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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Haarklammern aufgesteckt, sodass man baumelnde Ohrringe aus Diamanten sehen konnte, die zu ihrem kunstvollen Halsschmuck passten. Sie hatte kleine Fältchen um Mund und Augen.
    Sie roch ein wenig wie Stefan, also musste ich annehmen, dass sie ebenfalls ein Vampir war, aber die Falten überraschten mich. Stefan schien kaum zwanzig zu sein, und irgendwie hatte ich erwartet, dass es sich bei Untoten wie bei Werwölfen verhielt, deren Zellen sich selbst regenerierten und die Schäden von Alter, Krankheit und Erfahrung beseitigten.
    Die Frau kam herein und ging direkt auf Samuel zu, der sich umdrehte und sie ernst ansah. Als sie sich gegen ihn lehnte und auf die Zehenspitzen stellte, um über seinen Hals zu lecken, ließ er eine Hand zu ihrem Nacken gleiten und sah Stefan an.
    Ich rutschte ein wenig weiter auf den Sitzrand zu und drehte mich zur Seite, damit ich sie über den Rücken des Sofas hinweg beobachten konnte. Ich machte mir keine großen Sorgen um Samuel – er hatte sich darauf eingestellte, ihr das Genick zu brechen. Ein Mensch hätte das vielleicht nicht geschafft, aber er war kein Mensch.
    »Lilly, meine schöne Lilly.« Stefan seufzte, und seine Stimme durchdrang die Spannung im Raum. »Du solltest unsere Gäste nicht lecken, meine Liebe. Das sind schlechte Manieren.«
    Sie hielt inne, die Nase an Samuels Haut. Ich packte Zees Dolch fester und hoffte, ihn nicht benutzen zu müssen. Samuel konnte auf sich selbst aufpassen, davon ging ich zumindest aus, aber er tat nicht gerne Frauen weh – und Stefans Lilly machte einen sehr femininen Eindruck.
    »Sie sagte, wir hätten Gäste zur Unterhaltung.« Lilly klang ein wenig wie ein schmollendes Kind, dem man soeben gesagt
hat, dass der versprochene Ausflug zum Spielzeuggeschäft verschoben wird.
    »Ich bin sicher, sie meinte, wir hätten Gäste, die du unterhalten solltest, meine Süße.« Stefan hatte sich nicht vom Sessel bewegt, aber seine Schultern wirkten angespannt, und er hatte sich vorgebeugt.
    »Aber er riecht so gut«, murmelte sie. Ich glaubte zu sehen, wie sie den Kopf nach vorn stieß, aber ich musste mich wohl geirrt haben, denn Samuel rührte sich nicht. »Er ist so warm.«
    »Er ist ein Werwolf, liebste Lilly. Du würdest feststellen müssen, dass er eine eher schwierige Mahlzeit abgibt.« Stefan stand auf, ging langsam um meine Couch herum, nahm eine von Lillys Händen in seine und küsste sie. »Komm, spiel für uns, meine Liebe.«
    Er führte sie von Samuel fort und zu einem Klavier, das in einer Ecke des Zimmers stand. Dort zog er die Bank für sie hervor und half ihr, sich hinzusetzen.
    »Was soll ich spielen?«, fragte sie. »Keinen Mozart. Er war immer so unhöflich.«
    Stefan berührte ihre Wange mit den Fingerspitzen. »Was du auch spielst, wir werden gebannt lauschen.«
    Sie seufzte übertrieben, ließ die Schultern hängen, richtete sich dann wie eine Marionette, an deren Fäden gezogen wird, von Kopf bis Fuß gerade auf und legte die Hände auf die Tasten.
    Ich mag Klaviermusik nicht. Als ich klein war, gab es in Aspen Creek nur eine einzige Musiklehrerin, und sie spielte Klavier. Vier Jahre lang klimperte ich jeden Tag eine halbe Stunde und hasste das Instrument jedes Jahr mehr. Das Piano hatte diese Gefühle erwidert.
    Aber nun brauchte es nur ein paar Läufe, um zu erkennen,
dass ich mich bezüglich der Klaviermusik geirrt hatte – zumindest, wenn Lilly es war, die spielte. Es wirkte einfach unmöglich, dass all dieser Wohlklang von dieser zerbrechlichen Frau kommen sollte, die dort vor uns saß.
    »Liszt«, flüsterte Samuel, trat vom Fenster weg und lehnte sich an die Rückenlehne meines Zweisitzers. Dann schloss er die Augen und lauschte, wie er zuvor dem Mond gelauscht hatte.
    Stefan trat vom Klavier weg, sobald Lilly sich auf ihre Musik konzentrierte. Er machte ein paar Schritte rückwärts und blieb neben mir stehen. Dann streckte er die Hand aus.
    Ich warf Samuel einen Blick zu, aber er war immer noch in der Musik versunken. Also nahm ich Stefans Hand und ließ mich hochziehen. Er brachte mich zur anderen Seite des Zimmers, bevor er mich losließ.
    »Wie sie sich verhält, hat nichts damit zu tun, dass sie ein Vampir ist«, sagte er zwar nicht unbedingt im Flüsterton, aber leise genug, dass es nicht über die Musik hinwegtrug. »Der Vampir, der sie zu einer von uns machte, fand sie beim Klavierspiel in einem teuren Bordell. Er wollte sie unbedingt in seiner Siedhe haben, also nahm er sie, bevor er ihren Zustand noch so

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