Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
fuhr los.
»Ich liebe dich« sagte er schließlich, und das klang nicht sonderlich glücklich.
»Ich weiß.« Mein Magen zog sich zusammen, und ich vergaß Tim und die Bessere Zukunft. Ich wollte es jetzt nicht tun, ich wollte es niemals tun. »Ich liebe dich auch.« Ich hörte mich nicht glücklicher an als er.
Er reckte den Hals, und ich hörte die Wirbel knacken. »Warum zerreiße ich diesen kleinen Klugscheißer also nicht in der Luft?«
Ich schluckte. War das eine Trickfrage? Gab es eine richtige Antwort?
»Äh. Du machst keinen allzu verärgerten Eindruck«, spekulierte ich.
Er schlug so schnell auf das Armaturenbrett seines sehr teuren Autos ein, dass ich nicht einmal sah, wie sich seine Hand bewegte. Wenn im Autoinneren nicht alles aus Leder gewesen wäre, hätte er das Armaturenbrett zerstört.
Ich dachte daran, einen Witz zu machen, kam aber dann zu dem Schluss, dass das hier nicht der richtige Augenblick war. Ich hatte ein klein wenig dazugelernt, seit ich sechzehn gewesen war.
»Sieht aus, als hätte ich mich geirrt«, sagte ich. Nein. Kein bisschen gelernt.
Langsam drehte er sich zu mir um, und der Ausdruck in seinen Augen war kalt wie Eis. »Lachst du über mich?«
Ich drückte die Hand auf den Mund, aber ich konnte nichts dagegen tun. Meine Schultern fingen an zu beben, weil ich plötzlich die Antwort auf seine Frage wusste. Und das verriet mir, wieso es ihn störte, dass er keine mörderische Wut empfand. Wie ich hatte auch Samuel an diesem Abend eine Erleuchtung gehabt – und er freute sich nicht darüber.
»Tut mir leid«, brachte ich schließlich hervor. »Ziemlich unangenehm, wie?«
»Was?«
»Du hattest diesen tollen Plan. Du würdest dich in meinem Haus einquartieren und mich nach und nach verführen. Aber eigentlich willst du das gar nicht so unbedingt. Was du wirklich willst, ist schmusen, spielen und mich necken.« Ich grinste ihn an, und er roch wohl die Erleichterung, die von mir ausging. »Ich bin nicht die Liebe deines Lebens, ich bin dein Rudel – und das ärgert dich wirklich.«
Er sagte etwas sehr Ungehobeltes, als er das Auto anließ – ein schönes altenglisches Wort.
Ich kicherte, und er fluchte noch einmal.
Dass er mich nicht wirklich als seine Gefährtin betrachtete, beantwortete viele Fragen. Und es sagte mir, dass
Bran, der gleichzeitig der Marrok und Samuels Vater war, doch nicht alles wusste, selbst wenn er und alle anderen das glaubten. Bran war derjenige gewesen, der mir gesagt hatte, Samuels Wolf sei zu dem Schluss gekommen, ich sei seine Gefährtin. Er hatte sich geirrt: Das würde ich ihm sofort unter die Nase reiben, wenn ich ihn das nächste Mal sah.
Jetzt wusste ich, wieso Samuel sich all diese Monate hatte beherrschen können und Adam nicht angegriffen hatte. Ich hatte Samuels Selbstbeherrschung dieser Spur von Magie zugeschrieben, die daher kommt, dominanter zu sein als die meisten anderen Wölfe auf dem Planeten. Die wirkliche Antwort lautete, dass ich nicht Samuels Gefährtin war. Und da er dominanter war als Adam, würde es auch für Adam viel einfacher sein, keinen Kampf anzufangen, wenn Samuel nicht wirklich wollte.
Samuel wollte mich nicht mehr als ich ihn – nicht auf diese Weise. Oh, auf der körperlichen Ebene funkte und kribbelte es ganz ordentlich – und das war das Rätselhafte an der Sache.
»Hey, Sam«, sagte ich. »Wenn du mich nicht als Gefährtin willst, wie kommt es dann, dass ich in Flammen aufgehe, wenn du mich küsst?« Und warum fühlte ich mich, nachdem der erste Rausch der Erleichterung vorbei war, irgendwie verschnupft, weil er mich nicht wirklich wollte?
»Wenn ich ein Mensch wäre, würde die Hitze zwischen uns genügen«, sagte er. »Aber dem verdammten Wolf tust du leid, und er hat beschlossen zurückzutreten.«
Das war noch unverständlicher. »Wie bitte?«
Er sah mich an, und ich erkannte, dass er immer noch
zornig war und seine Augen vor eisiger Wut blitzten. Samuels Wolf hat schneeweiße Augen, die in einem Menschengesicht verdammt beängstigend wirken.
»Warum bist du dann immer noch sauer?«
Er fuhr an den Rand des Highways und starrte die Lichter eines Baumarktes an. »Ich weiß, dass mein Vater viel Zeit damit verbringt, neue Wölfe davon zu überzeugen, dass der Mensch und der Wolf zwei Hälften eines Ganzen sind – aber das ist nicht wirklich wahr. Es lässt sich leichter mit dieser Idee leben, und die meiste Zeit kommt es der Wahrheit nahe genug. Aber wir unterscheiden uns, der Wolf und der
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