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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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sie tauchte nicht auf.
    Dann fiel mein Blick auf einen alten Mann mit strähnigem grauem Haar. Anders als Werwölfe behielten Vampire das Aussehen, das sie hatten, wenn sie starben. Obwohl er uralt wirkte, konnte er auch einer der jüngsten Vampire im Raum sein. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er mich im Gegensatz zu den anderen beobachtete. Er befeuchtete sich die Lippen, und ich machte einen Schritt auf ihn zu, bevor es mir gelang, den Blick zu senken.

    Werwölfe mochten einander aus Gründen der Dominanz niederstarren, aber sie konnten auf diese Weise nicht den Geist eines anderen beeinflussen. Ein Walker sollte angeblich gegen diese Art der Einflussnahme immun sein, aber ich spürte eindeutig die Macht seines Blicks.
    Ein dunkelhaariger, jung aussehender Mann mit schmalen Schultern hatte das Zimmer betreten, während ich mit dem älteren Mann Kuckuck gespielt hatte. Wie Stefan wirkte auch er menschlicher als die meisten anderen. Es war eher seine Kleidung als sein Gesicht, woran ich mich erinnerte. Wenn Andre nicht das gleiche Piratenhemd trug wie in der Nacht, als ich ihm zuerst begegnet war, dann zumindest ein ganz ähnliches. Sobald er sich auf einem der Sessel nahe der Mitte des Raums niedergelassen hatte, sah er mich – anders als die anderen Vampire – direkt an und lächelte freundlich. Ich kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, ob er Freund oder Feind war.
    Bevor ich darüber genauer nachdenken oder seinen Gruß erwidern konnte, betrat Marsilia den Raum, die Herrin der Columbia-Siedhe. Sie trug einen leuchtend roten Reitrock im spanischen Stil mit einer weißen Rüschenbluse und einer schwarzen Mantilla, was besser zu ihrem blonden Haar und den dunklen Augen passte, als ich gedacht hätte.
    Sie bewegte sich geschmeidig, anders als beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte. Von allen Vampiren im Raum war Marsilia die Einzige, die man wirklich als schön bezeichnen konnte. Sie ließ sich Zeit, den Rock zurechtzuzupfen, bevor sie sich auf den Stuhl in der Mitte des Halbkreises setzte. Die rote Farbe ihres Rocks passte nicht zu dem Korallenrot des Sesselbezugs. Ich weiß nicht, wieso ich mich deshalb so viel besser fühlte.
    Sie starrte uns an – nein, sie starrte die Werwölfe mit einem
gierigen, hungrigen Blick an. Ich erinnerte mich daran, wie sie sich Samuel gegenüber verhalten hatte, und fragte mich, ob sie eine Vorliebe für Werwölfe hatte. Stefan hatte mir erzählt, sie sei wegen eines Werwolfs ins Exil geschickt worden. Vampire haben keine Gesetze, die es verbieten, sich von einem Werwolf zu nähren, aber Marsilia hatte sich an einem Werwolf vergriffen, der einem mächtigen und höherrangigen Vampir gehörte.
    Ben und Warren waren beide so vernünftig, den Blick von ihr abzuwenden. Ihre Instinkte geboten ihnen zweifellos, sie direkt anzusehen und niederzustarren, aber das hätte gefährlich werden können.
    Schließlich beendete Marsilias tiefe Stimme das Schweigen. Sie sprach mit leichtem Akzent. »Geht und holt Stefan. Sagt ihm, sein Haustier ist hier, und wir sind des Wartens müde.«
    Ich hätte nicht sagen können, mit wem sie sprach; sie starrte immer noch Warren an – auf den sie sich inzwischen konzentriert hatte –, aber Andre stand auf und sagte: »Er wird Daniel mitbringen wollen.«
    »Daniel wird bestraft. Er kann nicht aus der Zelle kommen.« Der Vampir, der das sagte, saß direkt links von Marsilia. Er trug einen lederfarbenen Anzug aus dem neunzehnten Jahrhundert, komplett mit Taschenuhr und blau gestreifter Seidenweste. Sein Schnurrbart war ebenso gestreift wie die Weste, aber braun und silbergrau. Er hatte sich das schütter werdende Haar über einen kahlen Fleck oben auf dem Kopf gekämmt.
    Marsilia kniff die Lippen zusammen. »Im Gegensatz zu deinem Ehrgeiz bin immer noch ich diejenige, die hier das Sagen hat, Bernard. Andre, bring Daniel ebenfalls mit.« Sie sah sich um. »Estelle, geh mit ihm. Daniel könnte Schwierigkeiten machen.«

    Die ältere Frau in dem Perlenfransenkleid stand abrupt auf, so als hätte jemand an ihren Fäden gezogen. Wenn sie sich bewegte, klirrten die Perlen leise, was mich an eine Klapperschlange denken ließ. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ihr Kleid solche Geräusche verursacht hatte, als sie ins Zimmer gekommen war.
    Andre bedachte mich im Vorbeigehen mit einem kleinen tröstlichen Lächeln, das keiner der anderen sehen konnte. Estelle ignorierte uns abermals. Es war eine bewusste Unhöflichkeit, dachte ich, obwohl ich ihre Arroganz

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