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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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dann schloss ich den Container vorsichtig wieder, damit die SIG nicht klapperte. Ich hätte mir keine Gedanken machen müssen. Als ich mich nach ihm umsah, saß der Polizist in der Bustür auf dem Boden und streichelte Samuel.
    Bei jedem anderen Werwolf, den ich kenne, hätte mich das nervös gemacht – sie sind nun wirklich keine Haustiere, und einige von ihnen wollen ganz bestimmt nicht so behandelt werden. Samuel jedoch legte nur den Kopf schief, damit die Finger des Polizisten die richtige Stelle zum Kraulen hinter seinem Ohr fanden, und stöhnte vor Wonne.
    Samuel mochte Menschen. Ich erinnere mich daran, wie ich mit den Schulkindern von Aspen Valley – alles Menschen – in der Pause zu ihm ging. Die meisten Werwölfe gehen Kindern aus dem Weg, aber nicht Samuel. Meine Mitschüler wussten alle, wer er war, und wenn sie ihm als Mann begegneten, sprachen sie ihn mit Dr. Cornick an und behandelten ihn wie jeden anderen Erwachsenen. Aber wenn er als Wolf zur Schule kam, ließen sie ihn Pony spielen und betrachteten ihn als wilden, aber treuen Wolfsfreund. Und er war mit der gleichen intensiven Freude dabei gewesen wie sie.

    »Er ist wunderschön«, sagte der Polizist, stand schließlich wieder auf und nahm meine Papiere. »Wie groß ist er, wenn er steht?«
    Ich schnippte mit den Fingern. »Samuel, komm.«
    Er stand auf der Bank auf, und sein Rücken streifte das Dach des Busses. Dann streckte er sich und sprang vom Sitz direkt auf den Kiesweg hinaus. Er bewegte sich bewusst wie ein großer Hund, ein wenig ungeschickt und träge. Sein dichtes weißes Winterfell und die Nacht boten einige Tarnung gegenüber den Unterschieden, die keine Zucht wirklich hätte erklären können.
    Die Vorderbeine von Werwölfen sind eher wie die eines Bären oder Löwen gebaut als wie die eines Timberwolfs. Wie die ersten beiden nutzen Werwölfe ihre Klauen, um etwas zu zerreißen, und das bedeutet, dass sie über eine andere Muskulatur verfügen.
    Der Polizist stieß einen leisen Pfiff aus und ging um Samuel herum. Er achtete sorgfältig darauf, ihm dabei nicht mit der Taschenlampe in die Augen zu leuchten. »Sieh dich nur an!«, murmelte er. »Kein Gramm Fett am Leib und mindestens zweihundert Pfund.«
    »Glauben Sie? Ich habe ihn nie gewogen. Ich bin sicher, er ist schwerer als ich, und das zu wissen, genügt mir.«
    Der Polizist gab mir den Führerschein und die anderen Papiere zurück, ohne sie sich wirklich angesehen zu haben. »Es wäre mir immer noch lieber, wenn sie bei Tag joggen würden. Ma’am. Und dieser Park ist nachts geschlossen – so ist es sicherer für alle.«
    »Danke, dass sie sich um mein Wohlergehen sorgen«, erklärte ich mit ernster Stimme und tätschelte dem Werwolf dabei leicht den Kopf.
    Der Polizist kehrte zu seinem Auto zurück, aber er wartete,
bis ich Samuel wieder in den Bus führte, und folgte mir aus dem Park bis zur Auffahrt zum Highway – was verhinderte, dass ich anhalten und meine Socken anziehen konnte. Ich hasse es, in ledernen Tennisschuhen barfuß zu sein.
    Samuel hockte sich auf den Beifahrersitz, steckte den Kopf aus dem Fenster und legte die Ohren an.
    »Hör auf damit«, tadelte ich ihn. »Behalte deine Körperteile gefälligst im Bus.«
    Er ignorierte mich, öffnete das Maul und ließ die Zunge ebenso zurückwehen wie die Ohren. Nach einer Weile zog er den Kopf wieder ein und grinste mich an.
    »Das wollte ich auch immer schon mal tun«, gestand ich. »Wenn das hier alles vorbei ist, kannst du vielleicht fahren, und ich strecke den Kopf aus dem Fenster.«
    Er drehte sich zu mir um und setzte die Vorderpfoten auf den Boden zwischen den Sitzen. Dann stupste er meine Taille mit der Nase an und winselte.
    »Schluss damit!«, rief ich und versetzte ihm einen Klaps auf die Schnauze. »Das ist einfach unhöflich.«
    Er zog den Kopf zurück und sah mich fragend an. Ich nutzte die Gelegenheit zu einem Blick auf den Tacho, um mich zu überzeugen, dass ich nicht zu schnell fuhr.
    »Samuel Llewellyn Cornick, du wirst noch einen Unfall verursachen! Hör auf, deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken.«
    Er schnaubte und legte eine Pfote auf mein Knie, schubste es zweimal – und dann berührte er meinen Nabel noch einmal mit der Nase. Diesmal war er schneller als mein Klaps und zog sich sofort wieder den ganzen Weg bis zu seinem Sitz zurück.
    »Die Tätowierung?«, fragte ich, und er kläffte – ein reichlich basshaltiges Kläffen. Direkt unter dem Nabel hatte ich die Tätowierung eines

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