Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
ein wenig anders als diese. Werwölfe und ihre Verwandten kamen ebenfalls, um neue Jagdreviere zu finden. Das Feenvolk kam, um dem kalten Eisen der industriellen Revolution zu entkommen, das ihnen dennoch gnadenlos folgte. Zusammen zerstörte diese Einwanderung die meisten übernatürlichen Geschöpfe, die bis dahin in Amerika gelebt hatten, bis am Ende selbst die Geschichten über ihre Existenz beinahe verschwunden waren.
    Und das war offenbar auch meiner Art geschehen.
    Als ich die Einfahrt zum Highway nach Richland nahm, erinnerte ich mich an etwas, was meine Mutter mir einmal gesagt hatte. Sie hatte meinen Vater nicht besonders gut gekannt. In ihrer ansonsten beinahe leeren Schmuckschatulle befand sich eine silberne Gürtelschnalle, die er bei einem Rodeo
gewonnen und ihr gegeben hatte. Mutter sagte, seine Augen hätten die Farbe von der Sonne beleuchteter Root Beers gehabt, und dass er schnarchte, wenn er auf dem Rücken schlief. Darüber hinaus weiß ich nur, dass er vielleicht überlebt hätte, wenn ihn jemand nach dem Unfall früher gefunden hätte. Er war nicht sofort tot gewesen. Etwas Scharfes hatte eine große Ader aufgerissen, und er war verblutet.
    Hinten im Bus erklang ein Geräusch. Ich drehte den Rückspiegel, bis ich den Rücksitz sehen konnte. Samuel war wach, und er zitterte heftig.
    Stefan hatte mir nicht gesagt, worin die Reaktion auf den Kuss bestehen konnte, aber ich war ziemlich sicher, dass ich es jetzt herausfinden würde. Ich kam gerade an der Abfahrt zum Columbia Park vorbeikam, und ich konnte noch rechtzeitig abbiegen, ohne dass mich jemand von hinten rammte.
    Ich fuhr weiter, bis ich einen kleinen Parkplatz nahe einer Wartungshütte erreichte. Dort hielt ich an, schaltete das Licht aus, schlüpfte zwischen den Sitzen hindurch und näherte mich Samuel vorsichtig.
    »Sam?«, sagte ich, und einen Herzschlag lang verlangsamte sich sein Kampf.
    Seine Augen glitzerten im Schatten der Tiefe des Busses. Ich roch Adrenalin, Angst, Schweiß und Blut.
    Ich musste mich gewaltig anstrengen, nicht auf der Stelle zu fliehen. Ein Teil von mir wusste, dass mein Fluchtreflex gerechtfertigt war, und der Rest fand bald heraus, warum einige Werwölfe so schlecht auf den Kuss eines Vampirs reagierten – aufzuwachen, sich nicht bewegen zu können und sich daran zu erinnern, dass jemand einem das Blut ausgesaugt hat, hätte wohl bei jedem Werwolf Panik ausgelöst.
    »Ruhig«, sagte ich und hockte mich in den Raum zwischen dem zweiten Sitz und der Schiebetür. »Die Vampire sind weg,
aber du spürst immer noch die Folgen ihres Bisses. Es macht ihre Opfer reglos, damit sie sich ernähren können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Aber diese Wirkung lässt bei dir jetzt nach – Stefan sagte, es wird nicht mehr schlimmer werden.«
    Er begann mir zuzuhören. Ich konnte es daran erkennen, wie sich die Verspannung seiner Schultermuskeln löste – und dann klingelte mein Handy.
    Ich nahm den Anruf entgegen, aber der plötzliche Lärm war zu viel gewesen. Der Bus wackelte, als Samuel über den Rücksitz in den Gepäckraum dahinter kletterte.
    »Hallo«, sagte ich leise.
    »Mercy.« Warren klang eindringlich. »Du musst so schnell wie möglich herkommen – und bring Samuel mit.«
    Samuel gab hinter dem Sitz gequälte Geräusche von sich. Die Veränderung ist immer schmerzhaft für Wölfe – selbst wenn es ihnen gut geht und sie versessen darauf sind, zu jagen. Sich zu verändern, wenn der Geruch von Angst und Blut schwer in der Luft hängt, ist noch schlimmer.
    »Samuel geht es nicht gut«, sagte ich, als er aufschrie, ein verzweifeltes Brüllen. Er kämpfte gegen die Veränderung an.
    Warren fluchte. »Dann sag mir eins – befürchtet Adam, dass jemand aus dem Rudel ihn verraten hat?«
    »Es war wahrscheinlich mein Fehler, in dieser Hinsicht misstrauisch zu sein«, erwiderte ich. »Wieso, kommt das Rudel zu deinem Haus?«
    Er knurrte. Ich nahm an, das sollte ein Ja sein.
    »Sag es Adam.«
    »Ich habe Steaks gemacht und ihn vor etwa einer Stunde gefüttert, und er schläft jetzt. Ich habe versucht, ihn zu wecken, bevor ich anrief, aber er hat sich tief in eine Heiltrance versetzt. Ich weiß nicht, was es brauchen würde, um ihn aufzuwecken.«

    »Dr. Cornick würde es wissen«, murmelte ich und zuckte bei den Geräuschen zusammen, die Sam hinten im Bus von sich gab. »Aber er kann leider nicht ans Telefon kommen.«
    »Schon gut, Mercy.« Warren klang plötzlich ruhiger. »Ich kümmere mich schon darum. Wenn das, was

Weitere Kostenlose Bücher