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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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anderes zu tun, als uns auszuspionieren.«
    »Gut!« Sirrin wandte sich Tharon zu, und diesmal wirkte ihre Miene mehr als besorgt. »Ist dir bei dem Sturm gestern etwas aufgefallen, großer Magier?«
    Tharon dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. »Was sollte mir aufgefallen sein?«
    Die Magierin bedachte Regandhor mit einem auffordernden Blick. »Sag du es ihm!«
    Der Junge befeuchtete seine Lippen mit der Zunge und blickte zu Boden. »Dieser weißmagische Sturm ist nicht zufällig in unsere Richtung gezogen. Er wurde gelenkt.«
    Für einen Augenblick wurde es in Sirrins Kabine so still, als seialles darin durch einen Zauber erstarrt. Dann winkte Tharon ab. »Unmöglich! Selbst mit Hilfe des Feuerthrons könnte man keinen weißmagischen Sturm dieser Stärke beeinflussen. Allein der Versuch hätte eine Gegenfarbenexplosion ungeheuren Ausmaßes verursacht.«
    »Die Steuermagie war nicht schwarz«, sagte der Junge leise. »Der Sturm wurde von weißmagischen Eirun gelenkt.«
    Sirrin trat mit einer schlangengleichen Bewegung neben Tharon. »Wie du siehst, großer Magier, ist die Wirklichkeit noch viel fantastischer, als du und eure großen Herren im Schwarzen Land es sich haben ausmalen können. Diese sind der Meinung, wir hätten es nur mit ein paar Deserteuren zu tun, die sich der Teilnahme am Großen Krieg durch ein gemütliches Leben auf irgendwelchen Inseln entziehen wollten. Doch wenn meine Vermutung richtig ist, haben wir es auf der anderen Seite mit geflohenen Schwarzländern, blauen Magierinnen und weißen Spitzohren zu tun. Das ist eine ziemlich brisante Mischung!«
    »Die gefällt mir auch nicht!« Tharon betete, dass Sirrins Vermutungen falsch waren. Wenn sie recht hatte, würde es hart für sie werden. Für Augenblicke erwog er, die Aktion abzubrechen und ins Schwarze Land zurückzukehren, um sich dort neu auszurüsten. Doch wenn er das tat, würden die Feinde weiterhin die südlichen Küsten des Violetten Landes mit ihren Stürmen verwüsten. Außerdem gab es im Schwarzen Land kein stärkeres Schiff als »Giringars Hammer«. Was mit kleineren, schwächer abgeschirmten Schiffen geschah, wenn sie auf einen dieser magischen Stürme trafen, hatte er an den vernichteten Begleitseglern gesehen.
    Dennoch brauchte er einige Minuten, bis er sich zu einem Entschluss durchringen konnte. »Wir haben die besten Magier des Schwarzen Landes an Bord und dazu mehrere Regimenter Gurrims in stark verkleinernden Glasfallen. Das müsste reichen, um mit diesen Feinden fertig zu werden. Es werden sich kaum allzu viele weiße Spitzohren so weit im Osten aufhalten, und was Wassuramund seine Verräter betrifft, so trage ich das Siegel Giringars. Da wird es sich so mancher überlegen, ob er gegen uns kämpfen will.«
    Er versuchte, forsch zu klingen, erntete von Sirrin jedoch nur ein Schulterzucken. »Dein Wort in Linirias’ und auch in Giringars Ohr. Ich glaube nicht, dass die Situation sich so einfach darstellt, wie du es annimmst. Doch jetzt will ich mir das Schiff ansehen und schauen, ob ich irgendwo mithelfen kann.« Sirrin trat zur Tür und öffnete sie.
    Nach kurzem Zögern folgte ihr Tharon. »Wie gut kannst du Kristalle reparieren?«, fragte er auf dem Korridor.
    »Sind deine Leute dazu nicht in der Lage?«
    »Natürlich können sie Kristalle bearbeiten. Bei den großen Scheiben der Kommandozentrale sind ihre Kräfte jedoch überfordert. Diese wurden mit Hilfe komplizierter Artefakte erzeugt, und solche haben wir nicht an Bord.«
    Vor dem Sturm wäre es Tharon schwergefallen, vor einer Violetten zu bekennen, dass es etwas gab, mit dem er und seine Untergebenen nicht fertig wurden. Inzwischen aber hatte er begriffen, wie verkrustet die Strukturen in seiner Heimat waren. Dieser Umstand führte leider dazu, dass nicht mehr die Besten gefördert wurden, sondern die, die sich gut anpassen konnten oder sich protegieren ließen. In dieser Beziehung handelten die Violetten klüger, indem sie weniger auf Rang und Herkunft als auf die Fähigkeiten ihrer Leute schauten.
    Sirrin lachte amüsiert auf. »Soll ich die großen Scheiben ersetzen? Mit Regandhors Hilfe müsste ich es schaffen. Aber das wird deinen Magiern ebenso wenig gefallen wie die Tatsache, dass sie gestern oben an Deck gekniffen haben.«
    Tharon schüttelte nachsichtig den Kopf. »Die Männer haben Panik bekommen, und das kann man angesichts der aggressiven weißen Magie wohl verstehen.«
    Zwischenzeitlich hatten sie die Kommandozentrale erreicht und traten ein. Mehr

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