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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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recht verstand. Normalerweise wäre man gnädig genug gewesen, sie zu töten; Vampire, die sich nicht beherrschen können, sind gefährlich. Ich weiß, dass Werwölfe ähnlich vorgehen. Aber niemand konnte den Gedanken ertragen, ihre Musik zu verlieren. Also wird sie in der Siedhe behalten und bewacht wie ein Schatz, der sie auch wirklich ist.«
    Er hielt inne. »Für gewöhnlich wird ihr nicht erlaubt, einfach umherzuwandern, wie sie will. Es gibt immer Personen, die sich um sie – und um unsere Gäste – kümmern. Vielleicht hat unsere Herrin sich hier einen Scherz erlaubt.«
    Ich sah zu, wie Lillys zarte Hände sich über die Tastatur
bewegten. Ich dachte daran, was geschehen war, als sie hereingekommen war.
    »Was, wenn Samuel negativ reagiert hätte?«, fragte ich.
    »Sie hätte keine Chance gegen ihn gehabt.« Stefan wippte unglücklich mit dem linken Fuß. »Sie hat keine Erfahrung darin, unwillige Beute zu nehmen, und Samuel ist alt. Lilly bedeutet uns sehr viel. Wenn er ihr wehgetan hätte, wäre die ganze Siedhe auf Vergeltung aus gewesen.«
    »Ruhe«, forderte Samuel.
    Sie spielte lange Zeit Liszt. Nicht die frühen lyrischen Stücke, sondern die, die er komponierte, nachdem er den radikalen Geiger Paganini gehört hatte. Aber direkt in der Mitte seiner eindeutig verrückten Läufe ging sie dann zu einem Bluesstück über, das ich nicht erkannte, etwas Weichem, Entspanntem, das sich so trügerisch träge bewegte wie eine große Katze. Sie spielte ein wenig von den Beatles, ein wenig Chopin und etwas vage Orientalisches, bevor sie mit den vertrauten Klängen von Eine kleine Nachtmusik begann.
    »Ich dachte, du wolltest keinen Mozart spielen«, sagte Stefan, nachdem sie damit zu Ende gekommen war und mit der rechten Hand begann, eine neue Melodie auszuwählen.
    »Ich mag seine Musik«, erklärte sie den Tasten. »Aber er selbst war ein Schwein.« Sie ließ die Hände zweimal auf die Klaviatur krachen. »Und jetzt ist er tot, und ich bin es nicht. Nicht tot.«
    Ich wollte ihr nicht widersprechen. Nicht, nachdem einer dieser zarten Finger die Taste darunter zerbrochen hatte. Die anderen schwiegen ebenfalls.
    Abrupt stand sie vom Klavier auf und ging durch den Raum. Sie blieb vor Samuel stehen, aber als Stefan hüstelte, ging sie zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich werde jetzt essen«, sagte sie. »Ich habe Hunger.«

    »Gut.« Stefan umarmte sie, dann schob er sie liebevoll aus dem Zimmer.
    Mich hatte sie nicht einmal angesehen.
    »Sie glauben also, dass man uns irgendwie hereinlegen will?«, fragte Samuel mit täuschend liebenswürdiger Stimme.
    Stefan zuckte die Achseln. »Sie, mich oder Lilly. Suchen Sie es sich aus.«
    »Scheint eine Menge Aufwand zu sein«, spekulierte ich. »Wenn Samuel sterben sollte, würde Bran dieses Haus zerstören. Im ganzen Staat würde kein einziger Vampir übrig bleiben.«
    Ich sah Stefan an. »Deine Herrin mag mächtig sein, aber Zahlenverhältnisse sind bei einem Konflikt nicht unwichtig. Die Tri-Cities sind nicht so groß. Wenn es Hunderte von euch gäbe, wäre mir das aufgefallen. Bran kann sich an jeden Alpha in Nordamerika wenden.«
    »Es ist schön zu wissen, dass die Wölfe uns so hoch schätzen. Ich werde dafür sorgen, dass unsere Herrin erfährt, dass sie den Wolf in Ruhe lassen soll, weil sie ihn fürchten muss«, erklang eine Frauenstimme direkt hinter mir.«
    Ich zuckte zusammen und fuhr herum, und Stefan stand plötzlich zwischen mir und dem neuen Vampir. Diese Frau war weder ätherisch noch verführerisch. Wäre sie kein Vampir gewesen, hätte ich sie auf über sechzig geschätzt, jedes Jahr eingraviert in Falten grimmiger Missbilligung, die sich über ihr Gesicht zogen.
    »Estelle«, sagte Stefan. Ich hätte nicht sagen können, ob das eine Vorstellung oder eine Warnung darstellte.
    »Sie hat es sich anders überlegt. Sie wird den Wolf und seine Begleiter nicht hier aufsuchen. Sie können stattdessen zu ihr kommen.« Estelle ließ sich kein bisschen auf Stefan ein.
    »Diese Personen stehen unter meinem Schutz.« Stefans
Stimme verfinsterte sich auf eine Weise, die ich nie zuvor gehört hatte.
    »Sie sagte, du könntest ebenfalls mitkommen.« Estelle schaute Samuel an. »Ich muss allerdings alle Kreuze und heiligen Gegenstände einsammeln, die deine Schützlinge dabeihaben. Wir gestatten nicht, dass sich jemand der Herrin bewaffnet nähert.«
    Sie hielt eine Ledertasche mit goldener Prägung auf, und Samuel griff nach seiner Halskette mit dem

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