Merani und die Schlange unter dem Meer
Qulka sie am Ärmel. »Herrin, wenn Ihr noch länger redet, werden wir unser Ziel nicht vor der Nacht erreichen. Dann müsst ihr magisches Licht erzeugen, damit ich die Zelte aufbauen kann. Außerdem seid Ihr erschöpft vom Zaubern und müsst viel trinken und auch etwas essen!«
»So schlimm ist es nicht!«, wehrte Merani ab, nahm aber eine Wasserflasche entgegen und trank hastig.
»Qulka hat recht! Wir sollten aufbrechen.« Careedhal war froh über den Einwand, denn er wollte bald in Ruhe über die seltsamen Veränderungen nachdenken können, die er in sich spürte.
Auch Merani sah ein, dass sie losgehen mussten, um nicht mitten in den Bergen von der Nacht überrascht zu werden. Als Qulka sich alles wieder auflud, griff sie nach einer Tasche. »Lass dir helfen. Du trägst wirklich zu schwer.«
»Tu ich nicht!« Die kleine Gurrländerin schnaubte empört. Sie war weitaus kräftiger als ihre Herrin und hätte ihrer Meinung nach das doppelte Gewicht tragen können. Aber die drei anderen packten jeder einen Teil der Ausrüstung, so dass Qulka nur noch der Rucksack blieb. Um zu zeigen, dass sie nicht weniger flink war als die anderen, stapfte Qulka auf ihren kurzen Beinen vorwärts, ohne sich von den Felsen, über die sie steigen musste, aufhalten zu lassen. Da sie im Gegensatz zu Merani, Argeela und Careedhal die Hände frei hatte, kam sie sogar schneller voran als die anderen.
Schließlich stopfte Merani die Sachen, die sie an sich genommen hatte, in eine Umhängetasche und hing sich diese vor die Brust. Argeela ließ sich ihr Gepäck auf den Rücken schnallen, und nur Careedhal trug das seine noch in der Hand. Daher fiel es ihm schwer, mit den drei Mädchen mitzuhalten.
Nach einer Weile drehte Qulka sich zu ihm um, nahm ihm kurzerhand die Tasche ab und befestigte sie an ihrem Rucksack.
Für kurze Zeit kamen sie gut voran, dann blieb Careedhal erneut zurück. Seine Schwester bemerkte es und drehte sich um. »Was ist denn mit dir los?«
Ihr Bruder wischte sich über die Augen und starrte zu einer Klamm hinüber, die zwischen zwei eng stehenden Felsen zu erkennen war. »Ich würde mir die Felswände da drüben gerne einmal ansehen!« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er darauf zu.
Merani sah Argeela kopfschüttelnd an. »Was hat er denn jetzt schon wieder? So nervig war er doch sonst nie!«
Ihre Freundin versuchte zu grinsen. »Keine Ahnung! Manchmal hat er halt solche Anfälle. Wollen wir weitergehen?«
Merani sah zur Sonne hinauf, die auf ihrem Weg nach Westen schon weit gekommen war, und schüttelte den Kopf. »Nein! Zu der Stelle, die ich ausgewählt hatte, kommen wir heute eh nicht mehr. Also sollten wir Careedhal folgen und in dem schmalen Tal da drüben lagern.«
Qulka nickte heftig. »Das ist gut! Dann kann ich wenigstens noch bei Tageslicht Vla kochen und Pfannkuchen backen!«
Argeela blieb unschlüssig stehen. »Ich weiß nicht so recht. Deine Lehrerin und deine Eltern glauben doch, dass wir dort sind, wo du eigentlich hinwolltest. Wenn sie uns nun suchen …«
»… richten sie sich nach unserer magischen Ausstrahlung und finden uns auf jeden Fall.« Merani winkte ab und sah sich irritiert um. Irgendetwas ließ ihre magischen Sinne wie eine straff gespannte Bogensehne vibrieren, und das lag an dem Tal vor ihnen.
8
Das Tal war vielleicht eine halbe Meile lang und endete in einem Geröllfeld, das den Fuß eines hoch aufragenden Bergstocks bedeckte. Ein Stück unterhalb befand sich ein ovaler Teich, der von einem kleinen Rinnsal gespeist wurde, das weiter oben aus dem Felsen heraustrat.
Qulka schöpfte Wasser, trank und nickte zufrieden. Es schmeckte zwar leicht nach Mineralien, war aber für heißen Vla geeignet. Während sie ihren Rucksack auspackte, setzten Merani und Argeela sich auf einen Felsen, schlangen die Arme um die Knie und ruhten sich von der anstrengenden Kletterei aus. Careedhal aber stieg zu dem Geröllfeld hoch und begann, darin herumzuwühlen.
»Glaubst du, dass es hier Zauberkristalle gibt?«, fragte Argeela mit erwachendem Interesse.
Merani zuckte mit den Achseln. »Möglich ist es. In diesen Bergen gibt es viele Kristalle, aber die meisten stecken so tief im Fels, dass man sie kaum aufspüren und auch nicht ohne Weiteres abbauen kann. Aus diesem Grund züchten meine Eltern die meisten Kristalle, die wir für magische Dienste benötigen, mit Hilfe des Feuerthrons.«
»Kristalle zu züchten ist eine Kunst, die nur wenige Magier beherrschen. Auf Ardhu sind wir auf
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