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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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auszuführen und weiterzumarschieren, blieben die Gurrims stehen und sammelten sich um ihn.
    Rasch verband Gynrarr sich geistig mit dem Spähartefakt, um zuhören zu können. Dabei hielt er nach Fremdmagie Ausschau und konnte sofort ein Beeinflussungsfeld messen, das die Insulaner über einen Teil von Ewalluks Truppe gelegt hatten. Es stachelte die eigenen Gurrims dazu auf, ihre Befehle zu verweigern.
    Eben trat der Gurrimleutnant Burlikk auf Ewalluk zu und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen vor diesem stehen. »Wir kämpfen nicht gegen unsere eigenen Leute, wenn nicht ein Sonderbefehl dafür vorliegt!«
    Ewalluk platzte beinahe vor Wut. »Verdammtes Gurrimpack! Ihr werdet gehorchen, und wenn ich euch mit magischen Peitschen vorantreiben muss.«
    »Auch damit kannst du uns nicht schrecken. Wir werden erst dann kämpfen, wenn wir genau wissen, dass dies auch in Giringars Sinn ist.«
    »Was soll denn das, Burlikk? Wenn die Magier es uns befehlen, werden wir kämpfen«, mischte sich ein anderer Gurrim ein.
    Burlikk schüttelte den Kopf. »Du kennst die Gesetze. Sie untersagenden Kampf gegen eigene Leute, wenn nicht ein ausdrücklicher, von Giringar bestätigter Befehl vorgewiesen und vor der ganzen Truppe verlesen wird.«
    Der Leutnant hatte bemerkt, dass Ewalluk seine gesamte Truppe unter Beeinflussungsmagie gesetzt hatte. Das war gegen die Regeln, da jede Beeinflussung den Kampfwert der Soldaten herabsetzte. Lange hatte er versucht, sich gegen den fremden Willen zur Wehr zu setzen, doch erst unter der Ausstrahlung der Schutzfelder, die die angeblichen Feinde aufgebaut hatten, war es ihm gelungen, und nun war sein Kopf wieder klar.
    »Burlikk hat recht! Es ist gegen das Gesetz, Gurrims mit Beeinflussung gegen andere Gurrims vorgehen zu lassen. Wir wollen einen Befehl, der der offiziellen Form entspricht!«, mischte sich sein Stellvertreter Wuzz ein.
    Ewalluk fuhr auf. »Und wo soll ich den hernehmen, Tausende von Meilen vom Schwarzen Land entfernt und durch einen Ozean davon getrennt?«
    »Das ist doch ganz einfach!«, antwortete Burlikk gelassener, als er sich fühlte. »Unser Anführer, der Magier Tharon, ist mit dem Siegel Giringars ausgestattet worden. Nach dessen Tod müsste es der Regel gemäß auf Erzmagier Gynrarr übergegangen sein. Er soll es vorweisen und bestätigen, dass Eure Befehle rechtmäßig sind. Bis dahin aber ruhen unsere Waffen!«
    »So ist es!«, stimmte ihm Wuzz zu, und viele Gurrims nickten. Auch die, die noch stärker unter Ewalluks Beeinflussung standen, spürten nun den Zwiespalt zwischen den ihnen gegebenen Befehlen und den Gesetzen und Regeln des Schwarzen Landes.
    »Wir dürfen nicht gegen andere Gurrims kämpfen«, sagte nun auch der Krieger, der Burlikk vorhin noch widersprochen hatte.
    Ewalluk spürte, wie ihm die Macht über sein Heer entglitt. Am liebsten hätte er das Beeinflussungsartefakt auf stärkster Wirkung eingesetzt, aber ein Blick auf die grimmigen Mienen der Gurrims brachte ihn davon ab. Wenn er falsch handelte, würden ihn dieKerle in Stücke reißen. Daher beschloss er, die Verantwortung auf seinen Vorgesetzten abzuwälzen.
    »Also gut! Ich werde Gynrarr davon in Kenntnis setzen, dass ihr auf einer offiziellen Befehlsverlesung besteht. Beklagt euch später aber nicht, wenn er euch für euren Ungehorsam schwer bestrafen lässt.« Nach diesen Worten setzte der Magier sein Versetzungsartefakt ein und verschwand.
    Auf »Giringars Hammer« starrte Gynrarr fassungslos auf die magische Kugel, durch die er das Geschehen in der Ferne miterlebt hatte. Resultierte der Widerstand tatsächlich aus der primitiven Prinzipientreue der stumpfsinnigen Gurrims, oder hatten die einheimischen Magier ihre Hände im Spiel? Doch ganz gleich, welche Ursachen die Befehlsverweigerung der Gurrims auch hatte: Um die Kerle zum Gehorsam zu bringen, musste er sich an die vorgeschriebenen Rituale halten.
    Angespannt konzentrierte er sich auf die Innenfläche seiner rechten Hand und machte all jene Symbole sichtbar, die seinen Rang als Erzmagier des Schwarzen Landes und Mitglied des Ordens vom Heiligen Schwert bestätigten. Das Siegel Giringars aber, mit dem Tharon das Kommando über die Expedition übernommen hatte, war nicht auf ihn übergegangen.
    Für einen Moment überlegte Gynrarr, ob er das Siegel magisch fälschen sollte, doch das würden die Gurrims merken und tatsächlich rebellieren.
    Sein Adlatus trat ein und verbeugte sich. »Der Hochmagier Ewalluk wünscht dich zu sprechen, Hoher

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