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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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ist, wie Uriel sagte. Alles geschah nur um deinetwillen, immer. So war es, und so kann es nie mehr sein. Glaube es und bedecke dein Haupt mit Asche.“

Kapitel 21

    Im selben Moment verpufft Gabriel zu einer gewaltigen Wolke aus feinem, silbrigem, dichtem Nebel, die herumwirbelt und die Wärme mit sich nimmt. Als ich zu Boden stürze, blicke ich in das Blitzen im Herzen dieser Wolke, und sie fällt auf mich wie ein Quecksilberregen, ein Feuerregen, und verschlingt Lela und mich.
    Verschlingt uns. Wird zu uns. Drei-in-einem.
    Gabriel schießt hindurc h – wie ein wütender Heuschreckenschwarm, wie der Heilige Geist selbst. Und ich spüre, wie in meinem Traum von Ryan, dass wir dennoch getrennt sind, Faser für Faser, alles da. Jeder von uns ist ganz er selbst, und doch sind wir irgendwie lose in dem einen Gefäß enthalten. Lela ist dort drin wie eine verschlossene Truhe, ein geschlossener Kreislauf; ihre Seele ist zusammengekrümmt, so in sich verhakt, dass ich unmöglich zu ihr durchdringen kann. Sie kann sich nicht befreien, sie kann den Knoten nicht öffnen. Und der Knoten ist da, das weiß ich. Ich kann uns spüren, sie und mich, spüre, dass ich in ihrem Körper verankert bin, durch Bande, die kein menschliches Wesen zu trennen vermöchte.
    Der Druck nimmt zu, und jede Zelle, jedes Nervenende in Lelas Körper verkrampft sich. In uns tobt ein gewaltiges Gewitter, mächtiger als alles, was ein Sterblicher allein ertragen könnte. Es zerfetzt den Schleier der Zeit und ich seh e …
    Luc und mich, eine leuchtende Schar im Rücken, die Acht uns gegenüber aufgereiht. Sie halten ihre Werkzeuge der Macht in die Höhe, auch hinter ihnen steht eine leuchtende Schar, so weit das Auge reicht. Dasselbe hat Uriel mir auch schon mal gezeigt: wir beide im Zentrum eines großen Ereignisses, eines bevorstehenden Weltenbrands. Nur sehe ich es diesmal mit Gabriels Augen.
    Mir stockt der Atem, denn ich sehe meinen goldhäutigen Liebste n – so, als sei es jetzt und nicht in einer fernen Vergangenheit, die mir längst durch die Finger geronnen ist. Lucs Schönheit, seine schreckliche Macht, ist herzzerreißend. Und als ich mich durch Gabriels Augen sehe, meine linke Hand fest in Lucs rechte r – so groß, hell und strahlend wir beide, selbst in dieser leuchtenden Scha r – weiß ich, dass ich in diesem Moment unbesiegbar war, weil ich unter Lucs Schutz stand.
    Denn er war von allen der Höchste, der Oberste , wispert eine leise Stimme in mir. Zumindest behauptete er das.
    Luc und ich, ich und Luc, wir beide gegen die ganze Welt.
    Was ist dann mit uns geschehen?
    Ich sehe einen steilen, fernen Berghan g – in Griechenland? Tibet? Russland? Er ist unerreichbar für alle, außer für die Tollkühnsten. Die Erde ringsum ist verbrannt, jeder Baum, jede Pflanze, jedes Tier und jeder Fels in der Umgebung des tödlichen Kraters auf dem einsamen Hang vollkommen zerstört, zu Asche zerfallen. Ein Ausdruck, den man heutzutage überall in den Nachrichten hört, zuckt mir durch den Kopf: Kollateralschaden.
    Ich sehe Gabriel. Er durchkämmt die Souks, Märkte, Jahrmärkte, Orte des Aufruhrs, Versammlungen jeglicher Art in tausend Städten, die nie wieder auferstehen werden. Auf der Suche nach etwas, nach jemande m – nach mir? Ich spüre seine Enttäuschung, seinen wachsenden Ärger, spüre wie er bei seiner Suche fast die Welt der Materie niederreißt, unnatürliche Stürme und Wetterlagen hinterlässt, unerwartete Blitze, die alles zerstören. Wie ich ist er nicht immer de r … Langmütigste.
    Dann führt er uns in eine Reihe von Kammern tief unter den Fundamenten einer alten Menschenstadt. Der Ort ist ein Albtraum, zugleich Krypta und Beinhaus, in dem die Toten aus Jahrhunderten aufgetürmt sind. Wände, Böden, Decken, alles mit Knochen tapeziert: grinsende Schädel, Oberschenkelknochen, Schienbeine, Beckengürtel, ganze Skelette zu gruseligen Bildern angeordnet. Überall liegen die Toten aus alter Zeit, in Marmorgräber gebettet, in Grabstätten, die in die triefenden Wände gehauen sind. Der Geruch nach Verfall, Moder, Tod, der Staub von Jahrhunderten ist zum Schneiden dick, die Luft vom Plätschern des Wassers erfüllt, vom Quieken der Ratten und Mäuse, dem Rascheln von Kriechzeug und Ungeziefer aller Art.
    An diesem Höllenort sind sieben Männer versammelt, übermenschlich groß, überirdisch schön, jung, makel- und alterslos, jeder Einzelne ein Leuchtturm, der sich selbst genug ist und kein Licht von außen braucht. Denn jeder

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