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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Kreuzamulett. Als er sie aus dem Hemd zog, blitzte oder glühte sie nicht. Es war nur gewöhnliches Metall, aber ich bemerkte Estelles unwillkürliches Schaudern, als die Kette ihre Haut streifte, ehe sie das Schmuckstück in die Tasche fallen ließ. Sie sah mich an, und ich holte meine Halskette heraus und zeigte ihr mein Lamm. »Kein Kreuz«, sagte ich tonlos. »Ich hatte nicht erwartet, heute Abend mit Ihrer Herrin zu sprechen.«
    Sie gönnte Zees Waffe nicht einmal einen Blick und tat sie offenbar als gewöhnlichen Dolch ab. Nachdem sie die Schnur an ihrer Tasche, die nun Samuels Kreuzanhänger enthielt, wieder zugezogen hatte, ließ sie sie daran baumeln. »Kommen Sie mit.«
    »Ich bringe sie in einer Minute selbst hinunter«, sagte Stefan. »Geh vor und sag ihr, dass wir unterwegs sind.«
    Der andere Vampir zog die Brauen hoch, ging aber ohne ein Wort und nahm die Tasche mit Samuels Kreuz mit.
    »Hier liegt mehr im Argen, als ich dachte«, murmelte Stefan schnell. »Gegen das meiste kann ich euch schützen, aber nicht gegen die Herrin selbst. Wenn du willst, Mercy, werde ich euch sofort wieder von hier wegbringen und sehen, ob ich die Informationen auch ohne euch erhalten kann.«
    »Nein«, sagte Samuel. »Wir sind jetzt hier. Bringen wir es zu Ende.«

    Seine Worte klangen ein wenig schleppend, und ich bemerkte, dass Stefan ihm einen fragenden Blick zuwarf.
    »Noch einmal biete ich an, euch von hier fortzubringen, Mercy« Diesmal sah Stefan mich an. »Ich würde nicht zulassen, dass dir und den deinen etwas zustößt.«
    »Kannst du herausfinden, wo die anderen Wölfe sich aufhalten, auch wenn sie nicht will, dass du das tust?«, fragte ich.
    Er zögerte, was mir als Antwort genügte.
    »Dann werden wir mit ihr reden.«
    Stefan nickte, aber er wirkte alles andere als glücklich. »Dann kann ich nur die Worte deines Gremlins wiederholen. Sieh sie nicht an. Sie hat wahrscheinlich andere bei sich, ob sie nun zulässt, dass ihr sie seht oder nicht. Schaut niemandem in die Augen. Es gibt hier vier oder fünf Vampire, die es sogar mit deinem Wolf aufnehmen könnten.«
    Er drehte sich um und führte uns durchs Haus zu einem Alkoven mit einer Wendeltreppe. Als wir hinuntergingen, dachte ich zunächst, wir befänden uns auf den Weg zum Tiefparterre, aber wir stiegen noch weiter hinab. Kleine Lichter in der Zementwand leuchteten auf, als Stefan an ihnen vorüberging. So konnten wir zwar erkennen, dass wir uns in einer Zementröhre bewegten, das Licht war aber nicht hell genug, um mehr zu leisten als das. Frische Luft drang aus kleinen Luftschlitzen, aber sie hielt mich auch davon ab, eine Witterung aus dem Untergeschoss aufzunehmen.
    »Wie viel tiefer noch?«, fragte ich und versuchte, gegen einen leichten klaustrophobischen Anfall anzukämpfen.
    »Etwa zwanzig Fuß unter die Oberfläche.« Stefans Stimme hatte ein kleines Echo – oder etwas von unten hallte zu uns herauf.
    Vielleicht war ich auch einfach nur nervös.
    Wir erreichten eine ebene Zementfläche, aber trotz meiner
Nachtsicht war die Dunkelheit so vollständig, dass ich in jede Richtung nur etwa einen Meter sehen konnte. Der intensive Geruch von Bleiche tanzte um mehrere andere Düfte herum, denen ich noch nie begegnet war.
    Stefan bewegte sich, und etliche fluoreszierende Lichter flackerten auf. Wir befanden uns in einem Raum, dessen Boden, Wände und Decke aus Zement bestanden. Die allgemeine Wirkung dieses Interieurs war steril und leer.
    Stefan blieb nicht stehen, sondern ging weiter in einen engen Tunnel, der sich leicht nach oben zog. In geringen Abständen waren Stahltüren ohne Griffe in die Wände eingelassen. Ich konnte hören, dass sich hinter diesen Türen Dinge bewegten, und beeilte mich, Schutz an Samuels Schulter zu suchen. Als ich an der letzten Tür vorbeikam, prallte etwas dagegen und verursachte ein hohles Scheppern, das durch den Gang hallte. Hinter einer andern Tür erklang ein schrilles, hoffnungsloses Lachen, das sich höher und höher schraubte und in einer Reihe von Schreien endete.
    Am Ende klammerte ich mich beinahe an Samuel, aber er wirkte immer noch entspannt und atmete nicht einmal schneller. Verdammt sollte er sein! Ich konnte erst wieder tief Luft holen, nachdem wir die Türen hinter uns hatten.
    Der Tunnel machte eine scharfe Kurve, und dahinter lagen zwölf Stufen, die zu einem Raum mit gebogenen vergipsten Wänden führten, der in ein weiches Licht getaucht war. Direkt gegenüber der Treppe stand eine ausladende,

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