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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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war besser als meine eigenen Ideen. Ich holte meine Halskette heraus. Sie war lang genug, dass ich sie über den Kopf ziehen konnte, und ich ließ sie von der Hand baumeln, als Marsilia sich bewegte.
    Ich war mit Werwölfen aufgewachsen, die schneller als Windhunde rannten, und ich bin selbst bin sogar noch ein wenig flinker – aber ich sah Marsilias Bewegung nicht einmal. Einen Augenblick hatte sie sich noch vorn an Samuels Jeans gepresst, und im nächsten waren ihre Beine um seine Taille geschlungen, und ihr Mund klebte an seinem Hals. Alles, was dann folgte, schien wie in Zeitlupe zu geschehen, obwohl ich annehme, dass es nur ein paar Sekunden dauerte.
    Die Illusion, die die anderen Vampire verbarg, löste sich in der Heftigkeit von Marsilias Hunger auf, und dann sah ich sie, sechs andere, die an der Wand des Raums standen. Sie versuchten nicht einmal, wie Menschen zu wirken, und ich erhielt den flüchtigen Eindruck von grauer Haut, hohlen Wangen und Augen, die wie schwarze Edelsteine glitzerten. Keiner von ihnen bewegte sich jedoch, nur Stefan, der Marsilia gepackt hatte und versuchte, sie von Samuel wegzuziehen. Niemand mischte sich ein, als ich zu Samuel ging, die alberne Halskette ums Handgelenk geschlungen. Ich nehme an, sie hielten uns beide nicht für gefährlich.
    Samuel hatte die Augen geschlossen und den Kopf zurückgelegt, um Marsilia mehr Zugang zu gewähren. So verängstigt, dass ich kaum atmen konnte, drückte ich das Silberlamm gegen Marsilias Haarsansatz und betete eilig darum, dass es das Gleiche erreichen würde wie ein Kreuz.
    Ich drückte den kleinen Anhänger gegen ihre Stirn, aber Marsilia war so versunken darin, sich von Samuel zu nähren,
dass sie nicht darauf reagierte. Dann geschahen mehrere Dinge beinahe gleichzeitig.
    Das Lamm in meiner Hand leuchtete mit der unheimlichen blauen Flamme eines gut eingestellten Bunsenbrenners auf. Marsilia hockte plötzlich hinten auf der Couch, so weit von meiner Halskette – und Samuel – entfernt wie möglich. Sie kreischte, ein schrilles Geräusch, das so gerade eben noch im Bereich meines Hörvermögens lag, und machte eine Geste.
    Alle sackten zu Boden – Samuel, Stefan und Marsilias Wachen, und ich allein blieb stehen, das kleine Lamm in der Hand wie ein absurd blaues Neonschild, das die Herrin des Vampirnests beleuchtete. Ich dachte zunächst, die anderen hätten sich freiwillig zurückgezogen, in Reaktion auf ein geheimes Zeichen, das mir entgangen war. Aber Marsilia zuckte mit dem Kinn, eine schnelle, unmenschliche Bewegung, und schrie abermals. Die Geschöpfe auf dem Boden wanden sich ein wenig, als täte ihnen etwas weh, aber sie konnten nichts unternehmen, um ihre Situation zu erleichtern – und schließlich erkannte ich, dass es ebenso Magie wie Angst war, die mir den Atem raubte. Marsilia tat etwas, das ihnen allen Schmerzen zufügte.
    »Hören Sie auf damit«, forderte ich mit aller Autorität, die ich aufbringen konnte, aber die Worte kamen nur dünn und zittrig heraus. Alles andere als beeindruckend.
    Ich räusperte mich und versuchte es noch einmal. Immerhin hatte ich mich sogar Bran entgegengestellt, nachdem ich seinen Porsche gegen einen Baum gefahren hatte, ohne Führerschein oder auch nur die Erlaubnis, das Auto zu benutzen. Tatsächlich konnte ich meine Stimme so weit beruhigen, dass sie nicht mehr quiekte. »Das reicht jetzt. Niemand hat Ihnen etwas getan.«
    »Nichts getan?«, zischte sie und riss den Kopf herum, so
dass ihre Haarmähne nach hinten geschleudert wurde und eine unangenehm aussehende Verbrennung in Form meines Anhängers auf ihrer Stirn entblößte.
    »Sie haben sich ohne seine Erlaubnis von Samuel genährt«, sagte ich fest, als wüsste ich, dass ihre Tat mir das Recht dazu gegeben hatte – ich war nicht sicher, ob das wirklich stimmte, aber bei Wölfen funktionierte es, wenn man bluffte. Und Vampire schienen viel Wert auf Umgangsformen zu legen.
    Sie reckte das Kinn, antwortete aber nicht. Dann holte sie tief Luft, und mir wurde klar, dass sie nicht mehr geatmet hatte, seit ich sie von Samuel vertrieben hatte. Ihre Lider flatterten, als sie die Witterung des Raums aufnahm – ich konnte es ebenfalls riechen: Schmerz, Angst, Blut und etwas Süßes, Zwingendes, vermischt mit den übrigen Düften.
    »Es ist lange her, seit so etwas für mich vorbereitet wurde«, sagte sie. »Er blutete und war bereits halb gebannt.« Sie klang nicht gerade bedauernd, aber ich nahm mir vor, mich auch auf eine nicht ganz so gute

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