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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Ich habe die Züge meiner Mutter, die in den dunkleren Farben meines Vaters ein bisschen fehl am Platz wirken.
    Tim war nicht dumm. Wie die meisten Leute, die nicht so richtig dazugehören, hatte er wahrscheinlich längst gelernt, dass vermutlich ein anderes Motiv dahintersteckte, wenn eine gut aussehende Person ihm zu viel Aufmerksamkeit schenkte.
    Ich sehe nicht schlecht aus, aber schön bin ich nicht. Ich kann mich ganz gut zurechtmachen, aber meistens spare
ich mir die Mühe. An diesem Abend trug ich sauberere Kleidung, aber kein Make-up, und ich hatte auch keine besondere Sorgfalt angewandt, als ich meine Haare zu einem Zopf geflochten hatte, damit sie mir nicht ins Gesicht fielen.
    Und man hatte mir wohl deutlich angesehen, dass mir das Gespräch gefiel – bis zu dem Punkt, an dem ich vergessen hatte, dass ich eigentlich Informationen über die Bessere Zukunft sammeln wollte.
    All das ging mir in der kurzen Zeit durch den Kopf, die Tim brauchte, sich die Kränkung und den Zorn, die ich ihm angesehen hatte, aus dem Gesicht zu wischen. Aber das half mir nicht. Ich hatte keine Ahnung, wie ich aus dieser Sache wieder herauskommen sollte, ohne ihm wehzutun – was er nicht verdient hatte.
    Ich mochte ihn wirklich, verdammt noch mal. Sobald er über seine Standardreaktionen und -floskeln hinausging (was ein bisschen Anstrengung von mir gebraucht hatte), war er geistreich, klug und willens zuzugeben, dass ich Recht hatte, ohne alles in Grund und Boden zu argumentieren – besonders, wenn ich dachte, dass seine Argumente eher stimmten als meine. Was ihn zu einer besseren Person machte, als ich es war.
    »Ein bisschen besitzergreifend, wie?«, sagte er. Seine Stimme klang unbeschwert, aber seine Augen wirkten ausdruckslos.
    Auf dem Tisch lagen ein paar trockene Krümel, und ich spielte ein bisschen mit ihnen. »Normalerweise ist er nicht so schlimm, aber wir kennen uns schon sehr lange. Er weiß, wann ich Spaß habe.« Da, dachte ich, ein bisschen Balsam für sein Ego, wenn schon sonst nichts. »Ich hatte
seit dem College keine solche Debatte mehr.« Ich konnte wohl kaum erklären, dass ich nicht absichtlich geflirtet hatte, ohne uns beide in Verlegenheit zu bringen, also war das das Beste, was ich sagen konnte.
    Er lächelte ein wenig, aber das Lächeln reichte nicht bis zu den Augen. »Die meisten meiner Freunde könnten de Troyes nicht von Malory unterscheiden.«
    »Tatsächlich habe ich de Troyes nie gelesen.« Wahrscheinlich der bekannteste mittelalterliche Autor von Arthur-Geschichten. »Ich habe mich mit deutscher mittelalterlicher Literatur befasst, und de Troyes ist Franzose.«
    Er zuckte die Achseln … dann schüttelte er den Kopf und holte tief Luft. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht launisch werden oder so. Dieser Mann, der Tote … wir standen uns nicht besonders nahe oder so, aber er wurde gestern umgebracht. Man erwartet einfach nicht, dass jemand, den man kennt, umgebracht wird. Austin hat mich hergebracht, weil er dachte, wir müssten beide aus dem Haus kommen.«
    »Du kanntest diesen Mann, der im Reservat gearbeitet hat?«, fragte ich. Jetzt musste ich vorsichtig sein. Ich glaube nicht, dass meine Verbindung zu Zee nachrichtenwürdig war, aber ich wollte auch nicht lügen. Ich wollte ihm nicht noch mehr wehtun, als ich es schon getan hatte.
    Er nickte. »Er war ein ziemlicher Mistkerl, aber er hatte es nicht verdient, ermordet zu werden.«
    »Ich hörte, dass sie einen vom Feenvolk in Gewahrsam haben, den sie für den Täter halten«, sagte ich. »Ziemlich beängstigend. Das würde jeden durcheinanderbringen.«
    Er blickte mir forschend ins Gesicht, dann nickte er. »Hör mal«, sagte er, »ich sollte wahrscheinlich Austin holen
und gehen – es ist beinahe elf, und er muss morgen um sechs zur Arbeit. Aber falls du Interesse hast … ich treffe mich Mittwochabend um sechs mit ein paar Freunden. Es ist diese Woche ein bisschen merkwürdig – für gewöhnlich haben wir uns bei O’Donnell getroffen. Aber wir führen viele Gespräche über Geschichte und Folklore. Ich denke, das könnte dir gefallen.« Er zögerte, und dann fuhr er sehr schnell fort: »Die Treffen werden von der hiesigen Sektion der Bürger für eine bessere Zukunft veranstaltet.«
    Ich lehnte mich zurück. »Ich weiß nicht …«
    »Wir ziehen nicht los und werfen Bomben in Bars oder so«, sagte er. »Wir reden nur über Dinge und schreiben an unsere Abgeordneten. Viel davon ist Recherche.«
    »Ist das nicht ein bisschen seltsam

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