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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Wucht der magischen Stürme untergehen. Dabei dürfte sich zunächst ein so gewaltiger Orkan zusammenbrauen, dass das Violette Land auf Tausende von Meilen verwüstet wird.«
    »Wenn das Violette Land auf diese Weise geschwächt wird, werden etliche der Anführer auf der anderen Seite den Großen Krieg weiterführen wollen. Was dann kommt, dürfte in der Zerstörung allen Lebens auf dieser Welt gipfeln.« In diesem Augenblick hasste Tharon Gynrarr mehr, als er Meandhir und dessen Anhänger je gehasst hatte.
    Mit einer schier verzweifelten Geste wies er auf Merani. »Das junge Mädchen hier ist der Schlüssel. Wenn es rechtzeitig genug auf die Beine kommt, kann es mich mit seinen Heilkräften zusammenflicken, und dann bin ich hoffentlich in der Lage, Gynrarr in seine Schranken zu verweisen.«
    Er wollte Merani, die bislang in tiefer Bewusstlosigkeit dahingedämmert war, erneut untersuchen, aber diesmal reagierte sie auf seine magische Berührung. Langsam richtete sie sich auf, sah ihn an und schüttelte den Kopf, so als hätte sie seine letzten Worte mitbekommen. »Wenn unser Archipel untergeht, ist es gleichgültig, ob es diese Verräter gibt oder nicht. Wir müssen alles tun, um die magischen Stürme zu bremsen. Das wird nicht leicht werden, aber ich glaube, ich kenne einen Weg.«
    »Dann raus mit der Sprache!« Tharon bewegte sich zu schnell und spürte, wie eine Schmerzwelle durch seinen Körper raste. Doch als er auf seine rechte Hand blickte, nahm er zum ersten Mal seit der Explosion seines Bootes wieder das Siegel Giringars wahr – und das machte ihm Mut.

 
    Fünfter Teil
     
    DIE VERSTEINERTEN MÄDCHEN

 
    1
     
    Girdhan blickte auf die lange Schlange der Flüchtlinge, die an ihm vorbeizog. Es handelte sich um Kinder, Frauen und alte Männer, die ihre Heimat aufgegeben hatten, um nicht unter die Herrschaft der Fremden zu geraten. Was die Eindringlinge beabsichtigten, hatten sie bereits bei der ersten Stadt gezeigt, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnte. Die Invasoren nahmen den Einwohnern den freien Willen und machten sie wieder zu jenen stumpfsinnigen Wesen, die auch Wassuram vor mehr als sechsunddreißig Jahren dienen mussten. Nun führten sie widerspruchslos die Befehle ihrer neuen Herren aus und kannten keine eigenen Bedürfnisse mehr.
    Auch an anderen Stellen versuchten die fremden Magier die Einwohner mit ihren Beeinflussungsartefakten zu unterwerfen. Doch noch reichten die Zauber aus, mit denen Torrix, Merala, Meraneh und die übrigen Magier und Hexen sie dagegen schützten. Dank ihrer Hilfe konnten mehr Gurrländer evakuiert werden, als Girdhan erhofft hatte.
    Zu seinem Leidwesen war es unmöglich, das gesamte Volk im Gebirge zu verbergen und zu ernähren, und so hatte er sich entschlossen, die meisten auf die anderen Inseln zu schicken. Da das große Eisenschiff der Feinde an der Ostküste lag und seine tödlichen Blitze nicht quer über die ganze Insel schleudern konnte, tummelten sich vor der Westküste unzählige Segler, um Flüchtlinge zu den ardhunischen Inseln, nach Gelonda, Malvone und sogar nach Ilyndhir zu bringen.
    »Es sieht gut aus«, sagte er zu seiner Schwiegermutter, die in seiner Nähe stand und den Schutzzauber aufrechterhielt.
    »Es sähe besser aus, wenn diese Leute nicht flüchten müssten«, antwortete Meraneh bitter.
    »Wenn wir die Bevölkerung Gurrlands evakuieren, wird sie wenigstens nicht unter die Herrschaft der Feinde fallen und muss nicht für diese arbeiten oder gar kämpfen.«
    »Da hast du schon recht. Aber ich frage mich, wie wir diese zweifache Heimsuchung überstehen sollen. Hier haben wir Feinde, die mit Kriegern angreifen, die wie deine Gurrländer aussehen, und über der Inneren See toben die magischen Stürme.«
    Meraneh hörte sich mutlos an. Anders als Girdhan sah sie den Untergang des Archipels unausweichlich auf sich zukommen. Vielleicht würden ein paar Schiffe die kleinen Inseln erreichen, die Großadmiral Kip auf seinen Forschungsreisen entdeckt hatte. Die meisten Bewohner des Archipels würden jedoch vermutlich mit ihren Inseln untergehen. Noch während sie in diesen Schreckensbildern gefangen war, spürte sie, wie der nächste magische Angriff der Feinde seinen Anfang nahm.
    Diesmal versuchten sie es mit noch stärkerer Beeinflussung, und sofort blieben etliche Flüchtlinge stehen.
    »Scheucht die Leute weiter!«, rief Girdhan seinen Offizieren zu. Diese trugen ebenso wie er mit Silber überzogene Helme und widerstanden daher der magischen

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