Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
erledigt wurde, und beförderte sie nur mit einem leichten Schubs aus dem Gleichgewicht, damit sie die Treppe hinunterfiel. Sie prallte fest gegen das Geländer und schlug mit dem Kopf gegen eine Stufe.
Ich blieb nicht stehen, um mich zu überzeugen, wie es ihr ging. Es brauchte erheblich mehr als einen Treppensturz, um einen Werwolf sonderlich zu verlangsamen. Der Wolf auf der Straße, der mir am nächsten stand, setzte dazu an, sich zu bewegen, hielt dann aber in der Bewegung inne, weil das den Zauber der Stille gebrochen hätte.
Die Haustür war nicht verschlossen, und ich riss sie auf. Samuel drängte sich an mir vorbei. Das Geräusch von Aurelies wütendem Fauchen bewirkte, dass ich ihm sofort folgte.
Warrens Wohnzimmer war ein einziges Durcheinander verstreuter Bücher und zerbrochener Möbel, aber sowohl er selbst als auch Darryl befanden sich noch in Menschengestalt. Das machte mir deutlich, dass beide immer noch versuchten zu verhindern, dass dieser Kampf tödlich endete. Werwölfe in Menschengestalt mögen sehr stark sein, aber sie nicht halb so gefährlich wie ihre Wolfsgestalt.
Warren schlug gerade einen seiner Esszimmerstühle auf Darryls Kopf. Das Geräusch des Schlages konnte ich wegen der Stille nicht hören, aber ich konnte die Wucht anhand des splitternden Holzes und des spritzenden Blutes erahnen.
Mit einer so schnellen Bewegung, dass ich sie nicht ganz erfassen konnte, riss Darryl Warren zu Boden und hing nun über seiner Kehle.
Samuel kam ins Zimmer und schloss sofort das Maul um
Darryls Handgelenk – dann tänzelte er rückwärts und außer Reichweite. Die unerwartete Geste – Darryl hatte offenbar nicht einmal gehört, dass wir hereingekommen waren – bewirkte, dass Adams Stellvertreter seinen Griff um Warrens Kehle löste, der sich seinerseits losriss und versuchte, ein wenig Abstand zu gewinnen.
Dadurch konnte Samuel sich zwischen die beiden drängen. Warren ließ sich schwer atmend gegen die Wand sinken und wischte sich Blut aus den Augen. Darryl hatte zwei schnelle Schritte gemacht, bevor er Samuel offenbar erkannte und mit vollkommen verdutzter Miene beinahe rückwärtsgetaumelt wäre, um ihn nicht zu berühren.
Sobald ich sicher war, dass weder Darryl noch Warren weiterkämpfen würden, tätschelte ich Samuels Schulter, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Als er mich ansah, zeigte ich auf meinen Mund und nach draußen. Die Werwölfe draußen erhielten ihre Rezitation aufrecht, aber wir mussten miteinander reden.
Ich erwartet, Samuel werde nach draußen gehen, aber er tat etwas anderes. Seine Macht rauschte plötzlich mit der gleichen Wucht durch das Haus, wie sie entsteht, wenn bei einem Brand ein Idiot die Tür aufreißt, um Luft in ein Zimmer zu lassen, das seit Stunden schwelt. Alles war von seinem Geruch und seiner Kraft erfüllt: Es knisterte und knackte, bis ich das Gefühl hatte, durch brennende Wunderkerzen hindurch zu atmen. Kleine Machtexplosionen tanzten auf meiner Haut, bis ich mich wund fühlte und die Kontrolle über Arme und Beine verlor. Ich sackte hilflos auf die Knie. Mein Blickfeld begann ebenfalls zu funkeln. Schwarze Wirbel und helle, blitzende Lichter ließen mich den Kopf auf die Knie senken, während ich darum rang, bei Bewusstsein zu bleiben.
»Das genügt, Samuel«, sagte eine Stimme, die ich teilnahmslos
als die von Adam erkannte. »Ich denke, Sie haben deutlich gemacht, was Sie wollen, was immer das sein mag.«
Ich ließ den Kopf auf den Knien. Wenn Adam wach war, konnte alles andere warten, bis ich wieder Luft bekam.
Dann hörte ich seine nächsten Schritte die Treppe hinunter, und das waren beinahe die vertrauten, leichten, schnellen Bewegungen, die ich für gewöhnlich mit Adam assoziierte – seine Wunden mussten wirklich schnell verheilt sein. Auf dem Weg an mir vorbei legte er mir kurz die Hand auf den Kopf, dann ging er weiter.
»Was ist hier los?«, fragte er.
»Wir suchen dich jetzt seit zweit Tagen, Adam«, berichtete Darryl mit ein wenig verzerrter Stimme. »Alles, was wir hatten, war eine Botschaft auf Elizaveta Arkadyevnas Anrufbeantworter, die angeblich von Mercy stammte – und dein verwüstetes Haus mit drei toten Werwölfen darin, die niemand kannte. Du, Jesse und Mercy waren verschwunden. Wir haben dein Haus weiter beobachtet, aber es war reiner Zufall, dass einer vom Rudel Mercy mit Kyle gesehen hat. Als ich Warren anrief, wollte er nicht zugeben, dass du hier bist, aber er hat es auch nicht abgestritten, also rief
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