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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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werden wir alle sterben. Es dauert nicht mehr lange, dann wird der Rachezauber von Talrunia die violette Schlange erreichen, und diese Inseln werden untergehen. Ich aber werde vorher sterben, denn meine Versteinerung löst sich in den magischen Wirbeln langsam auf. Schon bald werde ich von dem Wasser, das auf mir lastet, erdrückt werden, denn nach all den Jahrtausenden, die ich versteinert auf dem Grund liege, fehlt mir die Kraft, mich magisch zu erhalten. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Nach meinem Tod wird es mir nicht einmal vergönnt sein, zu Tenelins Seelendom zu gehen, denn die große Ballung zieht alle Seelen an und wird auch mich nicht gehen lassen.«
    Merani spürte die Todesangst der grünen Runi. Da die Angehörigen ihres Volkes uralt werden konnten, fürchteten sie das Ende ihres Lebens weitaus stärker als die Menschen.
    »Soll ich dich mit meinen Levitationskräften aus dem Wasser holen?«, fragte sie.
    Die Runi schüttelte den Kopf. »Das würdest du nicht schaffen, denn hier wirkt keine Magie so, wie sie sollte.«
    »Du hast eine sonderbare Art, einem Mut zu machen«, antwortete Merani mit bitterem Spott. »Du bittest mich darum, dich hier herauszuholen, sagst mir aber gleichzeitig, dass ich nicht dazu in der Lage bin. Soll ich dir vielleicht einen Strick hinunterlassen? Hekendialondilans Boot könnte vielleicht einen anfertigen, der lang genug wäre!«
    »Und wer bindet meinen versteinerten Körper daran fest? Nein, du musst dir etwas anderes einfallen lassen.«
    »Ich glaube, ich weiß eine Möglichkeit.« Merani dachte dabei an Tharon, den erfahrenen Magier, und an den Feuerthron. Aber ihr wurde schnell klar, dass selbst die beiden nichts gegen den magischen Hexenkessel ausrichten konnten.
    Die Grüne sank wieder nach unten. Ehe sie aus Meranis Wahrnehmung verschwand, rief diese ihr zu. »Wie heißt du eigentlich? Irgendwie muss ich dich doch nennen können!«
    »Tenaril!«, kam es zurück, dann löste ihre Erscheinung sich in den Wirbeln auf.
    Noch während Merani überlegte, ob sie sich nach unten durchschlagen und sich die beiden versteinerten Mädchen noch einmal ansehen sollte, entdeckte sie eine weiträumige weiße Strömung, die auf sie zukam, und sagte sich, dass sie vorerst genug entdeckt hatte. In dem Moment wurde es auch schon schwarz um sie, und als sie die Augen aufschlug, befand sie sich wieder in ihrem eigenen Körper und sah etliche erleichterte Gesichter über sich.
     
    7
     
    Als Merani ihren Bericht beendet hatte, herrschte erst einmal Stille. Tharon schüttelte ein ums andere Mal den Kopf, während Careedhal seine Hände in Meranis Oberschenkel krallte, bis sie ihn mit einem Fauchen zurückstieß. »Du machst mir blaue Flecken!«
    »Entschuldige!«, sagte er und versuchte seiner Anspannung mit einem Scherz Luft zu machen. »Bekommen auch grüne Leute blaue Flecken?«
    »Blaue Flecken entstehen nicht magisch, sondern durch eine Reaktion des Blutes. Quetscht man ein Körperteil zu sehr, gibt es dort blaue Flecken, die sich später ins Grüne und ins Bräunlicheverfärben«, erklärte Tharon, der die Frage anscheinend ernst genommen hatte.
    »Menschen der blauen Farbe schminken die blauen Flecken, wenn die sich grün färben.« Merani begann zu kichern. Der belanglose kleine Wortwechsel hatte ihr geholfen, den Klumpen zu lösen, der sich in ihrem Magen gebildet hatte.
    »Also werden grüne Menschen ihre blauen Flecken grün färben«, setzte Argeela die unsinnige Diskussion fort.
    »Das ist möglich. Jedenfalls färben alte Menschen, deren Haare weiß werden, diese ebenfalls in ihrer eigenen Götterfarbe – bis auf die von Teren natürlich, denn die bleichen sie von Kindheit an.« Merani lachte kurz, bat Qulka um etwas zu trinken und blickte dann Tharon an.
    »Nun, großer Magier, was schlägst du vor?«
    Tharon zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was wir tun könnten. Wie heißt dieses grüne Mädchen? Tenaril? Das bedeutet Grünes Juwel.«
    »Auf alle Fälle ist es ein Name, den man sich merken und auch aussprechen kann, im Gegensatz zu manchen anderen«, stellte Großadmiral Kip fest und zwinkerte dabei Hekendialondilan zu.
    Die Runi achtete jedoch nicht auf ihn, sondern konzentrierte ihre magischen Sinne auf die Stelle, auf der laut Merani das grüne Mädchen liegen sollte. Zwar besaß sie viele Freunde auf Runia, und sie mochte auch Merani, Careedhal und die anderen. Doch mehr als alles auf der Welt wünschte sie sich eine Freundin aus

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