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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die kleine Insel, die gut zur Hälfte von scharfzackigen Klippen umgeben war.
    »Gib acht! Nicht dass dir die beiden etwas tun«, warnte er.
    »Dazu sind sie nicht in der Lage. Außerdem bin ich nicht ganz unbewaffnet!« Hekendialondilan zog ihren Dolch und hielt ihn so, dass Ellek ihn sehen konnte. Die Waffe wirkte eher wie ein Spielzeug, aber ihre Klinge bestand aus weißmagischem Kristall. Damit konnte sie notfalls sogar den Magier töten. Allerdings glaubte sie nicht, sich zur Wehr setzen zu müssen, denn der Mann war schwer verletzt und gewiss nicht in der Lage, sie anzugreifen.
    Da sie für ihn nichts tun konnte, setzte sie sich neben das Mädchen und nahm seinen Kopf auf ihren Schoß. Eine kurze Untersuchung zeigte ihr, dass die Violette nur ein paar leichtere Verletzungen aufwies. Aber es würde noch einige Zeit dauern, bis sie wieder aufwachte. Auch der Magier sah nicht so aus, als würde er bald wieder zu Bewusstsein kommen.
    Daher richtete Hekendialondilan sich auf eine längere Wartezeit ein und rief gleichzeitig nach ihrem Boot, das ihr trotz aller Befehle und Warnungen bis hierher gefolgt war. Die Wunschbeeren an Bord und ein Becher frischen Wassers würden den Salzgeschmack in ihrem Mund vertreiben, sagte sie sich und bot auch Ellek höflicheinige Beeren an. Als dieser erfuhr, dass diese genauso schmecken würden wie seine Lieblingsfische, nahm er dankend an.
     
    17
     
    Tharon hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand den Kopf abgerissen und ihn einigen Gurrims zum Ballspielen überlassen. Sein Nacken brannte wie Feuer, und er spürte, dass sein rechter Arm und einige Rippen gebrochen sein mussten.
    Für einige Augenblicke war er verwirrt. Eben war doch noch alles in Ordnung gewesen. Er und Tirah hatten die Gegend um die Schären erkundet und waren den magischen Stürmen sorgfältig ausgewichen. Während er sich gegen die Schmerzen abschirmte, die in seinem Körper tobten, kehrte seine Erinnerung zurück, und er wusste nicht, ob er fluchen oder sich schämen sollte. Wie ein blutiger Anfänger war er Gynrarr in die Falle gegangen. Dieser war nun der Anführer der Expedition und würde bei der Rückkehr ins Schwarze Land verlauten lassen, er, Tharon, sei von einer Erkundungsfahrt nicht zurückgekehrt.
    »Meandhir soll diese Gurrimlaus fressen, und das mit Haut und Haaren!«, stöhnte er und wollte sich aufrichten. Doch fehlte ihm die Kraft. Was war mit Tirah?, fragte er sich. War sie ertrunken? Er sammelte seine Gedanken und konzentrierte sich magisch auf seine Umgebung. Dabei stieß er sofort auf eine starke weißmagische Präsenz und erstarrte bis ins Mark. Ein Eirun! In seinem jetzigen Zustand war er kein Gegner für einen der Dämonen des Westens. Dann stellte er fest, dass Tirah ebenfalls in der Nähe war. Aber das war kein Grund zur Erleichterung, denn die weiße Präsenz beschäftigte sich gerade mit seiner Begleiterin und wendete dabei magische Kräfte an.
    Es dauerte eine Weile, bis Tharon begriff, dass er es mit einer jungen weißen Eirun zu tun haben musste, die Tirahs Verletzungen mit Heilmagie versorgte. Zuerst wollte er es nicht glauben, denn im Allgemeinen handelte die Gegenseite nicht so menschlich. Es hieß, dass die Dämonen des Westens ihre Gefangenen verhörten, anschließend versteinerten und zuletzt in einen möglichst tiefen Abgrund warfen, in dem sie bis zum Ende aller Zeiten liegen bleiben sollten.
    Da sein eigenes Volk nicht anders mit Gefangenen umging, erwartete Tharon nicht, besser behandelt zu werden. Wenn die weiße Dämonin sich ihm zuwenden würde, konnte er nichts anderes tun, als sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, auch wenn seine Chancen, sich zu wehren, im Augenblick beschämend gering waren. Als er die auf ihn einströmenden Magien analysierte, spürte er, dass das Weiß, das ihm heftige Schmerzen im Nacken zufügte, von jenem spitzohrigen Wesen stammen musste. Doch es handelte sich nicht um eine der üblichen Foltern. Auch hing die Magie einfach im Stoff seines Talars, so als hätte das Wesen ihn dort angefasst. Das ließ eigentlich nur einen Schluss zu: Die Eirun musste ihn aus dem Wasser gezogen haben. Aber das war unmöglich, denn seine Ausstrahlung hätte sie verletzt.
    Tharon unternahm einen zweiten Versuch, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen, und vermochte diesmal, sich herumzuwälzen und die Augen zu öffnen. Als er seine Feindin ansah, wurde er ein weiteres Mal überrascht. Die Eirun, die etwa zehn Schritt von ihm entfernt saß, war gewiss

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