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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Frage nach. Ich nieste zweimal, um meine Nase zu befreien, und dann senkte ich sie, um mehr Gerüche aus dem nächsten Haus zu sammeln.
    Diesmal kam Zee mit. Er blieb ein Stück hinter mir, um sich nicht einzumischen, aber dennoch in meiner Nähe. Er sagte nichts mehr, und ich ignorierte ihn, während ich versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war. War dieses Haus echt? Zee hatte dem Meereswesen gesagt, ich hätte den Schutzzauber gebrochen – würde das nicht bedeuten, dass die andere Landschaft echt war? Aber dann müsste es hier ein Meer geben, was mir wirklich unwahrscheinlich vorkam – obwohl ich das Meer immer noch riechen konnte, wenn ich es versuchte. Ich wusste einiges über das Reich unter dem Feenhügel, aber die Geschichten darüber waren ziemlich vage, wenn nicht vollkommen widersprüchlich.
    Die Sonne war jetzt wirklich untergegangen, und Zee schaltete das Licht ein. Obwohl ich im Dunkeln gut sehen konnte, war ich dankbar dafür. Mein Herz war immer noch sicher, dass ich gefressen werden würde, und es schlug doppelt so schnell wie sonst.
    Das unangenehme Parfum des Todes lenkte meine Aufmerksamkeit zu einer geschlossenen Tür. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich die Tür leicht öffnen können, aber ich glaube an Arbeitsteilung. Ich winselte (Kojoten können, anders als Hunde, nicht bellen), und Zee öffnete gehorsam die Tür, hinter der sich die Treppe in den Keller
befand. Es war das erste Haus, das ein Untergeschoss hatte – es sei denn, die anderen Keller waren irgendwie versteckt gewesen.
    Ich sprang die Treppe hinunter. Zee schaltete das Licht an und folgte mir. Der größte Teil des Kellers sah aus, wie solche Räume eben aussehen: Hier war alles mögliche Zeug gelagert, die Wände waren nicht verputzt oder gestrichen, und der Boden bestand aus schlichtem Zement. Ich folgte dem Geruch nach Tod zu einer ebenfalls verschlossenen Tür. Zee öffnete sie, ohne dass ich ihn bitten musste, und ich fand schließlich die Stelle, wo das Opfer umgebracht worden war. Unter den rostfarbenen Flecken, die sein Blut hinterlassen hatte, schimmerten Fliesen. Gerissene, in Leder gebundene alte Bücher, die aussahen, als wären sie schon vor der Erfindung der Druckerpresse entstanden, standen zwischen zerfledderten Taschenbüchern und Mathematik- und Biologietexten aus dem College auf Regalen an den Wänden.
    Dieser Raum war bisher der blutigste, den ich gesehen hatte – und nach dem ersten Tatort sagte das einiges. Selbst getrocknet und alt war der Blutgeruch überwältigend. Das Blut hatte Lachen gebildet, Flecken hinterlassen und war überall hingesprüht. Die unteren Bereiche der Bücherregale waren voller Spritzer. Tische waren umgestoßen worden, und eine Lampe lag zerbrochen am Boden.
    Vielleicht hätte ich es nicht bemerkt, wenn ich nicht zuvor an diese Geschöpfe gedacht hätte, aber die Person, die hier gelebt hatte, war ein Selkie gewesen. Ich war noch nie zuvor einem begegnet – jedenfalls nicht, dass ich wüsste –, aber von Besuchen in Zoos wusste ich, wie Seehunde rochen.

    Es widerstrebte mir, das Zimmer zu betreten. Normalerweise war ich nicht zimperlich, aber ich war in der letzten Zeit oft genug in Blut getreten. Wo das Blut zusammengelaufen war – in den Fugen zwischen den Fliesen, auf einem offen liegenden Buch und am Fuß eines der Regale, wo der Boden nicht vollkommen gerade war –, war es verwest und nicht getrocknet. Es roch nach Blut, Seehund und verfaulendem Fisch.
    Wenn möglich mied ich das Schlimmste und versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken, was geschehen würde, wenn das nicht ging. Nach und nach lenkte das, was meine Nase mir sagte, mich von meinem Unbehagen ab, und ich durchsuchte das Zimmer, während Zee direkt vor der Tür wartete.
    Als ich auf ihn zuging, bemerkte ich etwas. Das meiste Blut hier stammte von dem Opfer, aber auf dem Boden, direkt vor der Tür, gab es ein paar Blutstropfen, auf die das nicht zutraf.
    Wenn Zee Polizist gewesen wäre, hätte ich auf der Stelle die Gestalt gewechselt und ihm gesagt, was ich wusste. Aber ich war ziemlich sicher, was geschehen würde, wenn ich auf einen Verdächtigen hinwies.
    Werwölfe gehen mit ihren Verbrechern auf die gleiche Weise um wie das Feenvolk. Ich habe nichts dagegen, wenn Mörder getötet werden, aber wenn ich selbst die Anklägerin bin, möchte ich gerne vollkommen sicher sein, bevor ich einen Verdacht äußere. Und die Person, die ich bezichtigen würde, war ein recht unwahrscheinlicher

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