Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
seufzte. »Also gut. Ich bin sogar Ihrer Meinung, dass ich allein nicht kräftig genug bin – aber ich will, dass Mercy geht. Wir können Darryl und –«
Samuel hob die Hand. »Mercy«, unterbrach er Adam, »was hat dich veranlasst, Adam nach Montana zu bringen, statt einen von seinem Rudel zur Hilfe zu rufen?«
»Es war dumm«, sagte ich.
»Mag sein, aber sag es uns trotzdem.«
»Ich versuchte gerade, mich mit Darryl in Verbindung zu setzen, aber plötzlich fühlte ich mich unbehaglich. Ich habe mich an einen Gesprächsfetzen erinnert, der früher an diesem Abend zwischen Ben und Darryl gefallen war, aber im Nachhinein nicht sehr aussagekräftig ist.«
»Wieso haben Ben und Darryl überhaupt mit dir gesprochen?« , fragte Adam mit dieser sanften Stimme, die er oft benutzte, um anderen gegenüber den Eindruck zu erwecken, dass er nicht zornig war.
»Das ist wohl nicht soo ungewöhnlich, Adam«, knurrte ich. »Ich bin ihnen begegnet, als ich den Müll rausbrachte. Darryl hat Ben nur gesagt, er soll mich in Ruhe lassen. Er sagte ›Das hier ist der falsche Zeitpunkt‹. Ich weiß nicht, warum ich zu dem Schluss gekommen bin, es könne etwas zu bedeuten haben.«
»Erst hast du dich also unbehaglich gefühlt«, sagte Samuel. »Und dann hast du dir möglicherweise diesen Grund dafür ausgedacht.«
»Ja.« Ich spürte, wie ich errötete.
»Und was denkst du jetzt über das Rudel?«
Ich öffnete den Mund, dann schloss ich ihn wieder. »Verdammt noch mal. Irgendwas stimmt nicht. Ich glaube nicht,
dass sich Adam an das Rudel wenden sollte, bevor er sich wieder richtig verteidigen kann.«
Samuel lehnte sich mit einem kleinen, selbstzufriedenen Lächeln zurück.
»Was ist?«, fragte ich.
»Dir ist etwas aufgefallen«, erklärte Adam. »Ein Geruch oder etwas in meinem Haus, das dich denken lässt, dass jemand von meinem Rudel in die Sache verwickelt sein könnte. Eine Sache des Instinkts.« Er klang finster. »Ich fand es selbst seltsam, dass sie gekommen sind, nachdem so viele Wölfe schon fort waren.«
Ich schüttelte den Kopf. »Adam, ich weiß wirklich überhaupt nichts.«
»Wir werden niemanden umbringen«, sagte Samuel. »Jedenfalls nicht aufgrund deiner Instinkte – aber was könnte es schaden, vorsichtig zu sein? Ruf deinen Freund vom Feenvolk zurück. Wir werden morgen mit ihm und seiner Informantin sprechen, wenn Adam sich genügend beherrschen kann, um allein zu sein.«
»Nein«, widersprach Adam.
»Ich will verdammt sein, wenn ich das tue.« Es fühlte sich seltsam an, sich nicht mit Adam zu streiten. »Je schneller wir Jesse finden, desto besser.«
»Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein«, erklärte Samuel. »Und ich werde nicht zulassen, dass du alleine gehst und mit einem unbekannten Mitglied des Feenvolks sprichst.«
»Wir müssen Jesse finden«, sagte ich.
»Meine Tochter steht an erster Stelle.«
Samuel drehte sich zu Adam herum. »Gibt es einen dominanten Wolf in Ihrem Rudel, dem Sie trauen? Jemand, der nicht Rudelführer werden will?«
»Warren«, sagten Adam und ich gleichzeitig.
Warren war mein Lieblingswolf aus Adams Rudel und der Einzige, dessen Gesellschaft ich aktiv suchte. Ich war ihm kurz nach meinem Umzug in die Tri-Cities begegnet, bevor ich auch nur gewusst hatte, dass es in der Stadt ein Rudel gab.
Seit ich Montana verlassen hatte, hatte ich keinen Werwolf kennengelernt und ganz bestimmt nicht erwartet, eines Abends einen zu treffen, der nachts in der nächsten durchgehend geöffneten Tankstelle arbeitete. Er hatte mich misstrauisch angesehen, aber es waren noch andere Kunden da gewesen, also hatte er einfach nur mein Geld entgegengenommen. Ich akzeptierte das Wechselgeld mit einem Nicken und einem Lächeln.
Danach hatten wir einander überwiegend ignoriert, bis zu der Nacht, als die Frau mit dem frischen blauen Auge in den Laden kam, um für das Benzin zu bezahlen, das ihr Mann gerade pumpte. Sie gab Warren das Geld, dann packte sie die Hand des Jungen an ihrer Seite fester und fragte Warren, ob es einen Hinterausgang gäbe, den sie benutzen könnten.
Er lächelte sie freundlich an und führte sie und ihren Sohn in ein kleines Büro hinten im Laden, das mir nie zuvor aufgefallen war. Er bat mich, solange auf die Kasse aufzupassen, ging nach draußen und hatte eine kurze Unterredung mit dem Mann an der Pumpe. Als er wieder hereinkam, brachte er der Frau zweihundert Dollar in bar mit, und ihr Mann fuhr in einem Tempo davon, das sich nur mit großem Zorn oder
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