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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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versklaven.«
    »Es ist gut, dass wir Vertreter aller von Menschen bewohnten Inseln hier versammelt haben. So können wir mit ihnen die Verteidigung des Archipels vorbereiten. Dabei hasse ich nichts mehr als Krieg!« Girdhan hieb mit der Faust auf die Lehne des Feuerthrons und sah im Gegensatz zu seinen Worten so aus, als wolle er die Fremden mit eigenen Händen erwürgen.
    »Ich mag auch keinen Krieg«, antwortete Mera. »Doch wenn es sein muss, werden wir ihn führen!«
     
    9
     
    Als Tharon Sirrins Begleiter auf sich zukommen sah, hätte er die Magierin, aber auch die Lin’Velura erwürgen können. Einzig die entgeisterten Mienen der Magier vom Heiligen Schwert vermochten ihn aufzuheitern. Diese starrten fassungslos auf die kleine Gruppe, die eben »Giringars Hammer« betrat. Wie alle Magier des Schwarzen Landes waren sie an martialisches Auftreten, blitzende Rangabzeichen und militärisches Zeremoniell gewöhnt. Doch Sirrin wirkte so, als läge nur ein vergnüglicher Tagesausflug mit Freunden vor ihr.
    Sie hatte sich mit bequemen Pluderhosen, einem weit fallenden violetten Hemd und schlichten Sandalen bekleidet. Auch trug sie keine Kopfbedeckung oder Haarschmuck. Ihre Leibwächterin machte ebenfalls nicht viel her. Tharon hatte eine Mar-Amazone erwartet, eine hochgewachsene, kräftige Frau mit breiten Schultern und schwellenden Muskelpaketen. Stattdessen tänzelte eindürres Ding hinter Sirrin her, das noch keine fünfzehn Jahre zählen konnte. Seine Ausrüstung war jedoch die einer violetten Kriegerin mit Schuppenpanzer, Beinschienen und einem langen Schwert, das das Mädchen auf dem Rücken trug. Eine diademartige Spange auf der Stirn wies darauf hin, dass das Mar-Mädchen von hoher menschlicher Abkunft sein musste. Dennoch hielt Tharon seinen Wert im Kampf für gering.
    Noch mehr als über die Leibwächterin wunderte er sich über den Adepten, der Sirrin begleitete. Dieser musste noch jünger sein als das Mädchen. Zudem war er so dünn wie ein Eirun und besaß ein schmales, längliches Gesicht mit roten Augen, einen feuerroten Haarschopf und die langen, beweglichen Ohren, die als Zeichen der Dämonen des Westens galten.
    »Die Violetten müssen übergeschnappt sein, uns diese komischen Figuren zu schicken!« Gynrarr verzog das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse, drehte sich grußlos um und verließ das Deck.
    Die junge Magierin blickte ihm mit einem seltsamen Lächeln nach und wandte sich dann an Tharon. »Linirias und Giringar zum Gruß, großer Kommandant. Ich melde mich mit meiner Begleitung an Bord, wie man bei euch sagt. Wenn du uns unsere Quartiere zuweisen lassen könntest, wären wir dir dankbar.«
    »Darf ich dir zuerst die Magier an Bord von ›Giringars Hammer‹ vorstellen?«, fragte Tharon in dem verzweifelten Bemühen, das vorgeschriebene Protokoll zu retten.
    Um Sirrins Lippen spielte ein amüsiertes Lächeln. »Warum? Ich werde die Herrschaften unterwegs kennenlernen!«
    »Wie du meinst.« Tharon beschloss, alle Vorschriften bezüglich eines Besuches hochrangiger Verbündeter über Bord zu werfen, und rief den jungen Gurrimoffizier zu sich, der ihn zur Lin’Velura begleitet hatte.
    »Leutnant Burlikk, bringe unsere Gäste in die für sie vorgesehene Kabine.«
    Burlikk salutierte und bat Sirrin, ihm zu folgen. Diese schritthinter ihm her, blieb aber noch einmal stehen und drehte sich zu Tharon um.
    »Ich sehe es dir an der Nasenspitze an, dass du dich über Regandhors Anwesenheit wunderst. Ich tue es auch, doch es war ein Befehl ganz aus dem Osten, dass er mich anstelle der Jungadeptin, die ich gerade ausbilde, begleiten soll.«
    »Er sieht aus wie ein Spitzohr, das man rot gefärbt hat!« Tharons Stimme knirschte, denn Wesen dieser Art hatte er bisher nur auf der feindlichen Seite gesehen und nur in ihren natürlichen magischen Farben Weiß, Gelb oder Grün. Er tastete mit seinen magischen Sinnen nach Regandhor und fand zunächst nichts. Dabei hätte der Junge als Adept ein magisches Leuchtfeuer sein müssen.
    Wenn der Bursche wirklich ein Adept war, musste er ein ausgezeichneter Selbstabschirmer sein. Das wunderte Tharon noch mehr, denn diese Fähigkeit war nur selten angeboren, sondern musste von magisch Begabten mühsam erlernt werden.
    Wer oder was war Regandhor? Im Violetten Land gab es nur sehr wenige hochrangige Magier, denn im Allgemeinen besaßen dort nur Frauen bemerkenswerte Fähigkeiten. Und sie nahmen auch die höchsten Posten dieses Reiches ein. Gab es in Linirias’

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