Merani und die Schlange unter dem Meer
Ausstrahlung der feindlichen Artefakte besser als die anderen. Trotzdem vernahmen auch sie die Botschaft der Feinde, die die Gurrländer unter ihre Herrschaft zwingen sollte.
»Gebt euren sinnlosen Widerstand auf! Ihr seid Gurrims des Schwarzen Landes und habt uns, den Magiern des großen Giringar, in allem zu gehorchen. Gebt euren …«
Der magische Ruf wiederholte sich endlos. Die Menschen, die auf den anderen Inseln lebten, wären ihm trotz aller Schutzzauber längst erlegen, doch die Gurrländer waren ein zäheres Volk. Girdhansah, wie die Leute weitermarschierten. Ihre Gesichter waren verzerrt, und einige plapperten sogar den magischen Ruf ihrer Feinde nach.
Girdhan wollte es schon verbieten, da vernahm er, wie die Flüchtenden den Sinn der Botschaft veränderten. »Wir sind Gurrländer und haben dem großen Magierkaiser Girdhan zu gehorchen, den Giringar über uns gesetzt hat. Unter seiner Leitung werden wir allen Feinden widerstehen. Wir sind …«
Auch Meraneh hörte es und begann zu lachen. »Vielleicht besteht doch noch Hoffnung. Deine Leute sind treu und werden sich niemals dem Feind unterwerfen, und mit gurrländischen Truppen auf unserer Seite stehen unsere Chancen auf jeden Fall besser. Oh … warte …! Der Wind enthält eine Nachricht, die Hoffnung verspricht. Ich verstehe zwar nicht, woher Hilfe kommen soll, aber ich fühle, dass alles noch gut werden kann.«
Girdhan seufzte. »Dein Wort in Giringars Ohr! Aber komm jetzt weiter! Talei meldet eben einen starken Trupp unserer Feinde, der einem Flüchtlingszug den Weg abschneiden will.«
Meraneh nickte. Auf Gurrland waren Magier und Hexen aller Farben bis auf Weiß im Einsatz, und gemeinsam, so hoffte sie, würden sie die Invasoren vertreiben können. Zum ersten Mal seit Tagen glaubte sie wieder einen Lichtstreif am Horizont zu sehen. Dennoch machte sie sich große Sorgen um ihre Tochter, die mit Argo und dem Feuerthron unterwegs war, und noch mehr um Merani, die, wie sie der Botschaft des Windes entnahm, weitaus näher am Zentrum des Geschehens sein musste, als ihre Eltern ahnten.
2
Die Invasion erfolgte reibungslos, aber dennoch war Gynrarr unzufrieden. Sein Ziel war es gewesen, die Gurrims dieser Insel unter seine Herrschaft zu zwingen, doch diese entzogen sich zumeist seinem Zugriff. Bei näherer Betrachtung der Situation gewann er den Eindruck, als rückten seine eigenen Soldaten absichtlich langsamer vor, um möglichst vielen ihrer einheimischen Verwandten die Flucht zu ermöglichen.
Der Erzmagier nahm sich vor, ein ernstes Wort mit Ewalluk zu sprechen. Dieser hätte die Soldaten längst mit Beeinflussungsartefakten an die Kandare nehmen müssen. Stattdessen wandten sie die Geräte mit nur mäßigem Erfolg auf die Flüchtlinge an. Gynrarr schrieb das Versagen der eingesetzten Artefakte den verschiedenfarbigen Magiern und Magierinnen zu, die auf der Seite der Einheimischen standen.
Mit einer Geste, die seinen Ingrimm verriet, wandte er sich an seinen Adlatus. »Wie weit ist Ewalluks Stoßtrupp bereits vorgedrungen?«
Der Adept richtete das Spähartefakt auf Ewalluk. Es dauerte einen Augenblick, dann sahen beide den Hochmagier am Ende seiner Truppe durch das Gebirge marschieren.
»Was tut sich an der Spitze des Zuges?«, wollte Gynrarr wissen.
Sofort wanderte das Bild des Spähartefakts weiter. Ewalluk war mit mehr als tausend schwer bewaffneten Gurrims unterwegs und hatte ein halbes Dutzend Adepten und Magier bei sich. Doch auch die hielten sich bei der Nachhut auf.
»Feiglinge!«, fluchte Gynrarr, obwohl er auch nicht anders gehandelt hätte. Dann befahl er seinem Helfer barsch: »Noch ein Stück weiter! Ich will die Flüchtlinge sehen.«
Der Adept drehte an den Bedienknöpfen des Artefakts, schütteltedann aber den Kopf. »Es tut mir leid, Erzmagier, aber ich empfange kein einziges scharfes Bild.«
»Das sehe ich selbst!«, bellte Gynrarr. »Die Einheimischen haben blaue Schutzfelder aufgebaut. Sorge dafür, dass Ewalluk gewarnt wird. Wie es aussieht, wollen die Kerle kämpfen.«
Ganz so ernst, wie es sich anhörte, nahm der Erzmagier die Situation nicht. Die primitiven Eingeborenen konnten es niemals mit tausend gut gepanzerten Gurrims aufnehmen, die unter dem Schutz von Schirmfeldern marschierten und mit Flammenlanzen bewaffnet waren.
Sein Helfer ließ den Beobachtungskegel zu Ewalluk zurückwandern. Als der Gurrimkommandant die Warnung empfing, gab er sofort Anweisung, sich kampfbereit zu machen. Doch statt den Befehl
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