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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Herr Gynrarr.«
    Der Angesprochene knurrte einen Augenblick wie ein gereizter Kettenhund. Dann aber versuchte er, seiner Stimme einen verbindlichen Klang zu geben. »Führ ihn herein! Und sorge dafür, dass sich alle Magier und Adepten zu einer Beratung einfinden. Bevor wir weiter gegen die Eingeborenen vorgehen, müssen wir unseren Schlachtplan ändern.«
     
    3
     
    Girdhan und Meraneh beobachteten das Verhalten der Feinde, ohne sich einen Reim darauf machen zu können. Hatte es eben noch so ausgesehen, als würden die fremden Gurrländer über den Bergpass steigen und die Flüchtlinge abfangen, machte die Vorhut nun kehrt und versammelte sich mit Teilen der Hauptmacht am Schluss des Zuges um einen Magier. Welche Pläne dort gesponnen wurden, konnten die beiden zu ihrem Bedauern nicht feststellen. Aber das seltsame Verhalten verschaffte ihnen eine Atempause.
    »Wollen wir sie angreifen?«, fragte Meraneh. »Eine bessere Chance werden wir so schnell nicht bekommen.«
    Girdhan nickte und wollte bereits den Befehl geben. Doch ein seltsames Gefühl ließ ihn innehalten. Diese vierschrötigen Krieger waren Verwandte seiner eigenen Untertanen, und sogar in seinen Adern floss das Blut dieses Volkes. Jeder dieser Krieger war ebenso stark wie ein Gurrländer, und sie besaßen weitaus mehr Feuerlanzen als sie selbst.
    Einen Augenblick fragte er sich, ob er zu viel Angst vor den Eindringlingen hatte, um sie zu bekämpfen, verneinte es aber. Es war nur ein Gefühl, dass es ein Fehler wäre, sofort auf die Eindringlinge loszugehen. Daher hob er abwehrend die Hand. »Wir greifen nicht an, sondern sorgen dafür, dass unsere Leute ungeschoren zur Küste kommen.«
    »Auf Dauer wirst du dem Kampf nicht ausweichen können«, wandte Meraneh ein.
    »Ich weiß! Aber etwas sagt mir, dass hier nicht der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt ist.« Girdhan versuchte zu lachen und befahl seinen Kriegern umzukehren. Diese wirkten direkt erleichtert.
    Sein Stellvertreter kam an seine Seite und zeigte grinsend nachhinten. »Mir scheint, dass unsere Brüder nicht mit uns kämpfen wollen, obwohl diese elenden Magier versuchen, sie mit magischen Gerätschaften dazu zu zwingen.«
    »Das ist die Wirkung des Gegenzaubers, den unsere Magier und Hexen gewirkt haben. Wenn unsere Feinde noch stärkere Beeinflussungsmagie einsetzen, haben wir ihnen nichts mehr entgegenzusetzen!«, sagte Meraneh, die sich ärgerte, weil Girdhan eine Möglichkeit für einen Gegenschlag aus der Hand gab, der den Feind schwächen würde.
     
    4
     
    Die See glich nicht mehr dem Meer, das die Magierkaiserin vor sechsunddreißig Jahren befahren hatte. Sie hatte Angst, wusste jedoch, dass sie die Fahrt wagen musste. Nur dicht beim Geburtsort der magischen Stürme war der Feuerthron vor dem Zugriff der Invasoren sicher. Argo, der wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, stand neben ihr am Bug des ardhunischen Zweimasters und blickte nach vorne. Dort tobten sich eben drei magische Stürme auf einem relativ kleinen Gebiet aus, jeder von ihnen stark genug, die Nussschale, auf der sie sich befanden, auf den Grund des Meeres zu schicken.
    »Welche Chance haben wir, durch dieses Chaos zu kommen?«, fragte sie zweifelnd.
    Argo zuckte mit den Schultern. »Haben wir eine andere Wahl, als es zu versuchen?«
    »Nein.«
    »Na also! Daher mache ich mir keine Gedanken. Wir tun es einfach, und mit Linirias, Giringar oder wer auch immer auf unserer Seite steht, werden wir es schaffen. Wenn nicht, sterben wir nurein paar Jahre früher als die anderen Bewohner unserer kleinen Welt.«
    »Wenn wir schon wissen, dass alles vernichtet wird, warum sträuben wir uns dann noch gegen das Schicksal?«, fragte Mera.
    »Weil die Hoffnung erst mit uns stirbt! Vielleicht geschieht ein Wunder, und die Stürme erlöschen. Aber dann will ich nicht unter der Herrschaft dieser fremden Magier mit ihren nachgemachten Gurrlandtruppen stehen.«
    Mit dieser Bemerkung brachte er Mera zum Lachen. »Nachgemachte Gurrlandtruppen ist gut! Ich nehme an, dass unsere Gurrländer von jenem Volk abstammen.«
    »Das sehe ich auch so. Ist dir übrigens aufgefallen, dass wir bislang nur Männer gesehen haben, aber keine Frauen? Im Gegensatz zu den neuen Eindringlingen hat Wassuram beide Geschlechter auf unsere Inseln gebracht.«
    Mera nickte nachdenklich. »Man könnte fast meinen, Wassuram habe sich mit seinen Leuten hier ansiedeln und ein Reich gründen wollen. Diese Fremden hingegen …«
    »… sind wahrscheinlich

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