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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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sich, das nicht von ihr stammen konnte. Es kostete sie viel Konzentration, diesen fremden Einfluss aufzuspüren und an einer Stelle ihres Körpers zu sammeln. Als sie es geschafft hatte und das Ding untersuchen konnte, spürte sie Hass und eine Überheblichkeit, die sie anwiderte. Wenn sie ihrer eigenen magischen Sinne wieder richtig Herr werden wollte, musste sie diesen Einfluss rasch loswerden.
    Kaum war ihr das klar geworden, spürte sie eine Berührung an der Stelle, an der sie die fremde Magie festhielt. Es war Careedhal, der die Kunst anwandte, die sein Vater meisterlich beherrschte. Er löste die unangenehme, geradezu ekelhafte Magie auf, bis keine Spuren mehr davon zu finden waren.
    Jetzt vermochte Merani sich weitaus leichter zu konzentrieren. »Danke!«, sagte sie erleichtert.
    »Keine Ursache! Du hast mir dieses Zeug direkt zugetrieben«, antwortete er und zog sich ein Stück zurück.
    Merani sammelte ihre Gedanken und ließ sich von ihrer eigenen Kraft durchfließen. Doch obwohl sie diese Übung schon etliche Male durchgeführt hatte, fühlte sie sich ganz anders als sonst.
    Nach einer Weile merkte sie, dass es an ihrer Umgebung lag. Der Hexenwald war magischer als alles, was es auf Gurrland gab, mit Ausnahme des Feuerthrons. Sie spürte auf einmal mehr Blau in sich als Schwarz, so als nähme sie die Kräfte des Waldes in sich auf, und begriff, dass dieser Wald weitaus älter war als die Ilyndhirer annahmen. Die Bäume hatten schon lange vor Meravane existiert, die vor mehr als tausend Jahren als Erste ihrer Sippe hier Zuflucht gesucht hatte. Anders, als man annahm, hatte nicht ihre Ahnin den Hexenwald gestaltet. Er war bereits vorher von starker Magie erfüllt gewesen und hatte Meravanes Geist eine Heimat geboten.
    Während Merani noch darüber nachdachte, spürte sie, wie eine unbekannte Kraft nach ihr griff und sie mit sich riss. Für schier endlose Augenblicke war sie nicht mehr als ein magischer Funken, der von einem gewaltigen Sog verschluckt wurde. Als sie sich wieder ihrer selbst bewusst wurde, hatte ihre Umgebung sich grundlegend verändert, und sie konnte nicht einmal mehr sagen, ob sie sich noch auf Ilyndhir oder überhaupt auf einer Insel des Archipels befand.
    Keines der Eilande, die sie magisch überblicken konnte, sah so aus, wie sie es gewohnt war. Das Land um sie herum, das eigentlich Ilyndhir hätte sein sollen, reichte viel weiter nach Westen, Norden und Osten und bildete zusammen mit Wardania, Teglir, Trymai und Evorda eine riesige Landmasse, deren östlichstes Ufer sich sogar schon in Sichtweite der Insel Runia befand. Auch diese Insel war weitaus größer, als ihr bekannt war, und reichte bis zur Duftholzinsel. Dort trennte Runia nur ein wenige Meilen breiter Sund von dem um Terila vergrößerten Teren. Weiter im Süden reichte Malvone mehr als hundert Meilen westlich über Malan hinaus und erstreckte sich im Osten bis knapp vor eine Insel, die dort liegen musste, wo sich inzwischen der Geburtsort der magischen Stürme befand. Die südlichen Inseln des Archipels waren zu einer einzigen großen Insel vereinigt, die von Gelonda bis Gurrland reichte und ebenfalls in alle Richtungen über deren jetzige Grenzen hinausreichte.
    Nördlich des vergrößerten Runia entdeckte Merani eine etwa einhundert Meilen durchmessende Insel, an deren Stelle eigentlich nur einige Klippen und ein winziges Eiland mit einem grünmagischen Becken existierten.
    Fast ebenso eigenartig wie die Lage und Größe der Inseln war ihr Aussehen. Der lange Gebirgszug, der sich mit Unterbrechungen von der Ostspitze Wardanias die gesamte Inselkette entlang bis Gurrland erstreckte, fehlte vollkommen. Stattdessen nahm Merani sanfte, waldbedeckte Hügel wahr, welche sie an die Bilder des Runiwaldes erinnerten, die sie von ihren Eltern erhalten hatte. Seltsamerweise strahlte der Wald, der auf dem jetzigen Ilyndhir lag, im leuchtenden Blau des Himmels, die kleinere Insel im Nordosten ebenso wie Malvone und die Insel am Geburtsort der magischen Stürme hingegen grün. Teren und Runia waren weiß, und die Farbe der großen Insel im Süden ordnete sie als ein helles Gelb ein. Ihre eigene Farbe Schwarz und das Violett der ardhunischen Inseln fehlten jedoch vollkommen. Darüber verwundert richtete Merani ihr Augenmerk auf ihre direkte Umgebung. Um sie herum ragten die Bäume weitaus höher in den Himmel, als sie es vom Hexenwald von Ilyndhir gewohnt war, so als wäre der Hexenwald nur ein bescheidener Abklatsch dieses uralten

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