Merani und die Schlange unter dem Meer
widerstrebt Herrn Careedhal nicht, die seine mit mir zu teilen. Da Graf Hemor mit uns reist, ist der Platz etwas beengt.«
»Wieso? So dick ist er doch gar nicht!«, fragte Merani scheinbar naiv.
»Er benötigt trotzdem eine Kabine für sich!« Kipan nahm sich vor, sich nicht provozieren zu lassen, und bat darum, sich entfernen zu dürfen.
»Erlaubnis erteilt«, erklärte Merani großzügig und ging weiter. Die Zwillinge und Qulka folgten ihr.
»Ihr hättet Kapitän Kipan nicht sagen dürfen, dass er Euch nach Ilyndhir mitnehmen soll, solange Ihr die Erlaubnis Eurer Eltern noch nicht erhalten habt«, sagte die Zofe tadelnd.
Merani und ihre beiden Mitverschworenen wechselten einen kurzen Blick. Notfalls würden sie sogar auf eigene Faust nach Ilyndhir reisen.
Als sie den Thronsaal betraten, war es dort so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören. Yanga reichte Girdhan gerade einen großen Krug mit heißem Vla, während die alte Merala ihre Enkelin Mera in den Armen hielt und deren Erschöpfung mit Heilmagie zu vertreiben versuchte.
»Das war ein schwarzer Zaubersturm. Beinahe wäre es nicht mehr gelungen, ihn von den Inseln fernzuhalten«, erklärte Argo den Kindern. Er sah besorgt aus, denn wie alle hier wusste auch er, dass vielleicht schon der nächste oder übernächste Sturm so stark sein würde, dass das Magierkaiserpaar ihn nicht mehr beherrschen konnte.
Argeela schmiegte sich an ihn, wie sie es immer tat, wenn sie etwas haben wollte, und blickte bittend zu ihm auf. »Du, Papa, wir würden Gurrland gerne verlassen.«
»Ihr wollt nach Hause? Dabei habe ich gedacht, es gefällt euch, mit Merani zusammen zu sein.«
»Das gefällt uns auch, und wir würden Merani gerne mitnehmen. Weißt du, hier ist alles so ernst.«
»Da Yanga keine Zeit für uns hat, können wir auch nicht weiterlernen.« Careedhal bemühte sich, enttäuscht zu klingen, und traf bei seiner Mutter sofort auf offene Ohren.
»Das hier ist derzeit wirklich kein Ort für Kinder«, sagte Fürstin Careela. »Wir sollten die beiden heimschicken und Mera und Girdhan fragen, ob Merani mit ihnen fahren darf.«
Das war nicht in Meranis Sinn. Ihr Ziel war nicht Ardhu, sondern Ilyndhir, und deshalb machte sie ihren Freunden die entsprechenden Zeichen. Da hatte Fürstin Careela sich bereits an dasMagierkaiserpaar gewandt. »Habt ihr etwas dagegen, wenn wir die Kinder nach Ardhu schicken? Dort fühlen sie sich gewiss wohler als hier.«
Während Girdhan nickte, hob Mera mit einer zweifelnden Geste den Kopf. »Ich weiß nicht so recht! Mir macht die Vision der Königin Menanderah Sorgen. Wenn wirklich Schiffe aus Eisen kommen, sind die Kinder hier in der Festung sicherer als auf Ardhu.«
Das sieht gar nicht gut aus, fand Merani und sah sich und ihre Freunde bereits als blinde Passagiere an Bord von Kipans »Blaumöwe« schleichen. Sie wollte jedoch nicht von vorneherein aufgeben und lief zu ihrer Mutter. »Argeela, Careedhal und ich wollen nicht nach Ardhu, Mama, denn dort gibt es keine Hexe, die uns ausbilden kann. Darum wollen wir lieber nach Ilyndhir reisen. Tante Meranda wird uns sicher gerne unterrichten.«
»Ilyndhir? Das ist aber sehr weit weg«, wandte Girdhan ein.
Auch Mera zog eine zweifelnde Miene. »Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn ihr dorthin fahrt. Es drohen uns Gefahren, von denen ihr noch nichts wisst.«
»Ihr meint die Visionen der Runikönigin?« Careedhal hatte vorhin aufgepasst und konnte dieses Wissen jetzt einsetzen.
Die Magierkaiserin nickte. »Menanderah sieht Unheil auf uns zukommen. Aus diesem Grund reist Graf Hemor in seine Heimat, um dort alles vorzubereiten.«
»Wir können Graf Hemor doch begleiten und später wieder zurückkommen!« Merani blieb hartnäckig, und auch ihre Freunde bettelten, dass sie nach Ilyndhir wollten.
Mera blickte ihren Ehemann fragend an. »Was sagst du dazu?«
»Wenn du nicht so erschöpft wärst, würde ich dir raten, in die Zukunft zu blicken.«
»Das habe ich schon getan und die fremden Schiffe gesehen«, antwortete Mera mit gerunzelter Stirn.
»Weißt du, welchen Kurs sie eingeschlagen haben?«
Seine Frau griff sich mit den Fingern an die Schläfen und dachte nach. »Wenn mich nicht alles täuscht, werden sie östlich an Runia vorbeifahren und auf Gurrland zuhalten.«
»Sie kümmern sich also nicht um Ilyndhir?«
»Wenigstens zum jetzigen Zeitpunkt tun sie es nicht«, musste die Magierkaiserin zugeben.
Girdhan atmete tief durch und wechselte einen Blick mit
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