Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
würde die Polizei anrufen.
Elizavetas Nummer war in meinem Handy gespeichert, obwohl bisher für mich noch nie Grund bestanden hatte, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Ich erreichte ihren Anrufbeantworter und hinterließ die Nachricht, dass ein Toter auf meiner Veranda lag, Jesse verschwunden war und ich Adam, der verwundet war, an einen sicheren Ort brachte. Dann klappte ich das Telefon zu und steckte es weg. Ich wusste nicht, was in Adams Haus passiert war, aber das hielt mich nicht davon ab, mich schuldig und verantwortlich zu fühlen. Hätte ich mich letzte Nacht nicht eingemischt, als die beiden Schurken kamen, um Mac zu suchen, wären dann alle immer noch am Leben? Hätte ich Mac nach Montana zum Marrok geschickt, statt ihn von Adam übernehmen zu lassen, hätte das etwas geändert?
Aber Mac zum Marrok zu bringen, wäre mir nie eingefallen. Ich hatte nicht mehr mit Bran in Verbindung gestanden, seit er mich vom Rudel weggeschickt hatte, und er hatte sich
auch nicht gemeldet. Ich warf einen raschen Blick hinter meinen Sitz auf die blaue Plane, unter der sich Macs Leiche befand. Nun ja, zumindest brachte ich ihn jetzt zu ihm.
Dann fiel mir das schüchterne Grinsen wieder ein, das Mac aufgesetzt hatte, als ich ihm meinen Namen sagte. Ich wischte mir die Wangen ab und blinzelte wild gegen Tränen an, aber es hatte keinen Sinn. Ich weinte um ihn, und um seine Eltern und seinen Bruder, die nicht einmal wussten, dass er tot war. Wahrscheinlich saßen sie jetzt alle an den Telefonen und warteten darauf, dass er wieder anrief.
Ich fuhr nach Spokane hinein, als dringlichere Sorgen mich von meiner Schuld und meinem Kummer ablenkten: Adam begann sich zu rühren. Meine Angst, dass er sterben würde, wurde sofort von der Sorge beiseitegedrängt, er würde zu schnell heilen.
Ich hatte immer noch über zweihundert Meilen vor mir, und die meisten davon auf einem keinen Berg-Highway, der sich durch Dutzende von Siedlungen zog und den man nur mit etwa fünfundzwanzig Meilen die Stunde zurücklegen konnte. Die letzten sechzig Meilen waren auf der staatlichen Karte mit »sonstige« markiert, um den Gegensatz zu einem normalen Highway oder einer Straße zu bezeichnen. Wenn ich mich recht erinnerte, handelte es sich überwiegend um einen Kies- und Schotterweg. Ich nahm an, dass die gesamte Strecke mich mindestens vier weitere Stunden kosten würde.
Dominante Werwölfe heilen schneller als unterwürfige. Nach meiner Einschätzung hätte es zwei Tage dauern sollen, bevor Adam wieder gesund genug war, um seinen Wolf zu beherrschen – aber er würde auch schon viel früher Ärger machen können. Ich brauchte Bran, bevor Adam sich besser bewegen konnte, und er rührte sich bereits. Und ich brauchte wirklich Glück, um das rechtzeitig zu schaffen.
Als ich nach Coeur d’Alene kam, wo ich von der Interstate abbiegen musste, fuhr ich als Erstes zu einer Tankstelle und dann zu dem ersten Fast-Food-Laden am Weg, und kaufte dreißig Cheeseburger. Das erstaunte Teenagermädchen, das mir die Tüten durch das Fenster reichte, starrte mich neugierig an. Ich erklärte nichts, und sie konnte wegen der Vorhänge des Busses nicht sehen, wer meine Mitfahrer waren.
Ich fand einen Parkplatz, schnappte mir ein paar Tüten, stieg über Mac hinweg und begann, die Brötchen vom Fleisch zu trennen. Adam war zu schwach, um mehr zu tun als mich anzuknurren und sich das mit Käse und Ketchup überzogene Fleisch zu schnappen, so schnell ich es ihm zuwerfen konnte. Er aß beinahe zwanzig Burger, bevor er wieder zurück in seinen vorherigen komatösen Zustand sank.
Als ich nach Norden abbog, begannen die ersten Schneeflocken zu fallen.
Als Troy, Montana, vor mir lag, verfluchte ich den schweren, nassen Schnee, der mich so abgelenkt hatte, dass mir die Abzweigung mehrere Meilen zuvor entgangen war. Ich tankte also noch einmal, ließ mir alles genau beschreiben, legte die Schneeketten an und kehrte wieder um.
Der Schnee war schnell genug gefallen, dass die Räummannschaften nicht mehr mithalten konnten. Die Spuren der Autos vor mir füllten sich rasch mit frischen Flocken.
Die Angaben des Mannes an der Tankstelle frisch im Kopf, wurde ich langsamer, als ich den Yaak erneut überquerte. Verglichen mit dem Kootenai, an dem ich in den letzten paar Stunden entlanggefahren war, war er nur ein kleines Flüsschen.
Ich behielt den Straßenrand sehr gut im Auge, und das erwies sich als gute Idee. Das kleine grüne Schild für die Abzweigung war halb mit
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