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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ihrem Volk, die in ihrem Alter war.
    »Wir müssen Tenaril helfen! Falls du etwas tun kannst, dann mach es bitte«, flehte sie Tharon an.
    Dieser brummte abweisend. Ein grünes Spitzohr zu retten war in etwa das Letzte, das er sich vorstellen mochte. Allerdings hatte er hier auf dieser Insel schon Dinge erlebt, die in seiner Heimat schieren Unglauben und Entsetzen auslösen würden. Bereits die Tatsache, dass er mit einer weißen Eirun friedlich zusammensaß,würde man im Schwarzen Land als Verrat ansehen. Doch die Weiße hatte sein Leben und das von Tirah gerettet. Außerdem unterstützte er nicht sie, sondern mit Merani eine Adeptin seiner eigenen Farbe.
    Tharon konzentrierte sich und schloss alle störenden Einflüsse von sich aus. Doch er merkte rasch, dass er seine alte Kraft noch nicht wiedergewonnen hatte. »Um hier etwas bewirken zu können, wäre die Kraft eines Gottes vonnöten«, stellte er fest. »Aber von denen ist keiner hier.«
    »Was ist, wenn wir unsere Kräfte vereinen?«, fragte Merani.
    »Wir können es probieren. Komm, setz dich zu mir und lege deine Hände an meinen Kopf. Ich tue dasselbe bei dir. Allerdings wirst du mich führen müssen, denn ich habe keine Ahnung, wo dieses grüne Spitzohr sein kann.«
    Merani rutschte zu Tharon hinüber und befolgte genau seine Anweisungen. Als ihre Hände seinen Kopf berührten, spürte sie seine magischen Kräfte, aber auch seine Verletzungen. Er war bereits wieder sehr stark, und es schien ihr unfassbar, dass er nicht gegen die magischen Strömungen ankam. Doch als sich ihre Geister von den Körpern trennten und in die Richtung strebten, in der Tenaril zu finden sein musste, hatten sie alle Mühe, ihre geistige Verbindung aufrechtzuerhalten. Schließlich erreichten sie die äußersten Schären und drangen dort in den Ozean an. Sofort überkam beide das Gefühl, zu ersticken und gleichzeitig erdrückt zu werden.
    »Das kann nicht nur die Grüne sein«, gab Tharon von sich.
    »Ich sagte ja, dass ich noch ein zweites Mädchen gesehen habe. Es befindet sich in einer Höhle und ragt aus einer waagerecht liegenden Felsnadel heraus.« Merani sandte dem Magier die Bilder zu.
    Tharon erschrak so, dass Merani es wie einen Schlag spürte. »Das muss Wassuram gewusst haben! Denn sonst hätte seine Aktion keinen Sinn ergeben.«
    »Was muss er gewusst haben?«, fragte Merani neugierig.
    »Nichts, was ich jetzt auf die Schnelle erklären kann. Komm, tauchen wir zu der Stelle hinab. Was es damit auf sich hat, erfährst du, wenn wir zurück sind. Ich wünschte, wir könnten Sirrin aus der Stasis wecken! Ohne sie lässt sich dieses Problem kaum lösen.«
    Merani begriff, dass es mit ihrem Fund mehr auf sich hatte, als sie verstand. Daher drängte sie den Magier, ihr wenigstens Andeutungen zu machen. Doch Tharon beschwor sie, endlich in die Tiefe zu tauchen, damit er mit eigenen Sinnen erfassen konnte, was sie dort entdeckt hatte. Gekränkt glitt Merani tiefer und traf bald auf eine steile Wand, die über und über mit violetten Kristallen bedeckt war, die Careedhals Fundstück glichen. Das Meer war hier so tief, dass ewige Dunkelheit hätte herrschen müssen, doch die Felsen und der Meeresboden glühten in einem unheimlichen Licht.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie das versteinerte Runimädchen. Der Geist der jungen Grünen schwebte direkt neben ihrem Körper. Sie winkte Merani und Tharon zu, wagte es diesmal aber nicht, sich ganz aus ihrem Leib zu lösen.
    »Ich bin froh, euch zu sehen! Meine Entsteinerung beginnt schon. Wenn ihr nicht handelt, werde ich in wenigen Tagen tot sein.«
    »Bist du für die magischen Stürme verantwortlich?«, fragte Tharon grob.
    Tenarils Geist schüttelte den Kopf. »Nein! Das sind die anderen, die Toten, die sich nicht zu den Seelendomen ihrer Götter begeben konnten.«
    Nun erinnerte Tharon sich wieder an den monströs großen Schwarm aus Seelen, den er kurz vor der Explosion seines Bootes entdeckt hatte, und fluchte leise vor sich hin.
    »Was ist denn so Furchtbares?«, wollte Merani wissen.
    »Zu allem Überfluss haben wir es auch noch mit einer gewaltigen Geisterballung zu tun«, erklärte Tharon. »So ein Ding besteht aus den Seelen von Toten, die so miteinander verschmolzen sind,dass sie sich nicht mehr trennen und zu ihren Göttern zurückkehren können. Am schlimmsten sind sie, wenn eine Ballung wie diese hier viele Seelen gegensätzlicher Farben enthält. Das ist absolut zerstörerisch.«
    »Aber explodiert das Ding denn nicht, wenn

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