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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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aufnehmen zu lassen.
    »Sie können zum Beispiel einen Einsteigerkurs machen, der Sie mit unseren spirituellen Methoden bekannt macht. Dieser beinhaltet Meditationen zur Harmonisierung von Gefühl und Verstand oder auch die Meditation zur Stärkung der Seelenenergie. Gefragt sind auch unsere hypnosegestützten Rückführungskurse, da gibt es jedoch eine längere Wartezeit.« Sie blickte auf ihren Bildschirm. »Wir haben Gebetskurse, die den Blick nach innen lenken und eine Aussicht auf den vorgegebenen Lebensweg ermöglichen …« Lea wurde aufmerksam. »Und natürlich noch viele andere Angebote. Für die fortgeschrittenen Kursteilnehmer bestimmt Marcion die weiteren Schritte.«
    Lea nickte. Nun sehen wir mal, wohin das Spiel führt, überlegte sie und begann langsam zu sprechen, als müsse sie sich überwinden, etwas zu erzählen. Sie hoffte, ihre spirituelle Bedürftigkeit deutlich genug zu demonstrieren.
    »Nun ja, ich … ich bin ausgepowert von den ständigen Anforderungen in Beruf und Familie. Ich habe keine Energie mehr. Jeder zerrt an mir herum, und ich habe mein … inneres Zentrum verloren.« Lea versuchte, ihrem Gesicht einen leidenden Ausdruck zu verleihen. Dana war anscheinend noch nicht überzeugt, sie zog abwartend die Augenbrauen in die Höhe. »In meiner Ehe stimmt es schon lange nicht mehr.« Lea machte eine bedeutsame Pause, die vermitteln sollte, wie unglaublich schwer es ihr fiel, gerade über dieses Problem zu reden und dafür professionelle Hilfe zu suchen. »Wissen Sie, der … innere Bezug zueinander ist verlorengegangen, wir leben nebeneinander her.« Lea hoffte, bei der grotesk verzerrten Darstellung ihres Ehelebens nicht vor Scham rot zu werden. »Und … und in meinem Körper fühle ich mich nicht mehr wohl.« Um ihr Leiden noch drastischer darzustellen, fügte sie hinzu: »Alt fühle ich mich.«
    Lea war der Überzeugung, genug Therapiebedürftiges angeboten zu haben, und schwieg gespannt.
    Aber bevor Dana sich äußern konnte, wurde die Tür des Büros geöffnet und eine weitere Frau, hochgewachsen mit hageren Gesichtszügen, betrat den Raum. Sie hatte sich ihre Lippen mit dunkelrotem Lippenstift exakt ausgemalt, was diese unvorteilhaft betonte. Lea schätzte sie auf Mitte vierzig.
    Schon wieder so ein Blick. Er war beinahe körperlich zu spüren, wie ein Metalldetektor. Die Frau wandte ihren Blick, ohne etwas gesagt zu haben, Dana zu und befahl dieser, ihr nach draußen zu folgen. Die Tür schloss sich hinter den beiden; man hörte, wie die Schritte sich entfernten.
    Was sollte das wieder bedeuten? Lea rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Dana hatte den PC angelassen, und Lea lehnte sich, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Schritte nicht ein Zurückkehren ankündigten, nach vorne über den Schreibtisch, um einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen. Sie konnte eine Art Anmeldeformular mit ihrem Namen und ihren Angaben erkennen. Lea rutschte um den Schreibtisch herum, um besser lesen zu können. Es war noch immer vollkommen still. Kurz entschlossen setzte sie sich auf den Stuhl vor dem PC und drückte auf die Return-Taste. Vielleicht kam sie auf diese Weise zur Liste der Kursteilnehmer? Offensichtlich meinte der PC es gut mit ihr, denn es zeigte sich ein Hauptmenü mit einem Button für »Kursverwaltung« auf dem Monitor. Im Suchfeld tippte Lea den Namen Susanna van der Neer ein. Der Bildschirm öffnete eine neue Datei. Lea begann zu lesen. Auf den Gängen vor dem Raum war es weiterhin still. Name, Anschrift, Empfehlung, Kursbelegung, Ergebnisse, Feedback. Lea beeilte sich, die Datenfülle aufzunehmen. Sie scrollte weiter nach unten.: Consolamentum 7. Oktober, Auftrag Thierry. Abruf datiert. Hinter dieser Eintragung stand die Summe von 274000 Euro, dahinter: Suizid, 10. Oktober.
    Lea war irritiert. Was hatte das zu bedeuten? Eine solch gigantische Summe, verbucht unter ›Consolamentum‹. Den Begriff hatte Elisabeth erwähnt. Was hatte er hier zu suchen? Und ›Abruf‹, von wem oder was? Leas Blick wanderte auf das Datum der Eintragung zurück. Sie hielt inne, ihr Blick war von etwas festgehalten worden. Lea holte tief Luft. Das konnte nur bedeuten, dass …
    In genau dem Moment, in dem sich in ihrem Kopf das Verstehen formierte, hörte sie Schritte, die sich schnell näherten. Es hörte sich nach mindestens zwei Personen an. Lea drückte mit zittrigen Fingern auf die Return-Taste und hastete auf ihren Stuhl. Keine Sekunde zu früh, denn die Tür

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