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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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immer, das Reservats-System verringerte zunächst einmal die schlimmsten Probleme zwischen den Menschen und dem Feenvolk, zumindest in den Staaten.
    Menschen wie dieser Pastor jedoch bewiesen, dass Vorurteile und Hass weiterwucherten. Jemand hinter mir murmelte, er hoffe, dass Pastor Julio sich vor dem Ende der nächsten Woche wieder erholen werde, und eine Welle der Zustimmung im Flüsterton heiterte mich ein wenig auf.
    Ich habe von Leuten gehört, die Engel gesehen oder ihre Präsenz gespürt haben. Ich weiß nicht, ob es Gott ist oder einer seiner Engel, was ich wahrnehme, aber in den meisten Kirchen kann ich eine freundliche Präsenz spüren. Während der Pastor mit seiner von Angst getriebenen Predigt weitermachte, fühlte ich, wie dieses Wesen immer trauriger wurde.
    Der Pastor schüttelte mir die Hand, als ich das Gebäude verließ.
    Ich gehöre nicht zum Feenvolk, so weit man den Begriff auch dehnen mag. Meine Magie stammt aus Nordamerika und nicht aus Europa, und ich brauche keinen Schutzzauber, um mich unter die menschliche Bevölkerung zu mischen. Dennoch, dieser Mann hätte mich gehasst, wenn er gewusst hätte, was ich bin.
    Ich lächelte ihn an, bedankte mich für den Gottesdienst und wünschte ihm alles Gute. Liebe deine Feinde, heißt es in der Schrift. Meine Pflegemutter fügte immer noch hinzu: »Zumindest kannst du höflich zu ihnen sein.«

2
    A ls ich am Montagmorgen in die Werkstatt kam, saß Mac der Werwolf auf der Treppe vor der Bürotür.
    Ich setzte eine gleichmütige Miene auf und zeigte nicht, wie sehr mich das freute und überraschte, sondern reichte ihm nur eine schwere Tüte mit Fast-Food-Frühstückssandwiches, damit ich meinen Schlüssel herausholen und die Tür öffnen konnte. Ich bin mit wilden Tieren aufgewachsen; ich wusste, wie man sie zähmte. Wenn ich ihn richtig eingeschätzt hatte, hätte ihn ein herzliches Willkommen schneller vertrieben als harsche Worte, aber Essen war immer ein guter Köder.
    »Iss«, sagte ich und ging ins Bad, um mich umzuziehen. »Lass mir eins übrig – die anderen Brote sind für dich.«
    Als ich zurückkam, waren alle bis auf eines verschwunden.
    »Danke«, sagte er und starrte dabei meine Füße an.
    »Du wirst es abarbeiten. Komm, hilf mir, die Garagentore zu öffnen.« Ich ging durch das Büro voran in die Werkstatt. »Heute liegt nichts weiter an, also können wir uns mit meinem Käferprojekt beschäftigen.«
    Der Käfer machte im Augenblick nicht viel her, aber wenn ich fertig war, würde er lackiert und poliert sein und schnurren wie ein Kätzchen. Dann würde ich ihn für das Doppelte von dem verkaufen, was ich hineingesteckt hatte, und ein neues
Autor zu Wiederbelebungszwecken finden. Mit der Restaurierung von VW-Klassikern verdiente ich beinahe die Hälfte meines Einkommens.
    Wir hatten ein paar Stunden in freundschaftlichem Schweigen gearbeitet, als Mac fragte, ob er das Telefon für ein Ferngespräch benutzen könnte.
    »Solange es nicht nach China ist«, antwortete ich und versuchte, eine Mutter loszudrehen, die von mehr als dreißig Jahren Rost gehalten wurde.
    Ich schlich nicht zur Bürotür, um zuzuhören. Es ist nicht meine Gewohnheit, anderer Leute Privatgespräche zu belauschen. Andererseits musste ich nicht zur Bürotür schleichen. Ich habe ein hervorragendes Gehör.
    »Hallo«, sagte er. »Ich bin’s.«
    Meine Ohren waren allerdings nicht gut genug, als dass ich auch die andere Seite hätte verstehen können.
    »Es geht mir gut, es geht mir gut«, sagte er rasch. »Pass auf, ich kann nicht lange reden.« Pause. »Es ist besser, wenn du das nicht weißt.« Pause. »Ich weiß, ich habe die Nachrichten gesehen. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, nachdem wir den Tanz verlassen haben. Ich weiß nicht, was sie umgebracht hat und wieso ich noch lebe.«
    O nein!, dachte ich.
    »Nein. Sieh mal, es ist besser, wenn du nicht weißt, wo ich bin.« Pause. »Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich nicht weiß, was passiert ist. Nur, dass ich sie nicht umgebracht habe.« Pause. »Ich weiß nicht. Ich will nur, dass du Mom und Dad sagst, dass es mir gut geht. Ich habe sie sehr gern, und ich suche nach denjenigen, die sie getötet haben. Ich muss jetzt aufhören.« Pause. »Ich dich auch, Joe.«
    Es gab ein Dutzend Geschichten, die zu der Hälfte seines Gesprächs passten, die ich gehört hatte. Zwei Dutzend.

    Aber die wichtigste Parabel, die sich Werwölfe erzählen, hing damit zusammen, was beim ersten Mal passierte, wenn sich ein

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