Merani und die Schlange unter dem Meer
Außerdem könnte ich einige Blaubeeren vertragen.«
»Ich werde welche besorgen. Herr Careedhal, könnt Ihr derweil Wasser holen?«
»Ja, natürlich!« Der Junge sprang auf, nahm einen kleinen Eimer und lief zu der Quelle. Als er zurückkam, riss Merani ihm das Gefäß aus der Hand und trank, bis sie das Gefühl hatte, ihr Bauch würde platzen.
Kurz darauf kehrte Qulka mit einem Korb voller Blaubeeren zurück und bedachte Argeela, die begehrlich auf die Früchte schielte, mit einem zornigen Blick. »Diese Beeren sind für Prinzessin Merani bestimmt. Wenn Ihr welche haben wollt …«
»… soll sie sich selbst welche pflücken«, fiel Careedhal ihr ins Wort.
Das Gurrlandmädchen schüttelte den Kopf. »Das wollte ich bestimmt nicht sagen! Ich wollte Prinzessin Argeela bitten, so lange zu warten, bis ich neue gepflückt habe.«
»Careedhal hat schon recht. Ich kann mir die Beeren auch selbst pflücken. Aber vorher will ich wissen, was Merani zu erzählen hat«, sagte Argeela neugierig.
»Du kannst ein paar von meinen Beeren haben. Wenn ich mich erholt habe, können wir ja gemeinsam zu den Büschen gehen.«
»Ich glaube, die Büsche kommen zu uns«, rief Qulka verdattert aus und zeigte dabei auf mehrere Sträucher, die langsam in ihre Richtung wanderten.
»Die sind wohl auch neugierig«, antwortete Merani lachend, zog aber den Kopf ein, als sie ein lautes Knarzen vernahm, das von den Bäumen stammte. Der Wald schien tatsächlich an dem interessiert zu sein, was sie erlebt hatte.
»Natürlich sind wir das«, vernahm sie. »Du trägst Bilder in dir, nach denen wir uns lange gesehnt haben.«
»Etwa von blauen Runi?«, fragte Merani leicht angewidert.
»Was sagst du da? Es gibt blaue Runi?« Careedhal schüttelte sich bei diesem Gedanken, denn die Existenz blauer Dämonen stellte die Lehre von den heiligen Farben und damit alles Wissen über die Götter auf den Kopf.
Merani nickte unglücklich. »Ja! Ich habe sie gesehen. Oder waren es Erscheinungen meiner Fantasie?«
Ihre Freunde merkten, dass sie nur die Vorstellung abwehren wollte, es könnten tatsächlich blaue Dämonen existieren. Daher bat Careedhal sie, einfach zu berichten, was sie in ihrer Vision gesehen hatte.
»Lasst meine Herrin erst einmal in Ruhe die Blaubeeren essen. Ihr seht doch, wie erschöpft sie nach ihrem Zauber ist«, wies Qulka ihn zurecht.
»Es war nicht mein Zauber«, flüsterte Merani. »Kein Magier und keine Hexe der Welt könnten so einen Zauber vollbringen. Ich weiß nicht, was mit mir geschehen ist, und ich mag nicht einmal glauben, was ich gesehen habe. Es ist zu fürchterlich.«
»Du meinst diese blauen Runi?«, bohrte Careedhal nach.
Merani winkte mit einer heftigen Bewegung ab. »Die könnte ich noch ertragen. Ich meine das andere! Wenn ihr mir noch einmal Wasser holt und ein paar Beeren pflückt, werde ich euch alles erzählen. Qulka, haben wir eine Hängematte dabei? Ich würde mich gerne ein wenig hinlegen.«
Kaum hatte sie es gesagt, als am Rande der Lichtung ein Baum seine Äste zu einer Art Nest verschränkte und Merani diese Ruhestätte anbot.
»Wenn ich ein paar Moospolster ausrupfen dürfte, um dieses Zweigbett auszupolstern, würde es ja gehen«, erklärte Qulka, nachdem sie das Nest überprüft hatte. Kaum hatte sie das gesagt, setzte sich ein großes Moospolster neben dem Baum in Bewegung, kletterte den Stamm hoch und formte sich in dem Zweigbett zu einer weichen Unterlage.
»Das Nest ist groß genug für euch alle«, sagte der Baum und neigte die Äste so, dass Merani und ihre Freunde bequem hineinsteigen konnten. Nur Qulka zögerte, da es ihrer Meinung nach noch eine Menge für sie zu tun gab.
»Ruht Ihr Euch schon einmal aus. Ich pflücke für Euch Beeren und koche Vla.«
Da Merani ihre Zofe kannte, nickte sie nur und legte sich in das Bett aus Moos. »Wenn ich mich ein wenig erholt habe, werde ich euch alles erzählen. Ach ja, wo ist unser Kristall? Ich möchte ihn bei mir haben.« Sie griff hastig nach dem Silberkästchen, das Qulka ihr reichte, und legte es neben sich. »Heute bin ich viel zu erschöpft, um mich mit diesem Ding beschäftigen zu können. Bis morgen werde ich wohl wieder genug Kraft geschöpft haben. Aber jetzt hört mir zu …«
11
Früher haben die Ausfahrten mehr Spaß gemacht, fuhr es Hekendialondilan durch den Kopf, als ihr Boot von selbst den Bug wendete und wieder näher auf das heimatliche Ufer zuhielt. »Es ist ein neuer magischer Sturm im Anzug«, erklärte es
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