Merani und die Schlange unter dem Meer
meine Tochter erschreckt den Geist des weißen Salasa, der sich an dich geheftet hat.«
Sofort meldete Merani sich. »Gut, Mama, aber du wirst uns helfen müssen.« Sie versuchte, geistig zu lachen, sah aber dann die blaumagische Hand ihrer Mutter auf sich zukommen, sie packen und aus Argeela herausreißen. Im nächsten Augenblick fand sie sich in ihrem eigenen Körper wieder.
Neben ihr erhob sich Sirrin und schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Deine Mutter besitzt ungewöhnlich große Kräfte. Und wahrscheinlich wird bald unser Leben von ihrem Können abhängen, denn hier ist wahrlich der Talien los.«
»Aber es ist doch alles ganz ruhig. Sogar die Stürme wehen lange nicht mehr so stark«, wandte Anih ein, die mit Qulka zusammen Pfannkuchen für die Gruppe backte, die die Versteinerten aus dem Meer geholt hatte.
Sirrin, die den Appetit eines ausgehungerten Arghan kannte, lächelte ein wenig. Regandhor, Argo und Careedhal würden mit dicken Bäuchen voller Fisch hier ankommen. Da waren die paar Pfannkuchen nicht mehr als ein kleiner Nachtisch. Aber da Arghan Leckermäuler waren, würden die ihnen auch noch schmecken. Daher nickte sie Anih und Qulka freundlich zu und ging mit vor Schwäche zitternden Knien Richtung Höhleneingang. Dabei fiel ihr Großadmiral Kip auf, der weinend vor der »Seeschäumer II« stand.
»Was ist denn los?«, fragte die Magierin.
»Sie wird nie mehr auf dem Wasser schwimmen, sondern hier nutzlos vermodern!«, klagte er.
»Du vergisst, dass sich hier starke Magier befinden und wir zudem über die Kraft des Feuerthrons verfügen. Wenn das Meer sich beruhigt hat, wird die Magierkönigin dein Schiff ins Wasser setzen.« Sirrin klopfte ihm auf die Schulter und ging weiter. Obwohlsie sich nicht mehr umdrehte, konnte sie wahrnehmen, wie der Mann aufatmend den Rumpf streichelte.
Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. Für einen Magier war es manchmal leicht, einem Menschen eine Freude zu machen. Sie verdrängte Kip jedoch wieder aus ihren Gedanken und schritt der Gruppe entgegen, die die beiden steinernen Mädchen trug.
8
Am nächsten Morgen hatte sich die ganze Gruppe vor dem Eingang der Höhle auf dem nun trocken liegenden Boden der Lagune versammelt. Die drei Arghan beobachteten die Szene von einem nahen Hügel aus.
»Wie es aussieht, klingen die Stürme tatsächlich ab«, sagte Argo mit einem erleichterten Seufzer zu seinem Sohn.
Careedhal, der sich inzwischen mit seinem Schicksal ausgesöhnt hatte, ein Mini-Arghan zu sein, nickte eifrig. »Linirias sei Dank! So haben wir wenigstens die Hoffnung, heil von hier wegzukommen. Den grünen Kristall werde ich mitnehmen. Er ist um etliches größer als der, den ich Merani geschenkt habe, und ich würde ihn gerne untersuchen.«
»So mancher junge Adept ist blindlings in seinen Untergang gerannt, indem er Dinge untersucht hat, die ein erfahrenerer Magier in Ruhe gelassen hätte«, mischte sich Tharon in die Unterhaltung ein. Er hatte in der Nähe der drei Arghan Platz genommen und musterte die versteinerten Mädchen, die von Sirrin und Hekendialondilan auf Decken gebettet worden waren. Sie glichen sich tatsächlich in allen Einzelheiten bis auf die Haare, die bei der einen grün und bei der anderen violett schimmerten.
»Es wird einige Aufregung im Violetten Land geben, wenn eineihrer Großen in der Gestalt eines Spitzohrs dort erscheint«, setzte er mit einem unterdrückten Lachen hinzu. Gleichzeitig wunderte er sich über sich selbst. Seit Jahrhunderten hatte er gegen die Eirun und deren menschliche Helfer gekämpft, dennoch konnte er weder Hekendialondilan noch Tenaril als Feindinnen ansehen. Kopfschüttelnd richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen vor der Höhle und beobachtete Sirrin, die mit der Magierkaiserin und deren Tochter diskutierte.
Zusammen mit Hekendialondilan mussten die drei den schwierigsten Teil leisten. Dabei war die Entsteinerung der beiden Mädchen noch das geringste Problem. Es galt, sowohl die Geisterballung in Schach zu halten, die unweit von ihnen wie eine riesige Wolke in den Himmel ragte, als auch zu verhindern, dass der Geist der Lir in seiner Panik noch einmal Einfluss auf seinen alten Körper nahm.
»Solltest du nicht auch mithelfen?«, fragte Regandhor.
Der Magier drehte sich lächelnd zu ihm um. »Ich habe es angeboten. Sirrin ist jedoch der Ansicht, es sei besser, wenn sich nur weibliche Wesen um die beiden Versteinerten kümmern würden. Entsteinerte Lir sind empfindlich,
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