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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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mit einem Tätscheln. »Tim unterhält mich. Ich weiß, dass du nicht viel Gelegenheit hast, mit anderen Musikern zusammenzuspielen. Also geh.«
    Samuel war nie jemand gewesen, der zu öffentlicher Zurschaustellung von Zuneigung neigte. Also überraschte es mich, als er sich über mich beugte und mir einen Kuss mit offenem Mund verpasste, der anfangs nur als Demonstration
gegenüber Tim gedacht war, aber so blieb es nicht sehr lange.
    Einer der Vorteile eines langen Lebens, hatte Samuel mir einmal gesagt, bestand darin, dass man viel Zeit zum Üben hatte.
    Er roch, wie Samuel immer roch. Sauber und frisch, und obwohl er längere Zeit nicht mehr in Montana gewesen war, auch nach Zuhause. Viel besser als Tims Aftershave.
    Und dennoch … und dennoch.
    An diesem Nachmittag war mir bei dem Gespräch mit Honey endlich klar geworden, dass eine Beziehung zwischen mir und Samuel nicht funktionieren würde. Das beeinflusste nun auch mehrere andere Dinge.
    Ich liebte Samuel. Liebte ihn aus ganzem Herzen. Aber ich wollte mich nicht für den Rest meines Lebens an ihn binden. Selbst wenn es keinen Adam gegeben hätte, für mich und Samuel hätte das nichts geändert.
    Warum hatte ich also so lange gebraucht, um das zugeben zu können?
    Weil Samuel mich brauchte. In den mehr oder weniger fünfzehn Jahren, die zwischen meiner Flucht und dem vergangenen Winter lagen, war etwas in Samuel zerbrochen.
    Alte Werwölfe können labil sein. Einige werden zu Berserkern und müssen getötet werden. Andere sehnen und hungern sich zu Tode – und ein hungriger Werwolf ist etwas sehr Gefährliches.
    Samuel sagte und tat immer noch all die richtigen Dinge, aber manchmal kam es mir so vor, als folgte er dabei einem Drehbuch. Als dächte er, das hier sollte mich stören, oder ich sollte mich darum kümmern, und dann reagierte
er, aber ein winziges bisschen zu spät oder nicht ganz adäquat. Und wenn ich die Kojotin war, sagten mir ihre schärferen Instinkte, dass er nicht gesund war.
    Ich hatte mörderische Angst davor, ihm zu gestehen, dass ich ihn nicht zum Gefährten nehmen würde, weil ich befürchtete, er würde dann davonlaufen und sterben.
    Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ließen mich ein wenig heftig auf seinen Kuss reagieren.
    Ich durfte Samuel nicht verlieren.
    Er löste sich von mir, eine Spur von Überraschung im Blick. Immerhin war er ein Werwolf; zweifellos hatte er etwas von der Trauer bemerkt, die ich empfand. Ich streckte die Hand aus und berührte seine Wange.
    »Sam«, sagte ich.
    Er war wichtig für mich, und ich würde ihn verlieren. Entweder jetzt oder wenn ich uns beide zerstörte, indem ich gegen die sanfte, intensive Fürsorge ankämpfte, mit der er mich umgeben würde.
    Seine Miene war trotz seiner Überraschung triumphierend gewesen, aber sie wurde ein wenig sanfter, als ich seinen Namen sagte. »Du bist die Einzige, die mich so nennt – und nur wenn du dich wegen mir besonders sentimental fühlst«, murmelte er. »Was hast du im Sinn?«
    Manchmal ist Samuel einfach zu klug.
    »Geh spielen, Sam.« Ich schob ihn weg. »Mir geht es gut.« Ich hoffte, dass das stimmte.
    »Also gut«, sagte er leise, dann verdarb er alles, indem er Tim selbstzufrieden angrinste. »Wir unterhalten uns später.« Er hatte vor dem anderen Männchen sein Territorium markiert.
    Ich wandte mich Tim mit einem entschuldigenden Lächeln
für Samuels Verhalten zu, das erstarb, als ich seinen gekränkten Gesichtsausdruck bemerkte. Er verbarg ihn schnell wieder, aber ich wusste, was es war.
    Mist.
    Ich hatte einen Plan gehabt, aber die Diskussion hatte mich vollkommen vergessen lassen, was ich tat. Sonst wäre ich vorsichtiger gewesen. Es passiert nicht oft, dass ich meinen Uni-Abschluss in Geschichte herausholen und entstauben kann. Aber mir hätte klar sein sollen, dass das Gespräch ihm viel mehr bedeutete als mir.
    Er dachte, ich hätte mit ihm geflirtet, während ich einfach nur Spaß gehabt hatte. Und Leute wie Tim, ungelenk und bei den meisten eher unbeliebt, erleben es nicht oft, dass jemand mit ihnen flirtet. Sie wissen nicht, wann sie es ernst nehmen sollen und wann nicht.
    Wenn ich hübscher gewesen wäre, hätte ich es vielleicht eher bemerkt und wäre vorsichtiger vorgegangen – oder Tim hätte sich wachsamer verhalten. Aber eine Promenadenmischung zu sein hatte bei mir nicht zu so guten Ergebnissen geführt wie bei Adams Stellvertreter Darryl. Meine Vorfahren waren statt schwarze Stammeskrieger und Chinesen Angelsachsen und Indianer.

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