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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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eine fremde Stimme in ihrem Gehirn. »Danke! Das hat gut geschmeckt.«
    »Du kannst magisch reden?«, dachte sie verblüfft.
    Der Treiberfisch bewegte den Kopf, als wolle er nicken. »Jeder meiner Art kann das. Aber es gibt nicht mehr viele von euch, mit denen wir uns unterhalten können. Früher soll das einmal anders gewesen sein. Aber das ist schon ganz lange her.«
    Merani und ihre Freunde betrachteten ihn fasziniert. Seine Farbe war ein sanftes Blau, doch seine Augen und die Spitzen seiner Flossen leuchteten golden. Wenn er sich bewegte, tat er es mit einer solchen Anmut und Geschmeidigkeit, dass sie sich selbst wie Trampel vorkamen.
    »Gibt es viele von euch?«, fragte Merani.
    »Früher gab es mehr von uns. Doch heute halten sich an den fernen nördlichen Küsten einfach zu viele Raubfische auf, die uns nachstellen. Daher ziehen die meisten von uns nach Süden, aber auch dort ist alles schlechter geworden als in der Goldenen Zeit.«
    Es klang traurig und trieb Merani auch ein paar Tränen in die Augen. Gleichzeitig aber schüttelte sie verwundert den Kopf. »Du sprichst von fernen Küsten? Gibt es denn noch Land jenseits dieses Archipels?«
    »Aber ja!«, antwortete der Fisch mit seiner lautlosen Stimme. »Man muss weniger als zweitausend eurer Meilen fahren, dann trifft man bereits auf große, bewohnte Inseln, und noch ein Stückweiter im Norden des Archipels befindet sich ein gewaltiger Kontinent.«
    Mit dem Begriff Kontinent wusste Merani nicht viel anzufangen. Sie nahm aber an, dass es sich dabei um eine besonders große Insel handeln musste.
    Der Fisch bekam ihre Überlegungen mit und begann keckernd zu lachen. »Obwohl du eine starke Hexe bist, weißt du sehr wenig von dieser Welt.«
    »Aber warum hat Großadmiral Kip auf seinen Forschungsreisen diese großen Inseln nicht entdeckt?«, fragte Merani, die das Gefühl hatte, der Fisch würde sie auslachen.
    »Es gibt ein altes Sprichwort, das seit Generationen bei uns überliefert wird. Es lautet: Das Meer ist größer als eine Badewanne! Ich weiß zwar nicht, was eine Badewanne ist, aber der Vergleich gefällt mir.«
    »Mir auch«, antwortete Merani und stellte dann die Frage, die sie seit ihrer Abreise aus Gurrdhirdon bewegte. »Hast du je Schiffe aus Eisen gesehen?«
    Einen Augenblick lang dachte der Treiberfisch nach, dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe zwar schon viele Schiffe gesehen, aber noch keines aus Eisen. Einer meiner Freunde berichtet jedoch, dass sich ein solches Schiff gerade jetzt eurem Archipel nähert.«
    »Du kannst nicht zufällig sagen, was für Leute da drauf sind?«, fragte Merani weiter.
    Auch dies verneinte der Fisch. »Tut mir leid, aber ich halte mich aus guten Gründen von deren Gewässern fern. Die fangen uns nämlich, und dann schlachten und braten sie uns. Das mag ich gar nicht!«
    »Ich auch nicht!« Merani seufzte. Nun erinnerte sie sich daran, dass Treiberfische für die Fischer des Archipels als Glückssymbol für einen guten Fang galten. Niemand würde es wagen, einen von ihnen zu fangen oder gar zu töten.
    »Diese Fremden müssen wahre Barbaren sein. Ich wünschte, ihre eisernen Schiffe würden von einem Zaubersturm erfasst werden und untergehen.«
    »Das kann leicht sein«, sagte der Fisch in ihrem Kopf, während er sich gleichzeitig von der »Blaumöwe« entfernte. »Ein Freund von mir meldet einen schweren magischen Sturm von weißer Farbe, der genau in die Richtung zieht, aus der sie kommen. Er wird noch heute auf die schwarzen Schiffe treffen!«
    »Hoffentlich versenkt er sie!«, rief Merani und vernahm dann, wie der Fisch sich von ihr verabschiedete, um wieder in die Weiten des Meeres hinauszuschwimmen.
    »Wie heißt du?«, rief sie ihm nach.
    Der große Fisch drehte sich noch einmal zu ihr um, und sein keckerndes Lachen scholl über die Wellen. »Meine Freunde nennen mich Ellek!« Dann tauchte er unter und verschwand.
     
    15
     
    In der Messe, dem Speise- und Aufenthaltsraum an Bord, war die Stimmung unter den Magiern so eisig, dass Tharon zum Scherz etliche große Schneeflocken herbeizauberte und auf seine Nebenleute herabsinken ließ. Gynrarr bekam eine der Flocken auf die Nase und schnaubte verärgert. Einige andere Magier, darunter auch Ewalluk wedelten mit den Armen, um die Flocken zu vertreiben. Dabei maßen sie Tharon mit giftigen Blicken. Allerdings las der junge Magier in ihren Augen auch Furcht. Gewohnt, alle magischen Vorgänge mittels Artefakten oder magischen Spruchrollen zu bewirken, waren

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