen die Elemente sich zu verwandeln, im Herbst ebenfalls. Aber es waren auch leider die Zeiten der Masseninfektionen. Mit Streptokokken, die Scharlach verursachten, und den mitunter gefährlichen Grippeviren.
    »Du bleibst heute im Bett.«
    Frederike machte ein mittelmäßig betrübtes Gesicht, denn die Vorstellung, nicht hinaus zu müssen in diesen kalten, dunklen Morgen, gefiel ihr. Vielleicht gab es später heiße Schokolade, und auf die Doppelstunde Mathematik an diesem Vormittag konnte sie auch ohne größeres Bedauern verzichten.
    »Du bist aber heute Vormittag alleine zu Haus«, warnte Lea ihre Tochter, »ich muss in die Praxis, und später fahre ich noch zum Polizeipräsidium.« Lea hatte sich vorgenommen, bei Franz Bender vorbeizuschauen.
    »Macht nichts, Mama, ich komm zurecht. Was willst du denn von deinem Kommissar?«
    »Von wegen ›mein Kommissar‹, ich habe doch Papa.«
    »Vielleicht reicht dir Papa nicht«, zog Frederike sie auf.
    »Du bist mir eine, wirklich krank kannst du eigentlich nicht sein.«
    »Doch, ganz wirklich, Mama, meine Stimme hört sich doch schrecklich schlimm an.« Frederike sprach mit betont leiser und krächzender Stimme, die mit jedem Wort mehr der Stimme des Raben in ihrer Schulaufführung glich.
    »Na gut, dann mach dir einen Halsweh-Tee und zieh dir einen Schal an und …« Frederike sauste schon in Richtung Küche, »und nicht zu viele DVDs, versprochen?«
    Frederike fühlte sich ertappt. »Nur eine, Mama. Oder vielleicht zwei?«
    Als Lea nickte, war die akute Halsentzündung schon auf dem Weg der Besserung. Sie stand auf und rief im Sekretariat der Schule an, um ihre Tochter für den heutigen Tag zu entschuldigen. Dann pfiff sie nach Lilly, steckte die Hundepfeife und die Hundekekse in die Taschen ihrer Jogginghose und lief los.
    Der Tag war noch nicht richtig angebrochen. Ein modrig-feuchter Geruch von Laub und Erde empfing Lea, der Weg hinunter zum Rhein war noch von den

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