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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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sich bereits mit denen der Erz- und Hochmagier messen.
    »Es ärgert mich, dass unsere ganzen Vorbereitungen hier zunichtegemacht werden«, versuchte der Magier seinen Ausbruch zu rechtfertigen.
    »Eure Vorbereitungen sind nicht umsonst. Zuerst finden wir heraus, wer die verheerenden Stürme entstehen lässt, und dann holen wir uns den Feuerthron. Das ist doch auch in eurem Sinn!« Tharon hatte Mühe, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, denn die Gesichter der Magier vom Schwert verrieten ihm, dass erihnen so willkommen war wie ein Heer bis an die Zähne bewaffneter, weißer Spitzohren.
    Seine Heiterkeit schwand, als er an die Folgen dachte, die ihm aus dieser Situation erwuchsen. Auf dieser Expedition musste er sich mit feindseligen Magiern herumschlagen, die ihn später, wenn er das Siegel Giringars zurückgegeben hatte, mit ihrer Rachsucht verfolgen würden.
    In dem Bemühen, verbindlich zu wirken, wandte er sich an den Magier, der für die Steuerung des großen Schiffes verantwortlich war. »Wann könnten wir die Hauptinsel der violetten Südprovinz erreichen?«
    Der Steuermann bequemte sich erst nach einem kurzen Blickwechsel mit Gynrarr zu einer Antwort. »Morgen Nachmittag. Eigentlich wollten wir an ihr vorbeifahren.«
    »Jetzt werden wir eben dort anlanden. Ich muss mit der Gouverneurin und den violetten Magierinnen sprechen. Außerdem nehmen wir dort Passagiere an Bord.«
    »Welche Passagiere?« Gynrarr klang, als sei dies eine noch größere Zumutung als Tharons Gegenwart.
    Der junge Magier hob mit einer bedauernden Geste die Hände. »Hocherzmagier Betarran war nicht geneigt, mir dies mitzuteilen. Ich nehme an, dass es sich um mehrere violette Magierinnen handeln dürfte.«
    »Wir wollen keine violetten Hexen an Bord!«, brüllte Ewalluk.
    Tharon maß ihn mit einem verächtlichen Blick. »Wir haben unsere Befehle! Dabei ist unser Wille nicht maßgebend.«
    Ihm war klar, dass er sich erst wieder entspannen konnte, wenn sie die Insel der Gouverneurin erreicht hatten und einige der violetten Damen an Bord kamen. In deren Gegenwart würden die Schwertmagier sich hoffentlich zusammenreißen, um nicht den beschämenden Eindruck interner Streitigkeiten zu hinterlassen.
     
    2
     
    Bereits von der See aus waren die Schäden zu erkennen, die die Stürme auf der Insel angerichtet hatten. In Ufernähe stand kein Baum und kein Gebäude mehr, und überall dümpelten zerborstene Holzteile und entwurzelte Bäume im Wasser. Tharon sah Menschen herumirren, die angesichts der Verwüstungen nicht zu wissen schienen, wo sie zuerst anpacken sollten.
    Die Schwertmagier spotteten über die Eingeborenen, und Ewalluk verstieg sich zu dem Kommentar, dass einige Magier und Kommandanten aus dem Schwarzen Land diesen Violetten schon beibringen würden, was zu tun sei.
    Tharon erfasste jedoch mit seinen magischen Sinnen, dass der Orkan vor weniger als einem Tag über die Insel gebraust war. Da sie an Bord von »Giringars Hammer« nichts davon bemerkt hatten, musste das magische Unwetter entweder hier verebbt oder in eine andere Richtung gezogen sein.
    Eines konnte Tharon feststellen: Der Sturm war schwarz gewesen und durch schwarze Magie gegen diese Küsten getrieben worden. Das würde die Verhandlungen mit der Gouverneurin nicht gerade einfach gestalten. Er atmete tief durch und warf einen Blick über das Deck. »Giringars Hammer« war ein außergewöhnlich großes Schiff und vollkommen aus Metall gefertigt. Mit seinem Artefaktantrieb war es schneller als alle sonst bekannten Wasserfahrzeuge. Da der Steuermann jedoch auf die sie begleitenden Segelschiffe Rücksicht nehmen musste, konnte der »Hammer« seine volle Geschwindigkeit nicht aufnehmen.
    Ähnlich war auch Wassurams Expedition vor gut tausend Jahren ausgestattet gewesen. Allerdings hatte jener Magier zusätzlich zu den Gurrimregimentern blaue Sklaven in Glasfallen mitgeführt, die ihren Inhalt vieltausendfach verkleinerten und einem ganzenHeer Platz boten. Da sich bei den Gurrims auch Amazoneneinheiten befunden hatten, schloss Tharon, dass Wassuram von Anfang an Verrat im Sinn gehabt hatte.
    »Da kommt ein Boot auf uns zu!«, rief ein Matrose.
    Sofort richtete Tharon sein Augenmerk auf das näher kommende Schiffchen. Es war violett angemalt und wurde von zehn Männern gepaddelt. Eine schlanke, nur mit einem kurzen Wickelrock bekleidete Frau stand am Heck und hielt die Steuerpinne in der Hand. Ihre Haut trug ein Muster violetter Linien, und aus ihren Augen schlug

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