Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Halmen, bis ich auf dem festen Sandstrand stand. Immer noch konnte ich kein Ende des Wassers erkennen, dessen Wellen sich sanft am Ufer brachen. Ich beobachtete diese Wellen lange genug, bis die Flut herankam und meine Zehen berührte.
Das eisige Wasser erinnerte mich daran, dass ich zum Arbeiten hier war, und so schön und unmöglich dieser Ort auch sein mochte, ich würde hier wohl kaum einen Mörder finden. Ich konnte nichts anderes riechen als See und Sand. Also drehte ich mich um und wollte zurückkehren, bevor es wirklich dunkel wurde, aber hinter mir sah ich nur noch endlose Dünen und sanfte Hügel.
Entweder hatte der Wind meine Pfotenabdrücke weggewischt, während ich das Wasser betrachtet hatte, oder sie waren nie da gewesen. Ich konnte nicht einmal sicher sagen, von welcher Düne ich heruntergekommen war.
Ich erstarrte, irgendwie überzeugt, dass ich, wenn ich mich auch nur einen einzigen Schritt von meinem derzeitigen Standpunkt entfernte, niemals zurückfinden würde. Der friedliche Eindruck des Ozeans war vollkommen verschwunden, und die immer noch schöne Landschaft wirkte nun eher bedrohlich.
Langsam setzte ich mich hin und schauderte in dem kalten Wind. Ich konnte nur hoffen, dass Zee mich finden würde, oder dass diese Landschaft so schnell wieder verschwand, wie sie erschienen war. Ich duckte mich, bis mein Bauch auf dem Sand lag, und behielt das Meer im Rücken.
Ich legte das Kinn auf die Vorderpfoten, schloss die Augen und dachte an Badezimmer, und dass es nach Maus riechen sollte, versuchte, das Meersalz und den Wind zu ignorieren, der an meinem Fell zerrte. Aber die Umgebung verschwand einfach nicht.
»Sieh an«, sagte eine Männerstimme. »Was haben wir denn hier? Ich habe noch nie von einem Kojoten gehört, der sich unter den Feenhügel gewagt hätte.«
Ich öffnete die Augen und fuhr herum, duckte mich in Vorbereitung auf einen Angriff oder darauf, davonzurennen – was immer angemessener sein mochte. Etwa zehn Fuß entfernt stand zwischen mir und dem Meer ein Mann und beobachtete mich. Zumindest sah er überwiegend wie ein Mann aus. Seine Stimme hatte sich normal angehört, irgendwie nach Harvard-Professor, so dass ich einen Moment brauchte, um zu erkennen, wie weit er tatsächlich vom Aussehen normaler Menschenmänner entfernt war.
Seine Augen waren grüner als das Lincolngrün, das Onkel Mike zur Uniform seiner Angestellten gemacht hatte,
so grün, dass nicht einmal die wachsende Dunkelheit die Farbe verblassen ließ. Langes, helles Haar, feucht von Salzwasser und mit Stücken von Wasserpflanzen darin, reichte ihm bis in die Kniekehlen. Er war vollkommen nackt und störte sich kein bisschen daran.
Ich konnte keine Waffen an ihm sehen. In seiner Haltung oder Stimme lag keine Aggression, aber mein Instinkt ließ all meine Alarmsirenen schrillen. Ich senkte den Kopf, behielt den Augenkontakt bei und schaffte es, nicht zu knurren.
In Kojotengestalt zu bleiben, schien das Sicherste zu sein. Vielleicht würde er glauben, dass ich tatsächlich nur ein Kojote war, der ins Badezimmer des Ermordeten und von dort aus hierhergeraten war. Nicht sehr wahrscheinlich, das musste ich zugeben. Vielleicht gab es noch andere Möglichkeiten, hierherzugelangen. Ich hatte keine Spuren von einem anderen Lebewesen gesehen, aber vielleicht würde er glauben, dass ich genau das war, wonach ich aussah.
Wir starrten einander lange an, und keiner von uns bewegte sich. Seine Haut war mehrere Schattierungen heller als sein Haar. Ich konnte die bläulichen Spuren von Adern direkt darunter sehen.
Seine Nasenlöcher zuckten, als er meinen Geruch aufnahm, aber ich wusste, dass ich wie ein Kojote roch.
Warum hatte Zee nicht ihn gebeten, ihm bei der Untersuchung zu helfen? Dieser Angehörige des Feenvolks benutzte offensichtlich seine Nase, und er kam mir alles andere als machtlos vor.
Vielleicht dachten sie, er könne der Mörder sein.
Ich ging im Kopf Märchen und Legenden durch, während
er mich weiterhin beobachtete, und versuchte, mich an alle menschlich aussehenden Wesen zu erinnern, die im oder am Meer lebten. Es gab ziemlich viele, aber nur wenige, über die ich viel wusste.
Selkies waren, soweit ich mich erinnern konnte, die Einzigen, die auch nur neutral waren. Ich glaubte nicht, dass ich hier einen Selkie vor mir hatte – vor allem, weil ich einfach nicht solches Glück haben würde –, und er roch auch nicht wie etwas, in das sich ein Säugetier verwandeln würde. Er roch kalt und nach Fisch.
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