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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wirkte. Sie war etwas größer als die Gouverneurin und wirkte nicht so zierlich. Ihre Augen schimmerten violett, wiesen aber nicht das magische Feuer der Gastgeberin auf. Die langen Haare hatte die junge Frau beinahe wie ein Spitzohr-Krieger zu einem Zopf geflochten. Auch in der Kleidung unterschied Sirrin sich von den übrigen Magierinnen ihrer Inseln, denn sie trug lange Hosen aus violetter Seide und darüber ein weites Hemd mit bestickten Säumen.
    »Sirrin, das hier ist Tharon, der Kommandant der schwarzen Schiffe«, stellte die Lin’Velura die beiden einander vor.
    »Linirias und Giringar zum Gruß, Admiral!« Sirrins Stimme klang angenehm, aber auch leicht spöttisch.
    Tharon erhob sich und neigte kurz das Haupt. »Ich bin Magier, kein Militär. Daher steht mir der Rang eines Admirals nicht zu.«
    »Kein Militär? Gibt es bei euch Schwarzen so etwas?« Sirrins Augen funkelten amüsiert, während Tharon sich fragte, welches Bild sich die junge Magierin von seinen Leuten machte.
    Da er keine Zeit verlieren wollte, lenkte er das Gespräch auf das Problem, das er lösen sollte. »Habt Ihr die Orkane schon untersucht?«
    »Du kannst einfach Sirrin zu mir sagen. Wir sind hier lockerer als im Schwarzen Land. Aber nun zu deiner Frage: Ja, ich habe die Stürme untersucht. Mach dich darauf gefasst, dass wir einige Tausend Meilen nach Süden segeln müssen.«
    »Mehrere Tausend Meilen?«, fragte Tharon verblüfft. »Laut den Landkarten in den Archiven des Schwarzen Landes gibt es südlich des Violetten Landes nur noch vereinzelte Inseln und dann gar nichts mehr.«
    »So ist es, großer Magier. Doch keine Sorge, du musst nicht den halben Ozean absuchen. Ich habe die Bahn der Stürme genau berechnet und kann dich zu ihrem Herkunftsort führen. Ich rate jedoch zur Vorsicht. Jemand, der solche Waffen einzusetzen weiß, dürfte ein gefährlicher Gegner sein.«
    »Wir sind gut ausgerüstet.« Langsam ärgerte Tharon sich über die Magierin, die ihre Erkenntnisse nur stückweise herausrückte und ihn dabei auch noch verspottete. Wenn sie Leuten wie Gynrarr oder Ewalluk genauso entgegentrat, würde er diese daran hindern müssen, die Frau in Stücke zu reißen.
    »Wenn ihr so gut ausgerüstet seid, können wir ja bald aufbrechen. Doch vorher könntest du mir einen Becher Wein einschenken. Ich habe Durst.«
    Im Schwarzen Land hätte kein Magier in Anwesenheit einer so hochrangigen Person wie der Lin’Velura wagen dürfen, so locker aufzutreten. Ein magischer Blitzschlag wäre noch die leichteste Strafe dafür gewesen. Doch hier schenkte die Lin’Velura eigenhändig nach und füllte auch Sirrins Pokal. Kein Magier oder hoher Militär in Tharons Heimat hätte sich herabgelassen, eine Arbeit zu tun, für die es Diener gab.
    Die Gouverneurin hob ihren Pokal und prostete den Gästen zu. »Auf euren Erfolg! Ich hoffe, ihr werdet die Schurken finden, die uns mit magisch gelenkten Unwettern angreifen. Vergesst aber nicht, dass wir das Recht haben, sie zu bestrafen!«
    Es klang wie eine Drohung, und Tharon begriff, dass hinter der lockeren Art der Violetten ein harter Kern verborgen lag. Unter diesen Umständen wäre es ihm lieber gewesen, »Giringars Hammer« samt all den Magiern und Gurrims hier zurücklassen und sich mit einigen violetten Magierinnen auf die Suche nach jenen unbekannten Feinden machen zu können. Doch diese Aufgabe war nun einmal ihm und seinen Begleitern gestellt worden, und er würde sie erfüllen, so gut es ging.
     
    3
     
    Diesmal meinte die Mutter es ernst. Merani durfte ihre Zimmer nicht einmal mehr zu den Mahlzeiten verlassen, und so hockte sie auch an diesem Tag an ihrem Tisch und schmollte, während Qulka sie stumm bediente. Sie ärgerte sich über ihre erzwungene Untätigkeit und dachte immer wieder an ihre Vision. Doch selbst Argeela und Careedhal, die sie jeden Tag für eine Stunde besuchen durften, glaubten ihr die Geschichte von den beiden versteinerten Mädchen nicht, die an einer tiefen Stelle des Ozeans auf dem Meeresboden lagen. Zu ihrem Leidwesen konnte sie den beiden nicht noch einmal nachspüren, denn Yanga hatte ihr alles weggenommen, was sie für einen entsprechenden Zauber benötigt hätte. An meisten bedauerte Merani jedoch, dass sie keine Chance hatte, wieder an jenen violetten Kristall zu gelangen, dem sie ihre Geisterreise zu verdanken hatte.
    »Das halte ich nicht länger aus!«, rief sie und schob ihren noch halb vollen Teller von sich.
    Qulka schüttelte tadelnd den Kopf. »Ihr

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