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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nur wenige von ihnen in der Lage, diesen im Grunde einfachen Zauber ohne Hilfsmittel zu erzeugen. Er aber vermochte es nicht deswegen, weil er das Siegel Giringarstrug, sondern weil er auf Betarrans Anweisung hin eine härtere, umfassendere Ausbildung durchlaufen hatte als die Herren vom Heiligen Schwert.
    Tharon war klar, dass der Hass der Schwertmagier noch eine andere Ursache hatte. Seinetwegen waren sie um je einen Platz in der Sitzordnung zurückgestuft worden. Der Stuhl, auf dem er saß, war für Gynrarr bestimmt gewesen, der nun auf Ewalluks ursprünglichen Platz hatte rücken müssen.
    Welch eine eitle Bande, dachte er. Wahrscheinlich würde er nachhaltig dafür sorgen müssen, dass sie ihre Aufgaben gewissenhaft erledigten. Trotz seines Misstrauens war er jedoch froh, diese Männer um sich zu haben, denn ihnen stand ein Feind gegenüber, dessen Macht er derzeit noch nicht einzuschätzen vermochte.
    Während ein Sklave ihm das Essen vorsetzte, wandte Tharon sich an Gynrarr. »Du wirst mir sämtliche Unterlagen über den Feuerthron übergeben.«
    »Du willst dich wohl selbst darauf setzen!«, zischte der Erzmagier.
    Tharon blieb trotz der offenen Anfeindung gelassen. »Ich glaube, dass schon jemand anderes darauf sitzt, und zwar derjenige, der für die magischen Stürme verantwortlich ist.«
    »Du meinst Wassuram?«
    »Das kann ich erst beantworten, wenn ich die Unterlagen gesichtet und dabei Wassurams magische Ausstrahlung erkundet habe. Ihr habt doch gewiss die entsprechenden Proben dabei.«
    Gynrarr nickte unwillkürlich, während er nachdenklich auf seinen Lippen herumkaute. »Wenn es sich wirklich um Wassuram handelt, sollten wir zuerst verhandeln. Ein Kampf würde uns einiges abfordern, denn der Feuerthron ist stark, und Wassuram zählt zu den besten Magiern im Schwarzen Land.«
    »Er zählte! Immerhin gilt er als Deserteur und ist vielleicht sogar ein Verräter«, berichtigte Tharon ihn.
    »Es wird sicher einen Grund dafür geben, weshalb er nicht insSchwarze Land zurückkehren konnte. Zum Beispiel könnten seine Schiffe zerstört worden sein.« Jetzt, da Wassuram ihm in der Hierarchie der Schwertmagier nicht mehr gefährlich werden konnte, wollte Gynrarr für seinen Ordensbruder eintreten.
    Er beugte sich zu Tharon hinüber und fasste dessen Arm. »Wenn wir Verhandlungen mit Wassuram beginnen und ihm zum Beispiel einen Generalpardon anbieten, könnte uns dies vor etlichen Schwierigkeiten bewahren. Die Macht dazu hast du durch das Siegel Giringars.«
    Tharon begriff, dass es dem anderen nicht allein darum ging, einen Kampf mit einem alten Ordensfreund zu verhindern. Vor allem wollte Gynrarr vermeiden, dass ein hochrangiger Schwertmagier wie ein Verbrecher ins Schwarze Land geschafft wurde, da dies dem Ansehen des Ordens schaden würde.
    Gleichzeitig hatte der Erzmagier ihn mit diesem Vorschlag in eine Zwickmühle gebracht. Bestand er auf Wassurams Bestrafung, wie es die Gesetze des Schwarzen Landes eigentlich forderten, würden Gynrarr und die anderen Magier auf »Giringars Hammer« ihm die Schuld für alle Verluste in die Schuhe schieben. Gab er jedoch nach, würden seine Begleiter sich als die wahren Sieger sehen und gleichzeitig in ihrer Überzeugung bestärkt werden, der Orden vom Heiligen Schwert könne jedem seiner Mitglieder Schutz und Unterstützung gewähren, ganz gleich, was derjenige verbrochen haben mochte.
    Während Tharon noch überlegte, was er antworten sollte, wurde es vor der Messe auf einmal unruhig. Eine scharfe Stimme übertönte den Lärm, dann sprang die Tür auf, und Sirrin trat ein. Ihre violetten Augen leuchteten wie helle Sterne, und auf ihren Wangen traten gleichfarbige Flecken hervor. Sie blieb vor der langen Tafel stehen, ließ ihren Blick über die versammelten Magier schweifen, und über ihr Gesicht huschte ein verächtlicher Zug.
    »Ihr seid alles Nichtskönner und Jahrmarktsgaukler, weil ihr die Gefahr nicht erkennt, die auf uns zukommt!«
    »Für diese Beleidigung wirst du uns bezahlen, Hexe!«, schäumte Ewalluk auf.
    »Sei still!«, fuhr Tharon ihn an und wandte sich dann Sirrin zu. »Was ist geschehen?«
    »Der gewaltigste weißmagische Sturm seit Magiergedenken kommt auf uns zu, und ihr sitzt da und lasst euch das Essen schmecken. Wenn ihr nicht bald etwas unternehmt, werden wir noch vor der Nacht in Meandhirs Hölle landen.«
    »Ein weißmagischer Sturm, sagst du? Und weshalb wurde noch kein Alarm gegeben?« Tharons Frage galt Gynrarr.
    Der Erzmagier saß

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