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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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mich?
    Niemand war im Flur oder in dem kleinen Wohnzimmer, zu dem er führte, also gingen wir weiter. Auf einer Seite des Flurs gab es drei Bogentüren, alle geschlossen, und der Gang führte an ihnen vorbei in einen sehr großen, luftigen Raum mit hohen Decken und indirekter Beleuchtung. An den Wänden hingen bunte Gemälde, von denen einige vom Boden bis zur Decke reichten. Die Wände selbst waren in einem hellen Gelbton gestrichen, der den Raum hell und freundlich wirken ließ, obwohl er keine Fenster hatte.
    Der Boden war mit Kacheln in diversen Rotbrauntönen gefliest. Helle, neutral gefärbte Wollteppiche waren beinahe zufällig darüber verstreut. Es gab drei Sofas und fünf bequem aussehende Sessel, alle in einem eher verblüffenden Korallenrot, das aber irgendwie zu dem südwestlichen Thema passte. Sie standen in einem lockeren Halbkreis um einen großen Holzstuhl, der aussah, als stammte er aus einem neogotischen Herrenhaus, und der nicht zu den sonnigen Farben des Zimmers passen wollte.
    Warren wollte weitergehen, aber ich folgte ihm nicht. Dieser Stuhl hatte etwas an sich …
    Das Holz war dunkel, aber die Maserung kam mir wie Eiche vor. Er war ganz mit Schnitzereien verziert, von den Löwenpfotenbeinen bis zu dem Gargoyle, der oben auf der Rückenlehne hockte. Jedes Bein hatte auf etwa einem Drittel seiner Höhe einen Messingring. Die Armlehnen bestanden vollkommen aus Messing, überzogen mit zierlich geschmiedeten Ranken, kleinen Blüten – und Dornen. Am Ende jeder
Armlehne reckte sich eine der Dornen senkrecht in die Höhe.
    Als ich beinahe nahe genug war, um den Stuhl zu berühren, wurde mir klar, dass ich seine Magie schon vom Flur aus gespürt hatte – ich hatte nur nicht gewusst, was es war. Magie fühlt sich für mich normalerweise wie ein Kribbeln an, in etwa wie Mineralwasser auf der Haut. Das hier war allerdings eher ein dunkles Surren, als schlüge jemand eine sehr große Trommel, während ich mir die Ohren zuhielt, damit ich die Schläge nur fühlen konnte, aber nicht hören.
    »Mercy?«, fragte Warren von der Tür aus. »Ich glaube nicht, dass wir uns das näher ansehen sollten.«
    »Riecht ihr das?«, fragte Ben aus Kniehöhe. Ich schaute nach unten und bemerkte, dass er sich auf alle viere niedergelassen hatte, den Kopf vorgereckt und leicht schief gelegt. Er schloss die Augen und holte tief Luft. »An diesem Stuhl klebt altes Blut.«
    Ich wollte ihn gerade fragen, ob er noch mehr feststellen konnte, aber nun kam der erste Vampir herein. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Im Leben war er ein Mann mittlerer Größe gewesen, von irischer Herkunft, wenn man aus dem roten Haar Schlüsse ziehen wollte. Er bewegte sich gleichzeitig steif und würdevoll, und seine Bewegungen erinnerten mich an einen Weberknecht. Der Vampir schob sich an Warren vorbei und ging durch den Raum, ohne uns anzusehen. Er setzte sich auf eine kleine Bank an der hinteren Wand, die mir zuvor nicht aufgefallen war.
    Das Eintreffen des Vampirs schien alle Fragen zu beantworten, die Warren hatte, denn er folgte ihm ins Zimmer und stellte sich rechts von mir auf, wie es sich für einen richtigen Leibwächter gehörte. Ben stand auf und stellte sich links hinter mich, so dass ich von den Werwölfen flankiert wurde.

    In den nächsten Minuten füllten sich alle Sitzplätze im Zimmer mit Vampiren. Keiner sah uns an, während sie hereinkamen. Ich hätte das eigentlich für eine Beleidigung gehalten, aber sie nahmen auch untereinander keinen Blickkontakt auf.
    Ich zählte unauffällig – fünfzehn Vampire. Sie wirkten beeindruckend, und sei es nur dank ihrer teuren Kleidung. Seide, Satin, Brokat in allen Farben des Regenbogens. Einer oder zwei trugen moderne Kleidung, aber die meisten hatten sich in historische Kostüme gekleidet, vom Mittelalter bis zur jüngsten Vergangenheit.
    Irgendwie hatte ich mehr dunkle Farben erwartet, aber ich sah kein Schwarz oder Grau. Die Werwölfe und ich waren entschieden zu einfach gestylt. Nicht, dass mich das interessiert hätte.
    Ich erkannte die Frau, die beim letzten Mal, als ich hier gewesen war, Samuels Kreuz an sich genommen hatte. Sie setzte sich auf einen der korallenroten Sessel, als wäre es ein Hocker, gerade aufgerichtet wie eine viktorianische Dame in einem festen Korsett, obwohl sie ein wasserblaues Seidenkleid mit Perlenfransen trug, das wohl aus den Zwanzigern stammte und dank ihrer steifen Haltung seltsam unseriös wirkte. Ich sah mich nach Lilly, der Pianistin, um, aber

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