Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
sagen?«
Stefan trat einen Schritt vor, dann zögerte er und sah den Vampir an, den er auf den Armen hielt.
»Ich kann ihn nehmen«, bot Warren an.
Stefan schüttelte den Kopf. »Daniel hat sich lange nicht mehr genährt; er wäre gefährlich für Sie. Andre?«
Andre runzelte die Stirn, aber er stand auf, um den hungrigen Vampir auf die Arme zu nehmen, so dass Stefan sich vor die anderen stellen konnte. Ich erwartete, Stefan werde sich dort hinstellen, wo auch Bernard gestanden hatte, aber er setzte sich stattdessen auf den Holzstuhl. Er lehnte sich zurück, bis er die Rückenlehne berührte, dann packte er mit festem Griff die mit Messing beschlagenen Armlehnen, als hätte er die Messingdornen gar nicht bemerkt, die dort aufragten.
Aber das hatte er wohl. Das Summen von Magie, das ich die ganze Zeit gespürt hatte, wurde lauter und schneller und ließ meinen Brustkorb vibrieren. Ich versuchte, ein Keuchen herunterzuschlucken, aber Marsilia sah mich plötzlich an, als hätte ich etwas Interessantes getan.
Sie gönnte mir allerdings nur einen Augenblick ihrer Aufmerksamkeit, bevor sie sich wieder auf Stefan konzentrierte. »Du bietest also willig an, die Wahrheit zu sagen.«
»Ja.«
Der Stuhl reagierte irgendwie auf diese Aussage. Aber bevor ich zu einem Schluss kommen konnte, was das Flackern von Energie bedeutete, sagte der jung aussehende Vampir, der immer noch im Rhythmus meines Herzschlags schwankte: »Wahr.«
Die meisten Werwölfe konnten feststellen, ob jemand log, aber das hing mit dem Geruch und dem Herzschlag des Betreffenden zusammen – und soweit ich wusste, verfügten Vampire über keine Magie, die ihnen sagte, ob jemand log. Es kam mir allerdings nur angemessen vor, dass ihr Wahrheitszauber Blut verlangte.
»Sprich.« Ich konnte Marsilias Stimme nicht entnehmen,
ob sie hoffte, dass er eine Erklärung für das Blutbad in dem Hotel geben konnte oder nicht.
Stefan schilderte seinen Verdacht, dass Daniels Blutgier-Geschichte nicht stimmig war. Als der Vampir, mit dem Daniel sich hätte in Verbindung setzen sollen, zurückgekehrt war, habe er das als Möglichkeit betrachtet, mehr herauszufinden, erklärte er.
»Ich fürchtete«, sagte Stefan mit einer wohlklingenden Geschichtenerzähler-Stimme, »wenn mein Misstrauen gerechtfertigt sei, würde ich mich vielleicht einem Vampir gegenübersehen, der einen von unserer Art mit einem Bann belegen konnte – obwohl Daniel noch sehr jung ist. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, der Vampir wäre vielleicht ein Hexer gewesen, bevor er einer von uns wurde.«
»So gefährlich, dass du lieber sie mitgenommen hast als einen anderen Vampir?« Bernards Stimme triefte vor Verachtung.
Stefan zuckte die Achseln. »Wie ich schon sagte, ich dachte, Littleton sei ein Hexer. Nichts, womit ich nicht schon vorher zu tun hatte. Ich habe nicht wirklich geglaubt, dass ich etwas gegenüberstehen würde, womit ich nicht fertig werden könnte. Mercedes war eine Art zusätzlicher Versicherung, aber ich dachte nicht, dass ich sie wirklich brauchen würde.«
»Ja«, warf Marsilia mit einigem Nachdruck ein. »Sagen wir den anderen doch, wieso Mercedes Thompson jemand ist, den du um Hilfe bitten würdest.« Sie hatte die Augen zusammengekniffen, und ihre Finger spielten mit den Fransen ihres schwarzen spanischen Umschlagtuchs. Ich hätte nicht sagen können, was sie so sehr ärgerte, aber sie wusste, was ich war.
»Mercedes ist ein Walker«, sagte Stefan.
Das Energieniveau im Zimmer hob sich beträchtlich, obwohl sich keiner der Anwesenden rührte. Ich hatte angenommen, dass seit dem letzten Winter alle Vampire von mir wussten, aber offenbar war das nicht der Fall gewesen. Vielleicht war Marsilia wütend, weil Stefan sie gezwungen hatte, den andern zu enthüllen, was ich war. Ich wünschte mir wirklich, ich wüsste genau, wieso sie wegen mir so beunruhigt waren – vielleicht würde ich mich dann nicht fühlen wie ein Huhn in einem Fuchsbau.
Der Junge neben Marsilia hörte auf, rhythmisch zu schwanken. Als er mich ansah, spürte ich seinen Blick wie einen Blitz, der über meine nackte Haut zuckte. »Wie interessant«, sagte er.
Stefan mischte sich schnell ein, als versuchte er, den Jungen von mir abzulenken. »Sie stimmte zu, als Kojotin mitzukommen, so dass der Vampir nicht wissen würde, dass sie mehr war als Teil meiner Erscheinung. Ich dachte, der Trick würde sie schützen, und ihre teilweise Unempfindlichkeit gegen seine Magie würde mir helfen. Ich hatte Recht, aber
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