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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Mal wirklich als Person registrierte. »Genau«, sagte er – und gehörte mir.

    Ich fragte ihn, wo er Walisisch gelernt hatte, und er fühlte sich sichtlich wohler, als er antwortete.
    Wie viele Leute, die nicht viele Freunde haben, fehlte es ihm ein wenig an Umgangsformen, aber er war klug und unter all seiner Ernsthaftigkeit auch komisch. Samuels gewaltiges Wissen und sein Charme hatten dazu geführt, dass Tim sich verschlossen und in einen Mistkerl verwandelt hatte. Nach ein wenig Ermutigung und vielleicht zwei Gläsern Bier, die er getrunken hatte, entspannte er sich und versuchte nicht mehr, mich beeindrucken zu wollen. Bevor ich es wusste, hatte ich eine Weile vergessen, dass ich Hintergedanken hatte und eine lebhafte Auseinandersetzung über die Geschichten begonnen, die sich um König Arthur ranken.
    »Die Geschichten gingen vom Hof von Eleonore von Aquitanien aus. Sie sollten die Männer belehren, wie man sich zivilisiert benimmt«, sagte Tim.
    Ein Mann mit mehr Lautstärke als Stimme rief auf der anderen Seite des Raums: »Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste!«
    »Klar doch«, sagte ich. »Betrüge deinen Mann und deinen besten Freund. Wahre Liebe findet man nur im Ehebruch. Alles gutes, zivilisiertes Verhalten.«
    Tim lächelte über meine Bemerkung, aber er musste warten, bis der ganze Raum geantwortet hatte. »Jo ho ho, und ’ne Buddel voll Rum.«
    »Nicht das«, sagte er. »Es ging darum, dass die Leute versuchen sollten, sich zu bessern und das Richtige zu tun.«
    »Fünfzehn Mann schrieb der Teufel auf die Liste.«
    Ich musste mich beeilen, um dem Refrain zuvorzukommen.
»Schlaf mit deiner Schwester und läute damit deinen Absturz ein?«
    »Jo ho ho, und ’ne Buddel voll Rum.«
    Er schnaubte frustriert. »Arthurs Geschichte ist nicht die einzige in diesem Zyklus oder auch nur die wichtigste. Parzival, Gawain und ein halbes Dutzend andere waren beliebter.«
    »Also gut«, sagte ich. Wir hatten unseren Rhythmus gefunden und ich fing an, die Musik vollkommen auszublenden. »Die heroischen Taten als Vorbild gestehe ich dir zu, aber die Bilder, die diese Geschichten von Frauen zeichneten, passten genau zu denen der Kirche. Frauen führen Männer auf den falschen Weg, und sie betrügen sie, sobald man ihnen vertraut.« Er setzte dazu an, etwas zu sagen, aber ich war mitten in einem Gedanken und wartete nicht. »Aber das ist nicht ihre Schuld – es ist einfach nur, was Frauen eben tun, wegen ihres schwächeren Wesens.« Tatsächlich wusste ich es besser, aber es machte Spaß, eine Tirade vom Stapel zu lassen.
    »Das ist zu vereinfachend!«, stellte er hitzig fest. »Die populären Versionen aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ignorierten vielleicht wirklich die meisten interessanteren Frauengestalten. Aber wenn du einige der Originalautoren liest wie Hartmann von Aue oder Wolfram von Eschenbach, hört es sich schon anders an. Dort sind die Frauen Personen, nicht nur Spiegelungen von Kirchenpolemik.«
    »Eschenbach ja«, gab ich zu. »Aber von Aue – nein. Sein Iwein handelt von einem Ritter, der die Abenteuer aufgab, weil er seine Frau liebte – und dafür muss er büßen. Also zieht er los und rettet Frauen, um seinen angemessenen
männlichen Status zurückzuerhalten. Bah. Niemand zieht in Erwägung, dass die Frauen sich vielleicht auch selbst retten würden.« Ich machte eine wegwerfende Geste. »Und du kannst auch nicht abstreiten, dass die wichtigsten Geschichten sich um Arthur drehen, der die schönste Frau des Landes heiratet. Sie schläft mit seinem besten Freund – und ruiniert dadurch die beiden größten Ritter, die es je gab, und ist damit für den Zusammenbruch von Camelot verantwortlich, genau wie Eva den Abstieg der Menschheit einläutete. Robin Hood war da viel besser. Maid Marian rettet sich selbst vor Sir Guy of Gisbourne, und dann tötet sie einen Hirsch und täuscht Robin, als sie sich als Mann verkleidet.«
    Er lachte, ein tiefes, angenehmes Geräusch, das ihn offenbar ebenso überraschte wie mich. »Also gut, ich gebe auf. Guinevere war es wirklich nicht wert.« Sein Lächeln verging langsam, als er hinter mich schaute.
    Samuel legte mir die Hand auf die Schulter und beugte sich dicht zu mir. »Alles in Ordnung?«
    In seiner Stimme lag eine gewisse Steifheit, die dazu führte, dass ich ihn ein wenig misstrauisch ansah.
    »Ich bin gekommen, um dich vor der Langeweile zu retten«, sagte er, aber dabei sah er Tim an.
    »Ich langweile mich nicht«, versicherte ich ihm

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