Merani und die Schlange unter dem Meer
Augenblick wurde ihr Körper steif wie eine Statue.
Da die violette Magierin Meranis Geist an sich zog und mit dem ihren verschmolz, schien das Mädchen nun ebenfalls das Bewusstseinzu verlieren. Während sich die Matrosinnen um die beiden starren Leiber kümmerten, heftete sich das Doppelwesen Sirrin/Merani an Regandhor und gab den Befehl zum Aufbruch.
»Bist du bereit?«, fragte der rote Argo.
Dieser nickte und folgte seinem größeren Verwandten ins Wasser. Auch Careedhal setzte sich in Bewegung und schwamm hinter ihnen her. Unterdessen hatte Hekendialondilan ihr Boot an Kips »Seeschäumer II« vorbeigelotst. Es musste sich arg strecken, um nicht stecken zu bleiben und nahm dann mit einem missmutigen Ton seine normale Form wieder an.
Da Careedhal sich in einen wenn auch sehr kleinen Arghan verwandelt hatte, nahm das Runimädchen nur Argeela und Tirah an Bord. Ein Blick durch den Höhleneingang offenbarte den dreien, dass ihre Fahrt kein Zuckerschlecken sein würde. Draußen tobten mindestens ein Dutzend magischer Stürme, und das donnernde Krachen von Gegenfarbenexplosionen hallte beinahe ununterbrochen über die See.
»Hoffentlich kommen wir da durch«, rief Argeela beklommen.
Auch Tirah war nicht besonders wohl in ihrer Haut. Doch anders als ihre beiden Begleiterinnen war sie Krieg und Gefahr gewohnt. »Wir müssen unsere Umgebung ständig beobachten, um schwarzen und gelben Magieschwaden aus dem Weg zu gehen.«
Hekendialondilan versuchte, sich selbst und ihren Passagieren mit einem aufmunternden Lächeln Mut zu machen. »Ich werde mit meinem Boot verschmelzen, um rascher reagieren zu können. Legt ihr eure Hände auf meine Schultern, dann sehe ich durch eure Augen und mit euren magischen Sinnen.« Sie legte sich im Heck des Bootes flach hin, und die beiden anderen sahen, wie sie ein wenig in den Kristall einsank und ihr Kopf von der Materie des Bootes überzogen wurde.
»Die Spitzohren können ihre Körper besser beherrschen als jeder menschliche Magier. Nur ein Arghan übertrifft sie noch«, flüsterte Tirah Argeela zu, während sie eine Hand auf Hekendialondilanslinke Schulter legte. Argeela folgte ihrem Beispiel und starrte dann angespannt nach vorne.
Kurz darauf glitt das Boot mit einer zurückschwappenden Welle aus der Höhle hinaus, setzte die Segel und nahm Kurs auf die Lücke im Klippenwall, durch die die »Seeschäumer II« gekommen war. Als sie diese passiert hatten, kam es ihnen so vor, als hätten sich sämtliche Höllen der Götter auf diesem Fleck der Welt vereinigt. Da die drei nicht nur auf den Wind, sondern auch auf die magischen Strömungen achten mussten, arteten die Segelmanöver zu einem wilden Tanz auf den Wellen aus. Zu ihrem Glück schwamm Ellek vor ihnen her und warnte sie vor Riffen und Klippen, die in der hoch aufstiebenden Gischt nicht erkennbar waren.
Die Arghan ließen Hekendialondilans Boot nicht aus den Augen und hielten sich bereit, die drei Mädchen aus dem Wasser herauszuholen, falls ihr Schiffchen kentern sollte. Diese Unterstellung fand das Boot so beleidigend, dass es weitere Segel ausbildete und schließlich so schnell wurde, dass die Arghan hinter ihm zurückblieben.
»Ich bin doch besser als diese Monster«, erklärte es seiner Herrin.
Trotz der Starre, in die sie sich versetzt hatte, erschien auf Hekendialondilans Lippen ein Lächeln. »Du solltest dennoch darauf achten, wo du hinschwimmst. Direkt vor uns spüre ich eine eklige schwarze Wolke. Außerdem befindet sich die Geisterballung in der Nähe. Hoffentlich bleibt sie friedlich.«
»Eine schwarze Wolke, wo?« Noch während das Boot fragte, änderte es den Kurs und segelte nun gerade so schnell, dass die beiden großen Arghan es begleiten konnten.
Da Careedhal das Tempo der Großen nicht mitzuhalten vermochte, befahl Regandhor ihm, auf seinen Rücken zu klettern und sich dort festzukrallen.
Als die Schären östlich hinter der Gruppe zurückblieben, fragte Regandhor Merani, wie weit es noch sei.
Das Mädchen versuchte sich zu orientieren und wies dann die Gruppe an, ein Stück nach Südwesten zu halten. »Wir haben die Stelle bald erreicht«, setzte sie hinzu.
»Wie steht es mit deiner Verbindung zu dir und zu deiner Mutter?«, fragte Sirrin.
Merani horchte in sich hinein und gab erleichtert Antwort. »Ich fühle den Kristall, den mein Körper in der Hand hält, und auch meine Mutter samt dem Feuerthron.«
»Dann hoffen wir, dass das auch so bleibt, wenn wir in die Tiefe abtauchen. Regandhor, bist
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