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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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meine gesamte Familie vorstellen.«
    Jetzt lächelte Frau von Helmstetten. »Sehr gerne. Wir telefonieren.« Dann reichte sie auch Sören und Herrn Münnig zum Abschied die Hand.
    »Wir werden Sie über die Ereignisse auf dem Laufenden halten«, sagte dieser zu der Professorin, »als Entschädigung für Ihren Aufwand sozusagen.«
    »Das ist nett von Ihnen, Sie können einen Teil davon sicher später in einer internationalen Fachzeitschrift für Hypnoseforschung wiederfinden«, erwiderte Frau von Helmstetten.
    »Oh, wie schön, das werde ich mit Interesse verfolgen«, sagte Martin Münnig weltgewandt, und Lea staunte erneut über seine Metamorphose, die im Zeitraffer vonstattenging.
    Schließlich waren bloß Sören, Lea und Herr Münnig übrig.
    »Kommissar Bender, Frau Kurz und ich werden die Einzelheiten der Aufzeichnung sicher heute Abend noch durchsprechen«, sagte er.
    »Und dann?«
    »Wir werden uns melden, wenn es Neuigkeiten gibt.«
    »Das wäre schön, vielen Dank.«
    »Soll ich Sie nach unten begleiten?«
    »Nein, das ist nicht nötig, wir finden den Weg«, wehrte Sören ab, und sie verabschiedeten sich von dem jungen Kommissar.
    Vor dem Haupteingang des Präsidiums fing Lea wieder an zu sprechen. »Bin ich jetzt eigentlich noch irgendwie gefährdet?«
    »Was meinst du?« Sören verstand Leas Frage nicht auf Anhieb.
    »Ich meine, dass ich mich irgendwo hinunterstürze, wenn jemand anruft und irgendeine Zahl am Telefon von sich gibt.«
    »Das hoffe ich doch nicht.« Sören blieb stehen und hielt sie am Arm fest. »Du kannst dich doch an alles erinnern – da war kein anderer Befehl, oder?«
    »Nein, da war kein anderer Befehl.«

    Auf dem Nachhauseweg saß Lea schweigend auf dem Beifahrersitz, und auch Sören war mit seinen Gedanken beschäftigt.
    Das Abendessen verlief schweigsam. Marie murmelte so etwas wie: »Ich muss noch Vokabeln lernen«, und Frederike sagte: »Ich gehe heute mal früher ins Bett.«
    Lea schloss sich an und legte sich deutlich vor 22 Uhr hin. Die weiche Flanellbettwäsche, die wegen der kühlen Witterung zum Einsatz kam, duftete nach Flieder oder nach Hyazinthen oder sonstigen Blumen.
    Was für eine verrückte Geschichte!
    Sören kam aus dem Badezimmer und legte sich neben sie. »Ist jetzt alles wieder in Ordnung?«
    »Gute Frage«, entgegnete sie. »Wenn man es recht bedenkt, habe ich einfach nur Glück gehabt.«
    Sören blickte sie fragend an.
    »Na, wir denken immer, wir verstünden alles, sehen uns als Puppenspieler, die aufpassen, dass unsere Figuren nicht stolpern, nicht hinter der Kulisse verschwinden oder sich nicht in ihren Fäden verheddern; wir flicken sie auch wieder zusammen, wenn ein Teil ihres Körpers zerbrochen ist. Niemand von uns kommt auf die Idee, selbst eine Marionette zu sein. In einer Geschichte, die wir noch nicht einmal kennen.«
    »Verstehe«, sagte Sören und kuschelte sich ins duftende Kissen, »weißt du, welche Geschichte meine Großmutter mir immer erzählt hat?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Es war die Geschichte von einem kleinen Jungen«, fing Sören an, »der sich im Wald verirrte, weil er geglaubt hatte, er könne auch schon ein Holzfäller sein, er wüsste alles über den Wald und über das Fällen eines großen Baumes. Er wollte den erwachsenen Männern beweisen, dass er groß sei, keine Angst habe und sich im Wald auskenne. Nicht nur im Wald unmittelbar um das Dorf, sondern im ganz großen Wald, der weiten Wildnis.«
    Lea zog die Bettdecke bis ans Kinn. »Bitte erzähl weiter.«
    »Die Mutter, der Vater und seine Geschwister haben versucht, ihm das auszureden. Aber der Junge wollte selbstverständlich nicht auf sie hören. Er lief tief in den dunklen Wald, und natürlich verirrte er sich. Große, hässliche Trolle fingen ihn. Die waren furchtbar böse und fraßen Menschenfleisch.«
    »Das ist gruselig.« Lea verzog das Gesicht.
    »Ganz unvorstellbar grauenhaft«, verbesserte Sören. »Meine Großmutter war nicht zimperlich und hat mir so unmissverständlich klargemacht, dass man sich immer überlegen soll, welche Fähigkeiten man braucht, und welche man wirklich besitzt, um mit einer Situation fertig zu werden.«
    »Gab es einen Anlass für diese Geschichte?«
    »Ah, meine psychologisch geschulte Ehefrau. Ich hätte es wissen müssen! Ja, es gab einen Anlass. Ich war wohl ein recht übermütiger Junge, streifte bis zum späten Abend durch den Wald und zeigte wenig Neigung, auf die Ratschläge meiner Umgebung zu hören. Aber ich war durchaus etwas

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