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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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magisches Feuer. Also handelte es sich bei ihr um eine der hohen Magierinnen aus dem Hofstaat der Gouverneurin. Die schwarzen Magier spotteten über die in ihren Augen barbarische Erscheinung der Frau, doch ihre Ausstrahlung verriet Tharon, dass sie seinen Begleitern an magischer Kraft gleichkam und die meisten sogar noch übertraf.
    Als das Boot neben dem Stahlschiff anhielt, trat er an die Reling und verbeugte sich. »Ich grüße Euch, Herrin!«
    Die Frau blickte zu ihm hoch, und er spürte, wie sie ihn magisch abschätzte. Nach einer Weile nickte sie zufrieden und neigte ihrerseits den Kopf. »Auch ich grüße Euch, Tharon!«
    Dabei ignorierte sie die Schwertmagier, denn diese hatten im Verlauf der Kriege immer mehr Macht an sich gerafft und dabei nicht nur die Angehörigen anderer Magierorden des Schwarzen Landes, sondern auch die Verbündeten behandelt, als wären diese ihre Knechte oder gar Sklaven.
    »Seid Ihr die Magierin, die uns begleiten wird?«, fragte Tharon.
    Die Violette lächelte wehmütig. »Leider nicht! Zwar würde ich gerne mit Euch fahren, doch es ist entschieden worden, dass eine unser jungen Kampfmagierinnen mit Euch geht.«
    »Wann wird sie erscheinen?«
    »Sie befindet sich bereits im Palast der Lin’Velura. Ich bin geschickt worden, um Euch zur Erhabenen zu bringen. Wenn Ihr so freundlich sein wollt, mein Boot zu besteigen.«
    »Gerne!« Tharon befahl einem der Matrosen, die Jakobsleiter auszulegen, und stieg hinab.
    Gynrarr und Ewalluk machten Anstalten, ihm zu folgen, doch die Violette hob abwehrend die Hand. »Halt! Herr Tharon kann einen Begleiter mitnehmen, aber keinen Magier oder Adepten.«
    »Was für eine Unverschämtheit!«, schäumte Ewalluk auf.
    »Es ist der Wille der Lin’Velura«, antwortete die Violette gelassen. »Sie will nur den Magier sehen, in dessen Adern auch unser Blut fließt.«
    Ewalluk knirschte mit den Zähnen und maß Tharon mit einem hämischen Blick. »In den Adern dieses Bastards fließt verdammt unterschiedliches Blut – und nicht gerade das beste!«
    In diesem Augenblick wusste Tharon, dass ihm die Auseinandersetzung mit dem Hochmagier nicht erspart bleiben würde. Anders als Gynrarr konnte Ewalluk es nicht ertragen, ihn als Anführer akzeptieren zu müssen. Nun aber ignorierte er Ewalluks Ausbruch und befahl einem jungen Gurrimoffizier, ihm zu folgen.
    Mit seiner vierschrötigen Gestalt, dem kräftigen, vorspringenden Kiefer und den langen unteren Eckzähnen wirkte der Bursche wie ein Urbild seines Volkes, doch als Tharon ihn genauer ansah, erkannte er, dass sogar der Gurrim magische Kräfte besaß, obwohl solche bei diesem Volk selten waren. Er beschloss, sich den jungen Mann später anzusehen und betrat das Boot. Der Gurrim folgte ihm leichtfüßig, und blieb neben ihm stehen.
    »Ihr solltet euch setzen«, riet die Violette. »Das Boot schaukelt stark, und zurzeit ist ein Bad im Hafenbecken nicht gerade angenehm.« Sie wies dabei auf einige aufgedunsene Tierkadaver, die noch nicht an Land geschafft worden waren. Tharon und sein Begleiter nahmen auf einer Bank im hinteren Teil des Bootes Platz und sahen zu, wie die Frau mit ihren magischen Kräften die Trümmer beiseiteschob, die das Wasser im Hafenbecken bedeckten.
    Das Boot schwamm an den zerstörten Hafenkais entlang auf einen Kanal zu, bog in diesen ein und legte kurz darauf vor einigengroßen Gebäude an, die ebenfalls stark mitgenommen wirkten.
    »Der Palast der Lin’Velura«, erklärte die Magierin.
    Am Kai standen mehrere Diener bereit, den Gästen an Land zu helfen. Tharon scheuchte sie zurück und stieg mit Hilfe von etwas Levitationskraft von Bord, während der Gurrim ihm mit einem kurzen Sprung folgte.
    »Die Erhabene erwartet Euch!« Auch die Violette verließ das Boot und ging vor ihnen her. Auf dem Weg nach oben konnte Tharon die Schäden ermessen, die das magisch aufgeheizte Unwetter hier angerichtet hatte. Dabei nahm er die Gedanken etlicher Leute auf, die noch unter den Schrecken des Orkans litten. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, dass der Feind von jenseits des Stromes für diese Stürme verantwortlich war. Dafür lag die Frontlinie viel zu weit von ihnen weg. Stattdessen hatten sie die Magier des Schwarzen Landes in Verdacht, den Krieg, der nach so unendlich langer Zeit durch einen Waffenstillstand beendet werden sollte, durch solche Attacken erneut entfachen zu wollen.
    Es ist beschämend, dass die engsten Verbündeten so über uns denken müssen, fuhr es Tharon durch den

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