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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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mokkabraune Ledercouch, deren Rundungen die Wände nachzuzeichnen schienen.
    Eine Frau hatte sich auf zwei dicke, bestickte Kissen an eine Armlehne der Couch gelehnt. Sie trug Seide. Ich konnte die Überreste von Seidenraupen riechen, ebenso wie den leichten Duft, den ich mit Vampiren zu assoziieren gelernt hatte.

    Das Kleid selbst war schlicht und kostbar und betonte ihre Gestalt mit wirbelnden Lila- und Rottönen. Ihre schmalen Füße waren nackt, bis auf abwechselnd aufgetragenen roten und lila Nagellack. Sie hatte die Knie hochgezogen, sodass sie das Taschenbuch, das sie las, stützen.
    Offenbar war sie gerade mit einer Seite zu Ende, denn nun machte sie ein Eselsohr in eine Ecke und legte das Buch dann nachlässig auf den Boden. Dann schwang sie die Beine von der Couch und drehte sich so, dass sie uns das Gesicht zuwandte, bevor sie den Blick hob, um uns anzusehen. All das geschah so schnell und geschmeidig, sodass ich kaum Zeit hatte, meinen eigenen Blick zu senken.
    »Stelle uns vor, Stefano«, sagte sie mit einer tiefen Altstimme, die durch einen Hauch von italienischem Akzent noch voller wurde.
    Stefan verbeugte sich – eine förmliche Geste, die eigentlich nicht zu seinen zerrissenen Jeans hätte passen sollen, aber dennoch nicht altmodisch wirkte, sondern gut aussah.
    »Signora Marsilia«, sagte er. »Darf ich Ihnen Mercedes Thompson vorstellen, eine außerordentliche Automechanikerin, und ihren Freund Dr. Samuel Cornick, den Sohn des Marrok. Mercy, Dr. Cornick, das hier ist Signora Marsilia, die Herrin der Columbia-Siedhe.«
    »Willkommen«, sagte sie.
    Es hatte mich gewundert, wie menschlich die beiden Frauen oben mit ihren Falten und Unvollkommenheiten ausgesehen hatten. Über Stefan hing ein Hauch von Anderssein, den ich erkennen konnte. Ich hatte gleich bei unserer ersten Begegnung gewusst, dass er kein Mensch war. Aber von dem deutlichen Geruch der beiden anderen Vampire abgesehen, wären sie für mich als Menschen durchgegangen.
    Diese hier war etwas ganz anderes.

    Ich starrte sie an und versuchte zu begreifen, wieso sich meine Nackenhaare sträuben. Sie sah aus wie eine Frau Anfang zwanzig, die offensichtlich gestorben und zum Vampir geworden war, bevor das Leben sie gezeichnet hatte. Ihr Haar war blond – nicht unbedingt eine Farbe, die ich mit Italien in Verbindung gebracht hätte. Sie hatte jedoch ebenso dunkle Augen wie ich selbst.
    Hastig riss ich meinen Blick von ihrem Gesicht los und begann schneller zu atmen, als mir klar wurde, wie einfach es war, die Vorsichtsmaßnahmen zu vergessen. Sie hatte mich allerdings nicht angesehen. Wie die anderen Vampire richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Samuel, was ja auch nur verständlich war. Er war der Sohn des Marrok, Brans Sohn, eine einflussreiche Person und nicht nur irgendein Autobastler. Außerdem hätten ihn die meisten Frauen ohnehin eher angesehen als mich.
    »Habe ich etwas gesagt, was Sie amüsiert, Mercedes?«, fragte Marsilia. Ihre Stimme war angenehm, aber es lag Macht darin, ein wenig wie die, auf die die Alphas sich berufen konnten.
    Ich kam zu dem Schluss, dass ich ihr am besten die Wahrheit sagen sollte, und es ihr überlassen, wie sie damit umging. »Sie sind heute Abend die Dritte, die mich praktisch ignoriert, Signora Marsilia. Das halte ich allerdings für vollkommen verständlich, denn es fällt mir ebenfalls schwer, meine Aufmerksamkeit von Dr. Cornick abzuwenden.«
    »Haben Sie oft diese Wirkung auf Frauen, Dr. Cornick?«, fragte sie ihn spitzbübisch. Sie beobachtet ihn also immer noch.
    Samuel, der unerschütterliche Samuel, geriet ins Stottern. »Ich – ich habe nicht …« Er hielt inne und atmete ein, und dann sagte er, wieder ein wenig mehr wie er selbst klingend:
»Man kann wohl davon ausgehen, dass Sie mehr Glück mit dem anderen Geschlecht haben als ich.«
    Sie lachte, und ich erkannte schließlich, was mich beunruhigte. Etwas an ihrer Miene und ihren Gesten wirkte so, als würde sie Menschen nur nachahmen, als wäre ihr ganzes Auftreten nur eine Vorstellung für uns Zuschauer.
    Zee hatte mir erzählt, dass technische Fortschritte Filmemachern gestatteten, vollkommen computeranimierte Personen für die Leinwand zu erschaffen, die beinahe lebendig wirkten. Aber nach einer gewissen Weile war offenbar deutlich geworden, dass diese Personen die Zuschauer abstießen; je mehr, desto echter sie wirkten.
    Ich wusste nun genau, was er meinte.
    Bei Marsilia stimmte beinahe alles. Ihr Herzschlag, der Atem. Ihre Haut war

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