Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
an, er lachte.
Als er den Kopf wieder hob, hatte er eine seiner erstaunlichen Veränderung durchgeführt – wobei es sehr geholfen hatte, die Sonnenbrille abzusetzen. Aber es waren vor allem Körpersprache und Gesichtsausdruck, die ihn veränderten. Er sah einfach plötzlich zehn Jahre älter und bis auf die Ohrringe viel achtbarer aus.
»Tony?«, fragte Gabriel verdutzt.
»An der Kennewick High habe ich direkt vor seiner Nase verdeckt gearbeitet«, sagte Tony. »Er hat es nicht bemerkt. Ich habe dir doch gesagt, dass die meisten Leute mich nicht erkennen können.«
»Dem habe ich nie widersprochen«, sagte ich. »Ich glaube, dass du ein guter Undercover-Ermittler bist.«
Tony schüttelte den Kopf. »He, Gabriel, würdest du uns eine Minute allein lassen? Ich habe ein paar Fragen an Mercy.«
»Klar.« Gabriel schüttelte den Kopf und stand auf. Auf dem Weg zur Werkstatt drehte er sich noch einmal um, als wolle er sich überzeugen, dass Tony immer noch dasaß.
»Ich habe ihn in der Schule wirklich getriezt«, sagte Tony, sobald wir allein waren. »Aber er kann ganz gut auf sich aufpassen.«
»Ich muss wirklich nach Hause«, sagte ich. »Worum geht es?«
Er hob die Hüfte und zog ein gefaltetes Stück Papier aus der hinteren Jeanstasche. »Der Junge, der dir neulich geholfen hat«, sagte er. »Ich habe ein paar Informationen über ihn.«
Ich nahm das Papier und faltete es auf. Es war ein körniges Schwarzweiß-Foto von Mac, über das in Großbuchstaben »Vermisst« gestempelt war. Es listete seine Daten auf – er war sechzehn gewesen – aber keine weiteren Informationen.
»Alan MacKenzie Frazier«, las ich.
»Sie haben ihn dank eines Anrufs, den er letzte Woche zu seiner Familie machte, hierher zurückverfolgt.«
Ich nickte, reichte ihm das Papier zurück und log ihn weiterhin an, indem ich die Wahrheit sagte. »Als er den zuletzt hier war – heute vor einer Woche –, fragte er, ob er ein Ferngespräch führen dürfe. Er hat den Tag über gearbeitet, aber seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
Ich hatte mit Bran über Mac gesprochen, und der Marrok würde sich darum kümmern, dass im Frühjahr ein Wanderer Macs Überreste fand, damit seine Eltern nicht ewig neben dem Telefon warten mussten: Es war nicht viel, aber das Beste, was ich tun konnte.
Ich musste mich ein wenig abstrampeln und brauchte ziemlich viel Hilfe, aber es gelang mir, für das Abendessen mit Adam und Jesse sauber, gut angezogen und schön zu sein. Tatsächlich fand das Abendessen mit Adam allein statt, denn Jesse hatte sich entschuldigt und war Hause geblieben, weil es ihr angeblich nicht gut ging. Sie schaute sich mit Darryl und Aurelie eine DVD an, denn Warren war mit Kyle ausgegangen. Unter dem heilsamen Einfluss von gutem Essen und guter Musik entspannte sich Adam, und ich entdeckte, dass er unterhalb der überwältigenden, aufbrausenden Fassade ein charmanter, überwältigender, wenn auch aufbrausender Mann war. Er schien es zu genießen, herauszufinden, dass ich ebenso störrisch und respektlos gegenüber Autoritäten sein konnte, wie er immer vermutet hatte.
Dann bestellte er Nachtisch, ohne mich auch nur zu fragen. Ich wäre wütend gewesen, aber es war etwas, was ich mir niemals hätte selbst bestellen können: Schokolade, Karamell, Nüsse, Eis, echte Sahne und ein ungemein üppiger Kuchen.
»Also«, sagte er, nachdem ich das letzte Stück verzehrt hatte. »Hast du mir verziehen?«
»Du bist arrogant und überschreitest immer wieder Grenzen«, sagte ich und zeigte mit meiner sauberen Gabel auf ihn.
»Na ja, ich tue mein Bestes«, gab er mit falscher Bescheidenheit zu. Dann wurden seine Augen dunkler, und er fuhr mit dem Daumen über meine Unterlippe.
Er beobachtete mich, als ich das Karamell von seiner Haut leckte.
Ich stützte die Hände auf den Tisch und beugte mich vor. »Das ist einfach ungerecht. Ich esse dein Dessert und mag es – aber du kannst mich nicht mit Sex davon abhalten, ärgerlich zu werden.«
Er lachte leise; ein entspanntes, glückliches Lachen.
Um das Thema zu wechseln und weil diese Sache sich schneller aufheizte, als es mir lieb war, sagte ich: »Bran hat mir erzählt, dass er dir befohlen hat, auf mich aufzupassen.«
Er wurde ernst und sah mich fest an. »Ja. Und jetzt fragst du dich, ob ich dich tatsächlich für Bran im Auge behalten habe.«
Ich konnte die Heiterkeit in seinen Augen erkennen, kam aber zu dem Schluss, dass ich es dennoch wissen wollte. »Na gut, ich beiße an. Hast
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