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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ich da höre, Samuel mitten in einer unfreiwilligen Verwandlung ist, dann musst du dort verschwinden und ihm Zeit geben, sich zu beruhigen.«
    »Was? Und ihn allein mitten in Kennewick auf die Jagd gehen lassen? Ich glaube nicht.«
    »Er wird dich nicht erkennen – nicht, wenn er sich so verändert. Es wird nicht Samuel, Brans Sohn, sein, sondern nur der Wolf.«
    Die Geräusche hinter dem Sitz klangen nun mehr hündisch und weniger menschlich.
    »Mercy, verschwinde aus dem Auto!«
    »Es ist alles in Ordnung, Warren«, sagte ich und hoffte sehr, recht zu behalten.
    Wölfe, die echten Wölfe, sind normalerweise keine bösartigen Tiere, es sei denn, sie sind verängstigt oder fühlen sich in die Enge gedrängt. Werwölfe hingegen sind immer bösartig und immer bereit, zu töten.
    »Wenn es nicht funktioniert … sag Adam, dass die Vampire mich erwischt haben«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass er sich erinnern wird. In gewisser Weise wird es sogar stimmen. Die Vampire haben diese Veränderung erzwungen. Sag ihm das.« Ich legte auf.
    Es war schon zu spät, um davonzulaufen, aber das hätte ich ohnehin nicht getan. Samuel mit dem Nachspiel seiner Wolfswut allein fertig werden lassen? Samuel war ein Heiler, ein Beschützer der Schwachen. Ich wusste nicht, ob er mit unschuldigem Blut an seinen Händen hätte weiterleben können.

    Und ich hatte ihn schon einmal verlassen, vor langer Zeit. Das würde ich nicht noch einmal tun.
    Die Geräusche wurden leiser, und nun konnte ich nur noch sein raues Hecheln hören und seinen Zorn spüren. Ich hielt mich nicht damit auf, mich auszuziehen, bevor ich die Gestalt veränderte – es hätte zu lange gedauert. Als Samuels weißer Kopf über dem Sitz erschien, schüttelte ich mir gerade T-Shirt und BH aus dem Fell.
    Dann hörte ich mit allem auf, was ich tat, und duckte mich auf den Boden des Busses, den Schwanz zwischen den Beinen. Ich blickte nicht auf, aber ich hörte die Sprungfedern knarren, als Samuel langsam über die Banklehne kletterte und sich auf den Sitz stellte.
    Ich hatte solche Angst, dass ich kaum atmen konnte. Ich wusste, was ich jetzt machen musste, war mir aber nicht sicher, ob ich es schaffen würde. Wenn ein Teil von mir nicht vollkommen überzeugt gewesen wäre, dass Sam, mein Sam, mir nie wehtun könnte, wäre ich nicht imstande gewesen, die nächsten Momente hinter mich zu bringen.
    Er war vollkommen still. Wenn sie in Montana auf der Jagd sind, heulen und schreien die Wölfe, aber in der Stadt geschieht alles lautlos. Knurren, Winseln und Bellen, das sind alles Bluffs – es ist der stille Wolf, der dich töten wird.
    Während Samuel reglos auf dem Rücksitz stand, rollte ich mich auf den Rücken und bot meinen Bauch seinen Zähnen dar. Ich reckte das Kinn, sodass meine Kehle ebenfalls leicht zugänglich war.
    Es gehörte zu den schwierigsten Dingen, die ich je getan hatte. Selbstverständlich hätte er mich auch töten können, wenn ich auf dem Bauch lag, aber es war einfach schlimmer, ihm meine Unterseite zu präsentieren. Unterwürfig zu sein, geht mir wirklich gegen den Strich.

    Der Bus wackelte erneut, als Samuel vom Sitz sprang und beinahe auf mir landete. Ich konnte seinen Zorn riechen – der säuerliche Geruch seiner Angst war mit seiner Menschlichkeit verschwunden und hatte nur den Wolf zurückgelassen. Heißer Atem wehte über mein Fell, als er mich beschnüffelte und seine Nase mein Haar scheitelte. Langsam verging sein Zorn zusammen mit der Intensität, die mir erlaubt hatte, zu spüren was er empfand.
    Ich legte den Kopf schief und riskierte einen Blick. Samuel befand sich auf dem Platz zwischen der kurzen Bank und der Schiebetür. Gefangen unter ihm, mit seinen Vorderpfoten auf beiden Seiten meiner Schultern, verspürte ich plötzlich Platzangst und versuchte instinktiv, mich zu drehen.
    Ich hielt in der Bewegung fast sofort inne, aber Samuel warf sich dennoch nach vorn, gab ein warnendes Knurren von sich und brachte seine Zähne näher an mein Gesicht. Ich versuchte, mich mit dem Gedanken zu trösten, dass er mich wahrscheinlich nicht umbringen würde – aber ich war mir der aufbrausenden Natur der Werwölfe sehr bewusst.
    Er schloss das Maul um meinen Hals – aber mit zu viel Abstand für einen Adernbiss. Ich konnte seine Zähne durch das Fell an meinem Hals spüren, aber sie hielten inne, sobald sie meine Haut berührten.
    Ich betete, dass Bran recht hatte, und Samuels Wolf mich tatsächlich als seine Gefährtin betrachtete. Wenn er

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