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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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er etwas Geringeres wäre, hätte er sich nicht hingegeben.« Sie klang erfreut.
    »Wie ist es dann Lilly gelungen?«, fragte Stefan. »Es war kein voller Kuss, aber er stand tatsächlich unter dem Bann.«
    Plötzlich hockte sie zu meinen Füßen und berührte Samuels Hals. Diese Art, einfach irgendwo zu erscheinen, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Das ist eine gute Frage«, murmelte sie. »Ist er dominant, dieser Sohn des Bran?«
    »Ja«, antwortete ich. Ich wusste, dass Menschen Schwierigkeiten hatten, einen dominanten von einem unterwürfigen Wolf zu unterscheiden, wäre aber nicht auf die Idee gekommen, dass das auch auf Vampire zutraf.
    »Dann hätte es Lilly eigentlich nicht gelingen sollen. Aber … nun, vielleicht hat man ihr die Macht verliehen.« Sie hob die Finger an die Lippen und leckte Samuels Blut ab. Ihre Augen begannen wieder zu glühen.
    Ich griff unter mein Hemd und wollte das Lamm gerade noch einmal herausziehen, aber eine bleiche Hand packte mein Handgelenk und riss mich gegen einen Körper, der nur aus kalten Knochen und Sehnen zu bestehen schien.
    Noch bevor mir wirklich klar wurde, was geschah, hatte ich auch schon reagiert. Hätte ich vorher überlegen können, hätte ich nie versucht, mit einem Vampir umzugehen wie mit einem Menschen, aber es war ein Reflex aus Hunderten von Stunden im Dojo.
    Er landete direkt auf Samuel, weil Marsilia ausgewichen war. Dann bewegte er sich, und ich dachte schon, er werde
wieder angreifen, aber er hatte es stattdessen auf Samuel abgesehen. Er schlug nach Samuels blutendem Hals.
    Marsilia riss ihren Vampir von Brans Sohn weg, aber er hinterließ bei Samuel zerfetzte Haut, wo seine Reißzähne eingedrungen waren. Ohne jede sichtliche Anstrengung oder jedes Gefühl schleuderte sie ihn gegen die nächste Wand. Gips bröckelte, und der Vampir prallte mit einem Fauchen auf, das erstarb, sobald er sah, wer ihn beim zweiten Mal geworfen hatte.
    »Hinaus, meine Lieben.« Mir fiel auf, dass die Verbrennung an ihrer Stirn bereits verheilte. »Hinaus, bevor wir alle unsere Ehre verlieren, überwältigt von solcher Liebenswürdigkeit, wie man sie uns hier als verführerisches Festessen anbietet.«
    Ich hatte endlich mein Schaf vollkommen herausgeholt, aber bevor es zu glühen begann, waren wir allein, Stefan, Samuel und ich.

11
    H inter einer der Türen im Flur gab es einen Fahrstuhl. Stefan lehnte sich erschöpft an die Wand; er trug Samuel, der blutig und reglos war, aber immer noch atmete.
    »Bist du sicher, dass er wieder in Ordnung kommt?«, fragte ich nicht zum ersten Mal.
    »Er wird nicht daran sterben«, erklärte Stefan, was nicht ganz das Gleiche war.
    Der Fahrstuhl kam kaum merklich zu Stehen, und die Türen öffneten sich und gaben den Blick auf eine Küche frei. Helles Licht schimmerte auf Ahornholz und cremefarbenen Arbeitsplatten aus Stein. Es gab keine Fenster, aber man hatte auf sehr kluge Art Spiegel eingesetzt, und von hinten beleuchtete Buntglaspaneele entschädigten ebenfalls für den Mangel an Ausblick. Nahe dem Kühlschrank befand sich etwas, was mich noch mehr interessierte: eine Tür, die nach draußen zu führen schien. Ich wartete nicht auf Stefan, sondern riss sie auf und eilte hinaus auf den gepflegten Rasen. Erst als ich bebend einatmete und die Luft eher nach Staub und Abgasen roch als nach den Vampiren, erkannte ich, dass ich gerade das Haupthaus verlassen hatte.
    »Die Häuser sind durch die Tunnel miteinander verbunden«, stellte ich fest, als Stefan die Hintertreppe herunterkam.
    »Keine Zeit zum Reden«, knurrte er.
    Ich sah ihn an und bemerkte, dass er mit Samuels Gewicht rang.
    »Ich dachte, Vampire wären stark genug, um Bäume auszureißen«, sagte ich.
    »Nicht, nachdem Marsilia ein Hühnchen mit ihnen gerupft hat.« Er veränderte seinen Griff, um Samuel besser halten zu können.
    »Warum kein Feuerwehrgriff?«, fragte ich.
    »Weil ich ihn nicht so tragen will, wenn er aufwacht – er wird kein sehr glücklicher Wolf sein. So kann ich ihn absetzen und schnell aus dem Weg gehen, wenn ich muss.«
    »Ich trage ihn«, erklang plötzlich eine fremde Stimme.
    Stefan drehte sich mit einem Fauchen um, und zum ersten Mal sah ich seine Reißzähne weiß und spitz in der Nacht leuchten.
    Ein anderer Vampir stand neben uns, in Jeans und einem bis zur Taille offenen weißen Piratenhemd, die man üblicherweise auf Mittelaltermärkten und in Errol-Flynn-Filmen sieht. Es sah nicht gut an ihm aus. Seine Schultern waren zu schmal, und sein

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